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Boxoffice USA: „Twisters“-Sturm immer stärker

Immer bessere Zahlen werden von „Twisters“ aus den US-Kinos gemeldet. Mittlerweile gilt ein erstes WE von mehr als 80 Mio. Dollar gesichert. Das Tracking hatte den Film bei 50 Mio. Dollar gesehen. Wie kann das sein?

Glen Powell und Daisy Edgar-Jones in „Twisters“ (Credit: Warner Bros. / Universal)

Wenige Dinge sind in diesem Jahr nutzloser als das Tracking, das einzuschätzen versucht, wie Filme in den US-Kinos an ihrem Startwochenende funktionieren werden. Nachdem im Mai die Prognosen fast ausschließlich zu hoch waren, stellt man seit den großen Hits ab Juni fest, dass die Prognosen bisweilen fast um 100 Prozent zu niedrig sind. „Alles steht Kopf 2“ hatte man einen Start mit etwa 90 Mio. prophezeit; der Film startete mit 155 Mio. Dollar. „Longlegs“ sah das Tracking bei einem Start-WE von 10 – 12 Mio. Dollar; der Film startete mit 22,4 Mio. Dollar. 

Und nun erlebt man bei „Twisters“ abermals ein Prognosendebakel: Bis wenige Tage vor Start sah das Tracking ein erstes WE von 50 Mio. Dollar vor, einen Tag vor Start wurden die Zahlen leicht nach oben korrigiert: Da sah man dann die Möglichkeit eines ersten WE bis zu 60 Mio. Dollar. Seither sind die amerikanischen Trades unentwegt damit beschäftigt, immer noch stärkere Umsatzzahlen für den in den USA von Universal ausgewerteten Film aufzurufen, den selbst die US-Brancheninsider als nicht weiter bedeutsamen Sommertitel schon im Vorfeld abgehakt hatten, ein Durchschnaufer, bevor am kommenden WE mit „Deadpool & Wolverine“ einer der großen Favoriten der Saison an den Start geht.. Die erste Hochrechnung noch vom Freitag meldete „Twisters“ mit 70 Mio. Dollar; ein paar Stunden später lag man schon bei 72, dann bei 75 Millionen. Nun sieht die jüngste Einschätzung den Film bereits bei 80 Mio. Dollar – mit Tendenz nach oben. Und auf jeden Fall wohl doppelt so stark wie das Original: „Twister“ war mit 41,1 Mio. Dollar angelaufen und hatte sich dann mit einem Gesamteinspiel von 240 Mio. Dollar als einer der großen Hits des Jahres 1996 erwiesen.

Hatte man „Twisters“ gerade noch belächelt und klug darüber geschrieben, wie es diesem Film nicht möglich sein würde, Startzahlen wie „Oppenheimer“ vor einem Jahr zu schreiben, muss die Branchenpresse jetzt Kreide fressen: Das erste WE von „Oppenheimer“ (82,4 Mio. Dollar) ist in greifbarer Nähe, könnte auch getoppt werden. Nun wird bereits orakelt, dass „Twisters“ dann am zweiten WE einbrechen wird, weil „Deadpool & Wolverine“ alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Das sind dieselben Leute, die bereits lamentierten, dass es in diesem Jahr kein „Barbenheimer“ gibt, also zwei Blockbuster, die gleichzeitig nebeneinander starke Umsätze erzielen. Also mal abwarten. 

Der Grund, warum das Tracking bei „Twisters“ sah gnadenlos daneben lag, findet sich wohl in erster Linie darin, dass der Film überproportional gut in den Flyover-States funktioniert, also dem Heartland Amerikas, das bei den Prognosen immer eher stiefmütterlich behandelt wird. Weil dort das Geschäft unverändert stark von Besucher:innen dominiert wird, die sich ihre Tickets nicht vorab sichern, sondern einfach erst im Foyer kaufen, hatte man die Zugkraft des von Universal im Marketing eben genau an dieses Publikum adressierten Film nicht auf dem Schirm.

Jetzt wächst die Spannung, was „Deadpool & Wolverine“ auf dem Kasten haben könnte. Vor Monaten hatte man sich einen Start des Marvel-Titels von 200 Mio. Dollar vorstellen können. Zuletzt wurde er vom Tracking bei 160 bis 170 Mio. Dollar gesehen. Aber das sind in diesem Sommer wenig verlässliche Richtwerte. Erst wenn die ersten Zahlen gemeldet werden, wissen wir genauer, wohin die Reise geht. Selbstverständlich halten wir Sie auf dem Laufenden. 

Thomas Schultze