Login

REVIEW STREAMING: „The Penguin“

Serien-Spinoff von „The Batman“ für Max, in dem sich Colin Farrell als Der Pinguin in einem Unterweltkrieg in Gotham behaupten muss. 

CREDITS:
Land / Jahr: USA 2024; Laufzeit: 8 x 45 Minuten; Showrunner: Lauren LeFranc; Regie: Craig Zobel; Besetzung: Colin Farrell, Cristin Milioti, Rhenzy Feliz, Michael Kelly, Shohree Aghdashloo, Deirdre O’Connell, Clancy Brown, Carmen Ejogo; Plattform: Sky; Start: 20. September 2024

REVIEW:
Als man „The Batman“ sah, vor mittlerweile zweieinhalb Jahren, konnte man erst einmal nicht fassen, dass der Schauspieler, der sich hinter dem vernarbten, speckigen Gesicht des Pinguin verbarg, tatsächlich Colin Farrell sein sollte. Und gleich darauf konnte man nicht fassen, wie gut Colin Farrell in dieser Rolle war, die eigentlich alles versteckte, was ihn als Schauspieler ausmacht, und ihn doch nicht hinderte, sein Charisma in jedem Moment durchschimmern zu lassen. Es war ein großer Auftritt, getoppt nur ein halbes Jahr später von seiner für einen Oscar nominierten Rolle als Simpel Padraic in Martin McDonaghs „The Banshees of Inisherin“. Da stand indes bereits fest, dass seine Performance in „The Batman“ nicht nur eine einmalige Verrücktheit für die Ahnengalerie denkwürdiger Batman-Bösewichte sein würde, dass es einen eigenen Serien-Spinoff geben würde, der im Hintergrund von Matt Reeves betreut werden würde, die Rolle des Showrunners allerdings Lauren LeFranc zufallen würde, die ihr Können im Umgang mit Comic-Propertys bei „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.“ unter Beweis gestellt hatte.

Colin Farrell in „The Penguin“ (Credit: HBO / Max)

Nun ist die Anmutung von „The Penguin“ nicht zu vergleichen mit der Marvel-Serie. Schon „The Batman“ war als von seinem Macher geprägter Standalone-Film ein ganz eigenes Ding, ein Abstieg in eine besonders düstere Hölle. Die Serie greift Look & Feel des Blockbusters auf, ist teilweise auch in seinen Dekors gedreht und setzt auch inhaltlich direkt an an den Tod des im Film von John Turturro gespielten Gangsterboss Carmine Falcone und dem durchtriebenen Versuch des Riddler, Gotham durch gezielte Sprengsätze zu fluten und Chaos zu säen. Regisseur Craig Zobel, bekannt durch Filme wie „The Hunt“ und „Z for Zachariah“, erdet die Serie in den drei von ihm inszenierten Episoden indes deutlich mehr, orientiert sich an authentischen Gangsterfilmen wie „Rififi am Karfreitag“ von John Mackenzie. Und auch Colin Farrells von seinen niederen Instinkten gesteuerter Gangster-Leutnant erinnert eher an die in dem britischen Klassiker von 1980 gespielten Bob Hoskins als an den Pinguin, wie ihn Danny DeVito so denkwürdig in „Batmans Rückkehr“ von Tim Burton gespielt hatte. 

Cristin Milioti in „The Penguin“ (Credit: HBO)

Mit den aus dem Comic bekannten Frackschößen und Monokel hat dieser Oswald Cobblepot, oder: Oz Cobb, wie er hier genannt wird, nun echt nichts zu tun. Er ist ein durchtriebener Überlebenskünstler, der im Machtvakuum nach dem Tod von Patriarch Falcone selbst eine Chance sieht, in der Unterwelthierarchie ganz nach oben zu kommen. Er erkennt ganz richtig, dass Falcones Sohn Alberto zu schwach und unfähig ist, unterschätzt aber dessen Schwester Sofia, großartig gespielt von Cristin Milioti (eine echte Entdeckung!), die dem „Pinguin“ ordentlich Feuer unterm Hintern macht. Wie der aufgrund einer Behinderung tatsächlich watschelnde Oz nun versucht, mit den Falcones und der Organisation des hinter Gittern sitzenden Gangsterbosses Maroni dreidimensionales Schach zu spielen und die antagonistischen Parteien gegeneinander auszuspielen, ist der Kick der Serie, zumal immer mehr schiefgeht als klappt und die Titelfigur ständig zur Improvisation gezwungen ist. Man sieht gebannt zu. Zumal Colin Farrell in seiner zweiten Serie in diesem Jahr – nach der nicht ausreichend gefeierten Apple-Serie „John Sugar“ – wieder einmal gigantisch gut ist. 

Thomas Schultze