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REVIEW TV: „Tom & Lola“

Von den bisher exklusiv gezeigten französischen Serien beim Unifrance Rendez-Vous in Le Havre bietet das neue Cop-Format „Tom & Lola“ die unterhaltsamsten Zutaten, die mit einem Crime-Fall pro Woche, aber auch leichten RomCom-Vibes durchaus etwas für das deutsche Publikum sein könnten.

Tom & Lola
Dounia Coesens (l.) und Pierre-Yves Bon in „Tom & Lola“ (Credit: Mediawan)

CREDITS:
Auftraggeber: France Télévisions; Produktion: DEMD Productions – Sébastien Pavard and Cyril Hauguel; Creator: Camille Couasse, Sarah Farkas; Regie: Jason Roffé, Stephan Kopecky; Cast: Dounia Coesens, Pierre-Yves Bon, Élodie Varlet, Évelyne El Garby-Klaï; Episoden: 12; Lauflänge: Je 52 Minuten; Weltvertrieb: Medianwan; Unifrance Rendez-Vous Premiere: 4.9.24

REVIEW:
Die Serienidee der französischen Cop-Dramedy „Tom & Lola“, die beim Unifrance Rendez-Vous in Le Havre am heutigen Mittwoch ihre Weltpremiere feierte, atmet fast ein bisschen das Flair des noch viel zu wenig bekannten Weimarer Komödienklassiker „Ich bei Tag und du bei Nacht“ von Ludwig Berger, in dem sich Käthe von Nagy und Willy Fritsch im Schichtbetrieb ein Apartment teilen müssen. Die titelgebenden Protagonisten Tom (Pierre-Yves Bon) und Lola (Dounia Coesens) haben dagegen die so schöne wie treffende englische Tagline verpasst bekommen: Workmates by Day, Roommates by Night.

Lola und Tom kennen sich seit der Schulzeit, sind beste Kumpels und lieben sich auf einem Schwester-Bruder-Level. Da die alleinerziehende Lola mit ihren zwei Kindern hoffnungslos mit der Miete im Rückstand ist und Tom gerade eine Scheidung mit allen Tiefen durchmacht, wächst die Idee, einfach bei ihr einzuziehen. Zudem sind beide Cops, auch wenn sein Spezialgebiet Drogen und ihre Spezialisierung Morde sind.

Tom & Lola
Dounia Coesens (r.) und Pierre-Yves Bon in „Tom & Lola“ (Credit: Mediawan)

So kommt es, dass am Ende der ersten gezeigten Episode der France-Télévisions-Serie Tom und Lola nicht nur gemeinsam unter einem Dach leben, sondern sie plötzlich auch einer Einheit angehören, weil sie über Umwege gemeinsam einen Mordfall auflösen. Aber in dieser Prämisse, dass zwei langjährige Schulfreunde, die nie romantische Gefühle füreinander hatten, dann aber als Thirty-Somethings in dieselben vier Wände ziehen, steckt schön viel Reibungskraft. Zumal beide Charaktere sehr gegensätzlich sind, sie eine Chaotin und er eher ein ruhiger aufgeräumter Zeitgenosse ist.

Erzählt ist die Beziehungsebene der beiden von den Creators Camille Couasse und Sarah Farkas (beide z. B. „Vortex“, „Nina“)  wie eine leichte RomCom. Die jeweils sehr attraktiven Dounia Coesens und Pierre-Yves Bon machen das als Schauspielerpaar gekonnt, mit Comedy-Timing und viel Spaß bei der Arbeit. Hinzukommt die Polizeiarbeit, die in jeder Woche einen neuen Crime-Fall bedeutet. In der ersten Episode ist es ein erstochener Taucher, der am Strand gefunden wird und die Ermittlungen in dessen verdächtigen Clique beginnen. Das ist ein guter Kontrast zur Helle und Leichtigkeit des Familienkuddelmuddels: Denn der Crime-Fall ist ernsthaft und ausführlich erzählt, bietet sogar einige dramatischere Momente in der rund 50-minütigen Folge. Produziert ist das Ganze von DEMD Productions, die zuletzt schon in Frankreich den langlebigen Crime-Hit „Tandem“ hatten.

Vor allem ist „Tom & Lola“ als zwölfteilige Cop-Show mit dem potenziell romantischen Twist, ob sich die beiden vielleicht doch noch bekommen, ganz klar auf ein Mainstreampublikum ausgelegt. Das Format hat Humor, zwei Hauptdarsteller, denen man gerne zuschaut und als Bonus recht spannend gebaute Crime-Fälle. Vom Grundkonzept würde sich eventuell sogar eine deutsche Adaption mit den richtigen Schauspielern anbieten, wenn sie eine ähnliche Leichtigkeit und Chemie in die Szenerie bringen wie Dounia Coesens und Pierre-Yves Bon. Mit einer gut gemachten Synchronisation könnte man sich das Ganze aber auch so für die Krimi-affine deutsche Bevölkerung vorstellen.     

Michael Müller