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REVIEW KINO: „Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“

Bezaubernder Musikfilm mit Element of Crime, die eine Sommertour durch Berlin machen und von ihrer Karriere erzählen.

CREDITS:
Land / Jahr: Deutschland 2024; 90 Minuten; Regie & Drehbuch: Charly Hübner; Besetzung: Element of Crime, Maike Rosa Vogel, Florian Horwath, Isolation Berlin, Von Wegen Lisbeth, Charly Hübner; Verleih: DCM; Start: 1. Oktober 2024

REVIEW:
Musik ist eine persönliche Angelegenheit. Weshalb es auch völlig okay ist, dass „Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“ eine ganz persönliche Angelegenheit geworden ist. Die Band um Sven Regener spielt im Film gerade einmal den ersten Song, „Jung und schön“ vom Album „Psycho“ von 1999, da wuselt sich auch schon der Regisseur ins Bild, Charly Hübner, hat sich aber angezogen, als gehörte er selbst zu Element of Crime, offenes schwarzes Hemd und schwarze Hose, damit’s nicht so auffällt. Ist aber okay, weil für die Dauer des Films ist es ja echt so, als wäre er Bandmitglied, immer mit dabei, mit auf Tour durch Berlin, fünf Konzerte, fünf Venues, von klein nach groß, einmal die Musikgeschichte der Stadt an Element of Crime gespiegelt, die wie in einem Fantasyroman Portal sind zu einer vergangenen Ära und doch die Brücke schlagen in die Gegenwart. Herrliche Schnapsidee. Aber gibt dem Film Form und Kontur und ist auch eine Reise durch ein West-Berlin, das es nicht mehr gibt, auch wenn die Läden von einst noch existieren, Privatclub Berlin, Lido, SO 36, Admiralspalast, Zitadelle Spandau. Ansonsten packt Hübner alles rein, was man wissen muss über und fühlen kann zu Element of Crime, zu Berlin, zu dem Jahrzehnt der Gründung, in dem Berlin gleichgesetzt war mit Kreuzberg. 36. „Da war’s am grausten, aber auch am buntesten“. Die Harten waren in Schöneberg. 

Charly Hübners „Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“ (Credit: Noel Richter / DCM)

Einen Film über eine Band zu machen, die sich nach einem Film benannt hat, leuchtet ein. Sich 1985 nach einem Film von Lars von Trier zu benennen, der gerade einmal zwei Jahre davor entstanden war, hat Haltung. Musik zu machen, die anklingen lässt, was man an Musik der letzten 40 Jahre plus mochte, aber doch immer nur sich selbst verpflichtet ist, die „Rain Dogs“ und Cohen und Aznavour streift und hinter sich lässt, um einfach Element of Crime zu sein, ist eine Kunst und ein kleines Wunder und vor allem ein Geschenk. Das alles in einem Film festzuhalten, der dem Rechnung trägt, den Blick des Fans und des Kenners in sich trägt und an den Zuschauer (ob er oder sie) weitergibt, ist minimal zu erwarten von Charly Hübner, der sein Regiedebüt gab mit einem Musikfilm über Feine Sahne Fischfilet und seinen ersten Spielfilm nach einem Roman von Thees Uhlmann inszeniert hat und schon einmal in einem Film („Eltern“) als Schauspieler zu „Our Lives Are Shaped By What We Love“ tanzte. In seinem neuen Film ist der Himmel voller Lieder von Element of Crime (und Gastauftritten von Maike Rosa Vogel, Florian Horwath, Isolation Berlin, Von Wegen Lisbeth). Sie spielen kluge Musik, sie erzählen kluge Sachen. Man hört gerne zu. Man mag sie. Sie singen: Wir haben keine Lösung, wir haben Lieder. Und jetzt auch einen Film mit Kamerafahrten, weil Charly Hübner noch nicht so alt ist wie Aki Kaurismäki. Der Film ist so gut, dass man nach Berlin ziehen will. In echt. 

Thomas Schultze