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Unser April: Was die Redaktion wichtig findet

Zum Monatsende finden Sie künftig auf SPOT stets eine sehr persönliche Zusammenfassung der Redaktion, was sie in den vergangenen Wochen beschäftigt und beeindruckt hat, was aufgefallen ist und den Blick lenkte. Viel Spaß dabei!

Keine Frage: „Chantal im Märchenland“ ist der große Gewinner im Monat April (Credit: Constantin)

Marc Mensch, Chefredaktion

Kann das jetzt tatsächlich schon ein Monat gewesen sein? 🧐Ein ganzer Monat, seit wir den Schalter für SPOT umgelegt haben? Die vergangenen Wochen sind wahrlich (und in Teilen auch buchstäblich) wie im Flug vergangen – wobei ich zuletzt unweigerlich an den unvergessenen Dieter Buchwald denken musste, der selbst USA-Reisen nur mit Handgepäck antrat. Er wusste schon, wieso…💼

Back-to-back mit Live-Berichterstattung von zwei ganz großen Kino-Leitmessen einzusteigen, war durchaus intensiv. Vor allem aber (und das ist es, was Zeit bekanntlich rasen lässt) war es ein großes Vergnügen. Es macht uns einfach auch Spaß, über und vor allem FÜR diese Branche zu schreiben. 

Nicht dass jede Meldung für sich genommen Vergnügen bereitet hätte. Ganz im Gegenteil. Konnte das erste Quartal bei lediglich minimalem Minus zum Vorjahr die Erwartungen noch übertreffen, sorgte unser „Startmonat“ mit seinen Wetterkapriolen für Zahlen, an denen es wenig schönzureden gibt. Und während wir die Branche aus voller Überzeugung in ihren Appellen an BKM und Bundesregierung unterstützen, die Förderreform zu jenem Erfolg zu führen, der bei Umsetzung ambitionierter Planungen zu winken verspricht (im Sinne der Kinos sei an dieser Stelle noch einmal auf den klar belegten Zusammenhang zwischen Investitionen und Publikumszuspruch verwiesen), dringen aus Berlin Gerüchte an unsere Ohren, die mit „beunruhigend“ noch zu milde beschrieben wären. Geht es jetzt schon nur noch darum, WER den schwarzen Peter zugeschoben bekommt? Ich will es nicht hoffen, nehme aber doch immer wieder zur Kenntnis (dass da nicht „erstaunt“ steht, ist Absicht…), wie sehr die Trennlinien zwischen Koalition und Opposition manchmal zu verschwinden scheinen. Nicht im positiven Sinne, versteht sich.

Aber lenken wir den Blick doch auf positive Dinge – und zu diesen zählte nicht zuletzt der Geist, der sowohl auf der CinemaCon als auch beim HDF-Kongress zu spüren war. Keine Frage: Beide Messen zeigten schon rein äußerlich, dass 2024 nicht das Jahr der dauerhaft positiven Schlagzeilen ist. Aber beide standen für Optimismus, Aufbruch, große und großartige Erlebnisse. Für uns Anlass genug, Ihnen die breiteste Berichterstattung von vor Ort zu bieten, die sie zu diesen Anlässen finden können. Nach Las Vegas geht es hier, nach Baden-Baden hier. Und auch wenn es Teil des CinemaCon-Specials ist: Auf das großartige Exklusivgespräch mit der The Fithian Group weise ich gerne noch einmal gesondert hin. Dort will man nur mit Kunden bzw. Partnern arbeiten, die Kino als Wachstumsmarkt sehen. Tolle Ansage! 💥

Nun, spannende, interessante und (hoffentlich) auch unterhaltsame Geschichten gab es in diesem Monat unzählige. Erst recht einem Monat, der mit Meldungen um den Verkauf von Leonine und neuen Entwicklungen beim angestrebten Verkauf von Paramount endet. Wir ließen uns von den großartigen Lola-Nominierten in den Bann schlagen, haben uns mit Jubilaren wie Gregory Theile gefreut, sind ob des Weinstein-Spruchs erschrocken. Und trauern um Michael Verhoeven. Wir denken, einen guten Start hingelegt zu haben – und wir versprechen: Das war wirklich erst der Anfang! Denn worauf wir uns jetzt auch schon freuen, ist der nächste branchenbekannte Neuzugang: Am 2. Mai erfahren Sie mehr! 🥅

Mein Film des Monats:
Civil War“: Meine erste Mehrfachsichtung dieses Kinojahres. Intensiv, packend, beklemmend, klug. Und nebenbei mit herausragender Atmos-Abmischung gesegnet.

„Civil War“ (Credit: DCM / A24)

Barbara Schuster, Chefredaktion

So viele Themen, so wenig Zeit. Und jetzt auch noch meine Highlights für April. Weil ich weiß, dass sich die Kollegen ohnehin wieder einen Wolf schreiben werden, da sie offenbar der festen Überzeugung sind, nach Wortmenge bezahlt zu werden, nehmen Sie es mir hoffentlich nicht übel, wenn ich mich kurz fasse? Steht sonst noch so viel auf der aktuellen To-Do-Liste…📝

LOLA olé
Ein toller Nominiertentag war das am 13. April in Berlin! Gerade weil es so spannend war, einmal quer durch die Gewerke Gespräche zu führen und an Roundtables zu sitzen. Bringt einem den deutschen Film näher, weil einem die Kreativen näherkommen. Gute Sache. In drei Tagen zählt’s dann. Ich drücke die Daumen. 🤞🏼

Netflix okay
Der April scheint sich für Netflix zum Wonnemonat zu entwickeln. Im letzten Jahr sind zu diesem Zeitpunkt mit „Beef“ und „The Diplomat“ die beiden stärksten internationalen Serien der Plattform gestartet, dieses Jahr ist es wieder ein Duo, das mich strahlen lässt. „Ripley“ hatte ich auf dem Schirm, weil… naja, Ripley (plus Andrew Scott, plus Dakota Fanning und Johnny Flynn, plus Steven Zaillian, plus Kamera von Robert Elswit, plus Locations in Italien)… und wurde nicht enttäuscht. Aber „Baby Reindeer“? Wo kam das denn her? Der diesjährige „I May Destroy You“. Begeisterung. 😍😍

„Challengers“ ja eh 🎾
Allzu viele prickelnde Filmstarts gab es nicht in diesem Monat. Mit „Godzilla“ dürfen gerne die Jungs spielen. Ich hatte mich auf „Challengers – Rivalen“ gefreut, in Wahrheit schon seit der Ankündigung, dass der Film von Luca Guadagnino die Mostra in Venedig eröffnen sollte. Hat nun noch ein paar Monate gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt: Was für ein ungewöhnlicher, exzentrischer Film! Passt aber super in diesen Monat der ungewöhnlichen, exzentrischen Filme: „Sterben“, „Civil War“, „Morgen ist auch noch ein Tag“. Deshalb muss ich einräumen: Allzu viele prickelnde Filmstarts mag es nicht gegeben haben in diesem Monat – aber für mich war es dennoch ein starker Monat!

Mein Film des Monats:
Sterben“ – Richtig lebendig fühlt man sich nur, wenn man „Sterben“ sieht.

„Sterben“ (Credit: Port au Prince, Senator Film, Schwarzweiss Film, Wild Bunch; Foto: Peter Hartwig)

Thomas Schultze, Chefredaktion

Der Trubel um Cannes🌴🌴
Man kann es drehen, man kann es wenden. Man kann abschätzig tun, man kann Erbsen zählen und Korinthen kacken. Man wird am Ende aber nicht darum herumkommen zu sagen: Das Festival de Cannes ist unverändert Nummer eins, eines der beiden großen A-Festivals, um die sich die Kinowelt dreht (und um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: die Mostra in Venedig ist das andere). Wenn überhaupt, ist sein Ausnahmestatus seit Corona noch größer geworden, hat sich die Bedeutung für das Weltkino noch stärker verdichtet. Und natürlich liegt automatisch gleich ein noch größerer Fokus auf Cannes, wenn es im Vorjahr mit den beiden Hauptgewinnern „Anatomie eines Falls“ und „The Zone of Interest“ nicht nur zwei Ausnahmefilme hervorgebracht hat (beide übrigens mit Sandra Hüller in der Hauptrolle, um das noch einmal angemerkt zu haben), die schließlich auch bei den Oscars siegreich waren, sondern auch noch an den Kinokassen reüssieren konnten (und „Killers of the Flower Moon“ sollte man auch nicht vergessen!). Das Arthouse ist zurück, Baby! Also Blick nach vorn, nach Cannes, auf ein den Namen nach spektakuläres Angebot. Es wird sein wie immer: Man reist an wegen Coppola, Lanthimos, Costner und Miller, man reist ab mit vielen neuen Erfahrungen und Entdeckungen und Lieblingen, die man aktuell noch gar nicht wirklich auf dem Schirm hat. Wer dann drin ist, ist drin. Und natürlich wird SPOT von dort berichten, live, zeitnah und direkt mit dabei. 😎

Der Trouble um Paramount
Pass the Popcorn! Wenn schon kaum große und unterhaltsame Filme aus Hollywood kommen (April war ECHT mau), kann man sich darauf verlassen, dass es hinter den Kulissen kracht. Natürlich war es auch von Bedeutung, dass Participant Media nach mehr als 20 Jahren den Stecker ziehen musste, aber wenig hat mehr Unterhaltungspotenzial als das Ringen darum, wer Paramount Global von National Amusements übernehmen kann. Hat alles: Spannung, Cliffhanger, spannende Wendungen, Deus ex Machina. Wild. Und wenn man schon dachte, dass alles eingetütet sei, Skydance das Rennen gemacht hätte, tauchen wieder die längst aus dem Rennen ausgeschieden geglaubten Apollo Media auf, diesmal mit Sony als Wingman im Gepäck. Ändert nur aktuell nichts: Die Verhandlungen mit Skydance schreiten voran, wurden noch einmal nachgebessert, „letztes und bestes Angebot“. David Ellison weiß immerhin schon, dass er, wenn er Paramount erst einmal übernommen hat, immer das Gespräch mit Sony suchen kann, die klug und vorsichtig schon einmal „Hallo“ gewunken haben. Ruf mal an, wenn du magst! ☎️

Der Wirbel mit „Chantal“ 🦄
Ob die Zahlen nun den hohen Erwartungen tatsächlich entsprechen, lässt sich aus der Ferne nur schwer beurteilen. Spielt auch keine Rolle. Das Narrativ von „Chantal im Märchenland“ ist jedenfalls positiv: Wenn Bora Dagtekins Film nicht gewesen wäre, hätte es zappenduster ausgesehen für die Kinos in den letzten Wochen. Sonnenschein am Wochenende (vier von fünf Mal!) plus Produktdürre – das wäre tödlich gewesen. „Chantal“ hat dagegen für Leben gesorgt und die eine oder andere schöne Bestmarke erzielt: Bester Start eines deutschen Films seit dem letzten Bora Dagtekin (der wiederum den besten Start eines deutschen Films seit dem davor letzten Bora Dagtekin gehabt hatte), bester Start eines deutschen Films seit Corona, zweitbeste Gesamtzahlen eines deutschen Films seit Corona (und noch Luft nach oben), zweiterfolgreichster Film in diesem Jahr, fünfmal in Folge Nummer eins. Damit lässt sich leben.

Das Wunder von Las Vegas 💰
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Nach Las Vegas auf die CinemaCon fährt man, um Energie und Zuversicht zu tanken und sich danach mit neuem Optimismus in die Herausforderungen des Jahres zu stürzen (siehe Beitrag meines Kollegen Marc Mensch). Und man reist einmal um die halbe Welt, weil man endlich erstmals Szenen sieht von den Filmen, die die kommenden Monate bestimmen werden. War auch diesmal wieder so. Am nachhaltigsten: eine Bilderabfolge aus „Gladiator II“ mit Nashörnern, Haifischen und Kampfaffen. Wenn Ridley Scotts Fortsetzung seines Oscarerfolgs von vor 24 Jahren im November durch die Decke geht, wird man sich erinnern: In Las Vegas fing das an – mittlerweile gibt es auch noch Berichte von Test-Screenings, die die Aussicht nahelegen, dass Sir Ridley mit 86 Jahren noch einmal einen Blockbuster an den Start bringt. Hut ab, Mister Scott. 🎠

Das Verwundern auf der heimischen Couch 🛋️
Habe ich nicht kommen sehen. Sage ich nicht oft (und gebe es noch seltener zu). In diesem Monat ist es mir in der Fülle an Ereignissen und neuem Produkt gleich zweimal passiert. Ich senke mein Haupt in Scham. Aber zuerst „Fallout“ und dann „Baby Reindeer“ wurden weltweite Hits, ohne dass ich sie auch nur im Entferntesten auf dem Schirm hatte. Bei der Sichtung muss man eingestehen: Beide haben die Begeisterung verdient. Punkt. Hätte ja auch mal jemand Bescheid geben können.

Mein Film/Serie des Monats:
Mein kleines Dreigestirn: „Sterben“ – Film des Jahres bisher. „Challengers – Rivalen“ – Hatte vieles erwartet – das nicht: anders, exzentrisch, visionär, sexy. Was Kino alles kann! „Ripley“ – Wird bei Netflix wahrscheinlich als Flop abgehakt. Die Miniserie von Steven Zaillian hinterließ in den Charts jedenfalls keinen großen Eindruck. Bei mir schon. Baden will man in den süffigen Bildern von Robert Elswit. Hätte ich mir als Neunstünder auch im Kino angesehen. Und keine Sekunde gelangweilt. 

„Challengers“ (Credit: © 2023 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.)

Michael Müller, Redakteur

Der Nominierten-Tag des Deutschen Filmpreises in Berlin
Ich mochte es sehr gerne, bei der „Future Video“-Konferenz der Medientage München oder für Hintergrundgespräche im April unterwegs gewesen zu sein. Aber der Nominierten-Tag des Deutschen Filmpreises in Berlin ragte dann doch als Highlight heraus: Nicht nur wegen der vielen spannenden Persönlichkeiten, die man vor Ort kennenlernen und befragen durfte, sondern auch, weil der Wecker schon um 3.40 Uhr in der Nacht klingelte und die immer bestens vorbereitete Kollegin Barbara Schuster dabei war. 👩🏼‍💻

Mit Original-Quellen bei den TV-Einschaltquoten arbeiten 🌊
Ich liebe Filmfestivals, weil man im Kinosaal einer der Ersten ist, der in die Bilderwellen eintaucht und sich so eine eigene Meinung bilden kann, bevor alle anderen einem sagen wollen, was man zu denken hat. Das schätze ich jetzt auch an der Arbeit mit den Daten der AGF zu den täglichen TV-Einschaltquoten. Zudem habe ich mir für das Jahr vorgenommen, die immer wichtiger werdende erweiterte Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen besonders unter die Lupe zu nehmen. Das geht nur mit eigenen Daten, die wir bei SPOT jetzt haben. 🔢

Die Prime-Video-Serie „Fallout“
Neben dem redaktionellen Alltagsstress Zeit für vielstündige Serienstaffeln zu finden, gehört zu den schönen Herausforderungen dieses Berufs. Umso mehr genieße ich es, wenn mich nicht das Arbeitsethos zum Bingen einer neuen Serie, sondern die pure Lust am Format dazu treibt. Im April geschehen bei der Prime-Video-Serie „Fallout“, dieser extrem unterhaltsamen postapokalyptischen Variation auf „The Good, the Bad and the Ugly“. Wenn die Welt schon untergeht, dann doch bitte so! 😂

Fortschritt
Wir sind mit einem Soft-Launch rausgegangen, weil wir schnell für die Branche wieder da sein wollten. Das heißt: Es kann noch gar nicht alles so funktionieren, wie wir uns das bei SPOT vorstellen. Aber es macht sehr viel Spaß, die fast täglichen Verbesserungen auf der Seite mitzugestalten. Das befördert die eigene Kreativität und hält die Motivation hoch. 🤩

Meine Serie des Monats:
Player of Ibiza“ – Die Kleinen Brüder liefern wieder groß ab. Ihre in Lille Weltpremiere gefeiert habende Mockumentary-Comedy ist mit fünf Episoden viel zu kurz!

NDR-Serie der Kleinen Brüder
„Player of Ibiza“ (Credit: NDR/Hannah Aders)