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Unser MAI: Was die Redaktion wichtig findet

Zum Monatsende finden Sie künftig auf SPOT stets eine sehr persönliche Zusammenfassung der Redaktion, was sie in den vergangenen Wochen beschäftigt und beeindruckt hat, was aufgefallen ist und den Blick lenkte. Viel Spaß dabei!

Mohammad Rasoulof stellt sich den Fotografen in Cannes (Credit: Imago / Bestimage)

Marc Mensch, Chefredaktion

Nun liegt er also auch schon hinter uns. Der Wonnemonat, der diesen Namen nun wirklich nicht verdiente. Überdurchschnittliche Hitze oder Hochwasser schienen (gefühlt) über weite Strecken die beiden einzigen Wetteralternativen zu lauten. Genügend Alternativen auf der Leinwand schien unterdessen jedenfalls das Publikum nicht zu sehen. Die Kinozahlen im Mai waren schlecht. Schlicht und ergreifend. Da hilft es auch nicht, bemüht Zahlen mit wahllosen Superlativen hochzujazzen – Sie selbst wissen die Ergebnisse schließlich einzuordnen. Wenn es ein Film mit nur gut 4000 Besuchen ernsthaft zum zweitstärksten Neustart im Gesamtmarkt (!) schaffen kann, sagt das im Prinzip alles über die jüngste Programmflaute aus. Dass diese nicht überraschend kam, macht die letzten Wochen natürlich erst einmal nicht besser. Dennoch ist die Einordnung anhand der schwierigen Rahmenbedingungen entscheidend – selbst wenn man behaupten könnte, dass die Erwartungen trotz letzterer zumindest ein klein wenig höher lagen. Ist es also an der Zeit, Klagelieder anzustimmen, zumal die EM-Wochen erst noch bevorstehen? 

Als Antwort auf diese Frage sei schlicht auf einige der vielen inspirierenden Gespräche verwiesen, die ich im Mai führen konnte. Mit Thomas Beranek, der als Chefanalyst bei Gower Street keinen Grund sieht, den optimistischen Blick nach vorne zu korrigieren. Mit Marius Lochmann, dessen Familie ein Investitionstempo und -volumen hinlegt, dass es sich gewaschen hat. Mit Kim Ludolf KochDetlef Bell und Thomas Limmer von Cineplex Deutschland, die SPOT exklusive Einblicke in den Erfolg des Loyalty-Programms Cineplex Plus gaben und dabei gleich auch noch spannende Pläne skizzierten. Mit Claudia Overath, deren Begeisterung für das Projekt Kino&Ich einfach ansteckend ist. Oder mit Oliver Flothkötter, der als Jahrgangsbester im rmc-Fernstudium für Filmtheatermanagement nicht nur eine Vision hat – sondern für diese auch eintritt. Dass sich Filme wie „Alles steht Kopf 2“ und „Deadpool & Wolverine“ in den USA mit tollen Prognosen bzw. Vorverkäufen ankündigen, sei an dieser Stelle natürlich auch erwähnt.

Eher ein Fall für manches Klagelied war unterdessen eines der beherrschenden Themen (auch) im Mai: die Förderreform. Was im Regierungsentwurf für das Filmförderungsgesetz stehen würde, konnten Sie vorab exklusiv bei SPOT lesen – vielen Dank an dieser Stelle auch für das enorm positive Feedback zu unserer Analyse! Weniger positiv fielen erste Reaktionen der Verleiher auf ein Gesetzeswerk aus, das im Schatten eines zentralen Problems steht: Es kann angesichts der Unwägbarkeiten bei den anderen Fördersäulen derzeit im Prinzip nur isoliert bewertet werden – und wie kritisch diese Bewertung ausfällt, lesen Sie in ausführlichen Beiträgen zu den Positionen von AllScreens und AG Verleih. Natürlich kommt auch der Hoffnungsschimmer in Form der aktuellen Debatten rund um das Filmförderzulagengesetz bei uns ebenso wenig zu kurz wie der analytische Blick auf die ersten Dokumente zur jurybasierten Filmförderung oder die Einschätzung von Kinoseite. Und mit einem wunderbar offenen Interview machte Antje Schlag aus Agentursicht deutlich, was bei dieser Reform auf dem Spiel steht. 

Der Mai war selbstverständlich auch der Monat des Deutschen Filmpreises – und damit eines weiteren zentralen Branchenevents, das SPOT konkurrenzlos ausführlich begleitete. Nicht zuletzt vor der Leistung meiner lieben Kolleginnen und Kollegen, die den Nominierten schon in den Wochen vor der Verleihung den roten Teppich ausrollten, kann ich – wenngleich nun nicht unbedingt unterbeschäftigt – nur den Hut ziehen! Von einer Verleihung, die ich mir rein persönlich vielleicht ein wenig unterhaltsamer gewünscht hätte, habe ich vor allem zwei Dinge mitgenommen. Margot Friedländers Appell, mit dem wirklich alles zu jeder Zeit gesagt sein sollte: „Seid Menschen!“ Und die Freude darüber, dass mit „Sterben“ erneut ein großer Preisträger ganz offensichtlich auch an der Kinokasse von den Auszeichnungen profitieren konnte. So soll es sein. Denn auch wenn das FFG isoliert betrachtet eine andere Denkweise vermitteln mag: Nur Filme, die die Menschen auch erreichen, können diesen ihre preiswürdigen Inhalte vermitteln.

Vermittelt hat uns (und Ihnen) unterdessen Thomas Schultze das Festival in Cannes. Wie schnell, ausführlich und analytisch er das tat? Sehen Sie selbst. Übrigens auch (ergänzend!) auf unserem Instagram-Kanal

Und sonst so? Vergisst man angesichts der Fülle an behandelt Themen sicherlich eines, das einem persönlich wichtig war. Auf jeden Fall haben wir uns darüber amüsiert, wie verlässlich manche Medien auf neue Spitzen von Netflix-CEO Ted Sarandos angesprungen sind. Wir haben uns gefreut, mit der neuen Fieldfisher-Kolumne wichtige Themen (aktuell generative KI) künftig aus der Sicht von Rechtsexperten beleuchten zu lassen. Wir wissen jetzt: Laupheim ist wirklich eine Reise wert (auch wenn deren Fortsetzung auf der A8 vor dem Pfingstwochenende eher ein Fall für den ganz besonders dicken Geduldsfaden – auch bei unseren Terminen – war…) – und wir gratulieren Martin Moszkowicz herzlich zum Carl-Laemmle-Preis.  

Abschließend freuen wir uns natürlich darüber, unlängst unser Abo-Modell an den Start gebracht zu haben. Und danken Ihnen für Ihr Vertrauen. SPOT und seine Angebote wachsen weiter – versprochen!

Mein Film des Monats:
War diesmal tatsächlich ein Klassiker. So viel Spaß ich bei „The Fall Guy“, „Furiosa: A Mad Max Saga“ und (dem nachgeholten) „Andrea lässt sich scheiden“ auch hatte: Gegen eines meiner liebsten Werke von James Cameron machten sie leider keinen Stich. Wer nicht glaubt, dass qualitativ Welten zwischen Streaming und einer UHD-Scheibe liegen (vom Kino jetzt natürlich ganz zu schweigen), möge es mir gleichtun – und die unlängst auf Disc veröffentlichte 4K-Fassung von „The Abyss“ in den Player (in meinem Fall eine Xbox Series X) legen. Gefolgt von „Aliens“ und „True Lies“…

„Maxton Hall“ (Credit: Prime Video)

Barbara Schuster, Chefredaktion

SPOTCAST Filmfrauen
In die Welt der Podcasts habe ich mich mit der Gründung von SPOT mit viel Elan hineingeworfen. Meine Ausrichtung ist klar: Bei mir kommen nur Frauen aus der Branche zu Wort. Und wie viel Spaß macht das! Der Monat begann mit Anne Leppin, der Geschäftsführerin der Deutschen Filmakademie. Das hat super gepasst und bereicherte unsere umfangreiche Berichterstattung zum Deutschen Filmpreis mit Audiofeed. Es folgten Agentin Zetha Asafu-Adjaye, Autorin und Filmemacherin Pauline Roenneberg und „Kieft-Spross“ Leonie Günther von der Filmpalast-Gruppe. Sogar eine Xtra-Folge war drin mit Ceylan Yildirim von UFA, die hinter dem Mega-Hit „Maxton Hall“ steht (ich freue mich SEHR auf Staffel zwei, liebe Ceylan!!). Ich bin jetzt schon gespannt, auf welches Mosaik ich am Jahresende zurückblicken kann. Denn mir ist wichtig, für ALLE weiblichen Stimmen in der Branche ein Ohr zu haben und in so viele verschiedene Bereiche wie möglich hineinzuhören – im wahrsten Sinne des Wortes. Langweilig wird das nie. Ich gestehe aber auch, dass ich ohne meinen Sohn aufgeschmissen wäre bei der Produktion der Files. Er mixt und mischt, schnipselt und setzt zusammen. Und hat mir auch den Jingle komponiert! Danke lieber Theo – du bleibst der einzige Mann an Bord dieses Formats 😉 🦸🏼‍♂️

Crossing Borders 
Nicht selten sind vermeintlich kleine Themen augenöffnend. Spannend war für mich, durch die Gespräche mit Florian Höhr von Nippon Connection und mit Ola Staszel vom Neiße Filmfestival etwas über die Filmwirtschaften in Japan beziehungsweise Tschechien & Polen erfahren zu haben. Es hört sich abenteuerlich an, dass in Japan sogenannte „Production Committees“, zu denen auch wichtige Sponsoren gehören, ohne die die Filme nicht finanziert werden könnten, bei kreativen Entscheidungen Mitspracherecht haben. Renommierte japanische Filmschaffende wie Hirokazu Koreeda sprechen sich schon lange für die Etablierung eines normalen Filmfördersystems aus… Findet ein „normales“ Filmfördersystem in einem von einer rechtsnationalen Partei dominierten Land wie Polen statt, hat das aber auch kein Gutes. Das erzählte Ola Staszel.

Vorfreude
Bereits im Mai war das Filmfest München sehr präsent: Es ploppten tolle Neuigkeiten auf, die die Vorfreude auf den Start der 41. Ausgabe am 28. Juni noch steigerten. Super Eröffnungsfilm. Check. Super Cine Merit Award Preisträgerinnnen. Check. Super Reihe Neues Deutsches Kino. Check. Super Reihe Neues Deutsches Fernsehen. Check. Super Format auf YouTube „Und du so?“. Check. Super Programmerteam. Check. Und am allersupersten: Julia & Christoph in unserem Insta-Clip aus Cannes. 🥰

Mein Film des Monats:
„Robot Dreams“
: Ein zutiefst zu Herzen gehendes Kleinod über die Freundschaft.

Meine Serie des Monats
Guilty pleasure „Maxton Hall”. Ich konnte nicht anders als mitfiebern: Kommen sie denn jetzt endlich zusammen…

Jacques Audiards „Emilia Pérez“ (Credit: Shanna Besson)

Thomas Schultze, Chefredaktion

Cannestastisch
Wenn das größte Filmfestival der Welt mitten im Mai zwölf Tage Körper und Kopf vereinnahmt, dann bleibt einem wenig anderes übrig, als das Festival de Cannes als entscheidende Erfahrung des Monats in den Mittelpunkt eines persönlichen Rückblicks zu rücken. Natürlich war es eine kuriose, fast schizophrene Erfahrung, mit allen Sinnen einzutauchen in all das Gute und Aufregende, das das Kino zu bieten hat, beseelt zu werden von all diesen neuen filmischen Erfahrungen und Entdeckungen – und gleichzeitig mitzuerleben, wie das Boxoffice weltweit mit voller Kanne die Folgen der beiden, sechs Monate währenden Streiks zu spüren bekommt (dazu in einem anderen Beitrag mehr). Als schwämme man einer Insel der Glückseligen, fernab der Realität. Das tat gut. Zumal das Festival in den ersten Tagen nicht so aussah, als könne es an den Jahrgang 2023 anschließen, also den mit „Anatomie eines Falls“, „The Zone of Interest“, „Killers of the Flower Moon“ und „Perfect Days“, allesamt gelobt von der Kritik und später in der Kinoauswertung in Deutschland erfolgreicher als alle bisherigen Titel des Kinosommers. Und dann platzte der Knoten, dann kamen „Emilia Pérez“, „The Substance“, „The Apprentice“, „Anora“ und „The Seed of the Sacred Fig”. Auf einmal schien alles wieder möglich, auch was die spätere Kinoauswertung und die irgendwann auch einmal wieder bevorstehende Oscarsaison anbetrifft. Auch der Markt kam irgendwann in die Gänge, später als sonst, aber was man so hört, haben auch die Deutschen üppig Abschlüsse gemacht. Am Ende habe ich es auf 31 Filme geschafft, 28 davon sofort besprochen und Sie, geschätzte Leser:innen, immer so zeitnah wie möglich auf dem Laufenden gehalten. Und hoffentlich ein bisschen was von der Aufbruchsstimmung transportieren können, die lebte an der Croisette, von der Zuversicht und dem festen Glauben an die Zukunft des Kinos, der gemeinhin herrschte.

Sommer-Bummer
Wie sagt man’s am besten, ohne gleich rüberzukommen, als erwarte man stündlich, der Himmel könne uns auf den Kopf stürzen? MAYPOCALYPSE? Zu hart? Richard Rushfield von The Ankler hat den Begriff benutzt für seine ernüchternde Analyse der Zahlen im Mai, die den Kinos die Stimmung verhagelt haben. Weil nichts ging, sieht man einmal von den sehr soliden Ergebnissen von „Planet of the Apes: New Kingdom“ zumindest in den USA ab. Man kann natürlich auch versuchen, sich noch die bittersten Starttagzahlen schön zu schreiben und zu bejubeln, um sich lieb Kind zu machen… Aber bei wem eigentlich? Die Kinos wissen selbst, wie leer ihre Säle sind. Viel wichtiger ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren, sich um eine sachliche Analyse zu bemühen. Weil die Zahlen vom Mai, wie David Poland von The Hot Button kenntnisreich schreibt, zwar nicht gut sind, aber eben keinen Rückschluss darauf zulassen, dass es mit dem Kino bergab gehen könnte. Vielmehr konstatiert er, dass man bei genauer Betrachtung zu der Erkenntnis kommt, dass die bisherigen Sommerstarts allesamt im Rahmen ihrer Möglichkeiten funktionieren, sondern das Problem vielmehr sei, dass wegen der Streiks keine publikumsträchtigeren Filme an den Start gebracht werden konnten. Ein Produktproblem also, kein systemisches. Trotzdem: Es wäre ganz schön, wenn schnell wieder der eine oder andere Titel funktionieren würde. Es wäre gut für die Moral und gut für die Kassen. 

Mein Film des Monats:
So viel Cannes, nur was soll man nehmen? Vielleicht doch ganz einfach. Weil „Emilia Pérez“ nur fünf Minuten brauchte, um mein Favorit zu sein, der Film, den ich ins Herz schloss und bereit war, gegen alle Hater zu verteidigen. Jacques Audiard ist es tatsächlich gelungen, das Genre des Musicals neu zu denken. Und wie Zoe Saldaña sich bewegt, vergisst man nie mehr. Meine persönlichen Entdeckungen will ich auch nicht verhehlen: Payal Kapadias „All We Imagine As Light“ und Halfdan Ullmann Trøndels „Armand“ sind umwerfend.

Netflix-Hit „Liebes Kind“ (Credit: Netflix)

Michael Müller, Redakteur TV & Streaming

Artikel und Beiträge, die Spaß machen und Resonanz finden
Ich habe mich über die Jahre in das Zahlenwerk von Netflix nicht nur in den Quartalsberichten, sondern vor allem auch bei den wöchentlichen weltweiten Chartslisten reingefuchst. Deswegen amüsierte es mich regelrecht, als der nahezu komplett veröffentlichte Datensatz zum ersten Halbjahr 2023 als solche Revolution von Medien verkauft wurde, die gar nicht wissen, dass es die Wochenlisten gibt. Denn dort hätte man schon ein halbes Jahr früher lesen können, welche Serien und Filme erfolgreich waren. Gleichzeitig schätze ich die Transparenz des Streamers. Und es freut mich, auf welche Resonanz mein Artikel zur Netflix-Auswertung des zweiten Halbjahres 2023 gestoßen ist, bei der die weltweiten Erfolge der deutschen Formate „Liebes Kind“ und „Paradise“ nochmal eindrucksvoll unterstrichen wurden. Fast noch mehr freut mich aber die positive Resonanz auf die Besprechung der kleinen, aber umso schöneren NDR-Serie „Festmachen“. Und wenn ich die Arbeit der Kolleg:innen loben darf: Was Thomas Schultze in Cannes beim Filmfestival an Video-Content mit tollen Branchenmenschen produzierte und auch mit der Unterstützung von Barbara Schuster auf Instagram in einer atemberaubenden Frequenz brachte, verlieh einem das Gefühl, fast selbst dabei gewesen zu sein. Wer die wichtigsten Persönlichkeiten kennenlernen will, schaut einfach beim SPOT-Instagram-Account vorbei! The place to be.

Sport bestimmt die Welt 
Das Champions-League-Finale im ZDF und die Fußball-EM sowie Olympia kommen erst noch. Aber was war das für ein geiler Sport-Monat mit unzähligen Momenten für die Ewigkeit (Jürgen Klopp, Toni Kroos, Luka Dončić). Auch wenn es die Einschaltquoten ProSiebenSat.1 noch nicht zurückzahlen, feiere ich deren Einsatz für die NBA und die Eishockey-WM und wünsche dem Unternehmen einen langen Atem. Mit Fußball ist es leicht, ein Millionen-Publikum vor den Fernseher zu bekommen. Aber ich liebe zum Beispiel auch Basti Schwele und Rick Goldmann als Eishockey-Kommentatoren, die immer bestens vorbereitet sind, massig Kompetenz mitbringen, aber auch ein hohes Unterhaltungslevel liefern, so dass man eben nicht nur die WM-Partien mit deutscher Beteiligung schaut. Vor allem emotional gehören die beiden über alle Sportarten hinweg zum Nonplusultra der Kommentatoren-Klasse, die es aktuell gibt. Ich mag aber auch die Geschichte von RTL, die sich die im Schatten der Champions League stehende Europa League einkauften und jetzt gleich mit zwei deutschen Mannschaften und deren Heldenreisen bei den Einschaltquoten so belohnt wurden.  

Film des Monats:
Ich habe die klassische RomCom „Ein Herz und eine Krone“ mit Audrey Hepburn und Gregory Peck nach vielen Jahren am Feiertag auf 3sat wiedergesehen. In Erinnerung hatte ich sie als etwas zu verkitscht und simpel, gerade wenn ich es mit den Billy-Wilder-Filmen der damaligen Zeit verglich. Heute weiß ich: William Wyler lieferte hier auch wahnsinnig gut ab. Die wunderschönen Schwarzweiß-Bilder, die Klarheit der Szenerien, wie Hepburn und Peck miteinander agieren, wie mit Wissen und Nicht-Wissen gespielt wird, wie atmosphärisch das an Originalschauplätzen gefilmt ist. Das Werk ist jetzt nicht mehr als Vespa-Mädchen-Märchen, sondern als einer der großen Filme der 1950er-Jahre in meinem Gedächtnis abgespeichert.

„The Fall Guy“ (Credit: Universal)

Jochen Müller, Redakteur

Die Verleihung des Deutschen Filmpreises
Gerade einmal drei Tage bei SPOT media & film an Bord, wartete auch schon das erste Highlight auf mich: die Verleihung des Deutschen Filmpreises in Berlin. Pünktlich um 19.30 Uhr schaltete ich die ARD-Mediathek ein – zumindest dachte ich, das sei pünktlich, denn einen Teil der Rede von Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatte ich da schon verpasst. Was folgte war eine doch mit einem rechtspaßigen Host Jürgen Vogel – einem von sieben Gastgeber – und einem – sicher nicht nur für mich – emotionalen Höhepunkt: dem Auftritt der 102-jährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Für mich die größte, höchst verdiente Überraschung des Abends: die beiden Lolas für Ayşe Polat für Regie und Drehbuch bei „Im toten Winkel“.

„Tatort“ verabschiedet sich früh in Sommerpause
Zumindest gefühlt so früh wie nie hat sich der „Tatort“ in diesem Jahr in die Sommerpause verabschiedet. Will heißen: am 21. Mai wurde mit dem Schwarzwald-„Tatort: Letzter Ausflug Schauinsland“ vor knapp sechs Millionen Zuschauern die vorerst letzte Erstausstrahlung der ARD-Krimireihe gezeigt. Schade eigentlich, doch die sportliche Konkurrenz durch Fußball-EM und Olympische Spiele ist einfach zu groß. Als Sportfan freue ich mich natürlich auch darauf, auch auf das Ende der „Tatort“-„Sommerpause“ Mitte/Ende August.

Zutiefst beeindruckt von Mohammad Rasoulof
Hätte ich einen Hut, so könnte ich ihn gar nicht tief genug ziehen vor Mohammad Rasoulof. In seinem Heimatland Iran zu acht Jahren Gefängnis, Peitschenhieben, einer Geldstrafe und dem Einzug seines Eigentums verurteilt, weil er Filme und Dokumentationen gemacht habe, mit denen er ein Verbrechen gegen die Sicherheit des Landes begangen habe, beschloss er, Hals über Kopf aus seinem Heimatland zu fliehen. Der verdiente Lohn: Standing Ovations für ihn bei der Cannes-Premiere seines aktuellen Films „The Seed of the Sacred Fig“. Weitere gibt es dann hoffentlich auf dem Filmfest Hamburg, wenn der Film seine Deutschlandpremiere feiert.

Vorfreude auf „Golda“
Ein weiterer Höhepunkt steht mir – da bin ich mir in dem Moment, als ich diese Zeilen schreibe, sicher – in den nächsten Tagen noch bevor – und es ist im weitesten Sinne auch ein Mai-Highlight: Guy Nattivs am 30. Mai startendes Biopic „Golda“, in dem Helen Mirren Golda Meir verkörpert, von 1969 bis 1974 als israelische Ministerpräsidentin eine der ersten weiblichen Regierungschefs der Welt. 

Mein Film des Monats:
The Fall Guy“ – Gut, an die 1980er-Kultserie „Ein Colt für alle Fälle“ kam „The Fall Guy“ nicht heran – hab ich ehrlich gesagt auch gar nicht erwartet. Ryan Gosling hat mich in der Rolle des „Unknown Stuntman“ dennoch gut zwei Stunden lang bestens unterhalten.