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REVIEW KINO: „Die Schule der magischen Tiere 3“

Endlich geht’s weiter mit der Schule und neuen magischen Tieren, aber auch ersten Liebeswirrungen und existenziellen Problemen, bei denen die Gemeinschaft zusammenhalten muss.

CREDITS: 
Land/Jahr: Deutschland/2024; Laufzeit: 100 Minuten; Drehbuch: Sven Unterwaldt, Thorsten Näter, Viola M. J. Schmidt, Barbara Te Kock, Ursula Gruber; Regie: Sven Unterwaldt; Besetzung: Emilia Maier, Loris Sichrovsky, Emilia Pieske, Luis Vorbach, Lilith Johna, Leonard Conrads, Christina Große, Milan Peschel, Justus von Dohnányi, Heiko Pinkowski, Meltem Kaptan; Verleih: Leonine Studios; Start: 26. September 2024

REVIEW:
Zwei Jahre in Folge stand das Fantasy-Family-Entertainment-Franchise bereits an der Spitze der deutschen Kinocharts und füllte für ein Millionenpublikum die Lücke, die die „Harry Potter“-Saga nach ihrem Ende hinterlassen hatte. „Die Schule der magischen Tiere“ basiert ebenfalls auf einer bemerkenswert erfolgreichen Kinder- und Jugendbuchreihe, die mittlerweile 14 Bände (plus acht Bände eines Spin-Offs) umfasst, die Geschichte spielt an einer Hogwarts-ähnlichen Schule in einer naiv-nostalgischen Gegenwart und entwickelt ihren eigenwilligen Charme aus der Kombination von Realfilm mit computeranimierten Tierfiguren und Musical-Elementen, die vor allem das Sequel manchmal wie eine jugendfreie Version von Ryan Murphys „Glee“ anmuten ließen. Mit jedem neuen Kapitel werden zwei ausgewählten Schülern der zauberhaften Wintersteinschule neue Tier-Freunde mit menschlichen Zügen an die Seite gestellt, die die Ängste und Nöte, die verwirrenden Erfahrungen und Empfindungen des Heranwachsens verstehen, den Kids einen Spiegel vorhalten, ihnen helfen, ihr wahres, liebenswertes Ich zu finden. Die Story verlangt, dass jeder magische Fuchs oder Pinguin im Angesicht Nicht-Eingeweihter zu einem fotorealistischen Kuscheltier „versteinert“, was natürlich für Situationskomik und dramatische Momente sorgt.

„Die Schule der magischen Tiere 3“ von Sven Unterwaldt (Credit: Leonine Studios)

Wie schon beim zweiten Teil zeichnet Family-Entertainment-Vollprofi Sven Unterwaldt – mit vier weiteren Autoren – für das Drehbuch und für die erwartungsgemäß knallbunte, gut gelaunte Inszenierung verantwortlich, und auch dieses Abenteuer beginnt mit dem roten Bus von Mortimer Morrison (Milan Peschel), dem Leiter der „Magischen Zoohandlung“, der irgendwo auf dem Erdball unterwegs ist, um das nächste fabelhafte Wesen aufzulesen, das sich mit einem der Schüler von Mortimers Schwester Miss Cornfield (Christina Große übernimmt die Rolle von Nadja Uhl) anfreunden möchte. Über den Dächern von Paris wird der adlige Kater Karajan (gesprochen von Ralf Schmitz) eingesammelt, der sich als BFF für das versnobte „Mean Girl“ Helene (Emilia Pieske) empfiehlt. Im Gepäck befindet sich außerdem das schüchterne Krokodil Rick (gesprochen von Felix Kramer), das nicht ganz so eindeutig zu Klassenschreck Silas (Loris Sichrovsky) passen will, der sich schon lange nicht mehr für Urviecher oder Dinosaurier, sondern für Boxen interessiert – und für Helene. 

Vorrangig dreht sich alles wie immer um die rotschöpfige Ida (Emilia Maier), die seit dem ersten Teil von dem Rotfuchs Rabbat (gesprochen von Max von der Groeben) begleitet wird, und die mit ihren Mitschülern eine Performance für den jährlichen „Waldtag“ einstudiert, wofür die Gruppe eine Art Klimacamp aufgeschlagen hat. Die Choreografie wird von Helene sabotiert, die die Klasse überreden will, als Live-Act bei der Fashionshow der weltbekannten Designerin Maja Malakara aufzutreten, die ausgerechnet am selben Tag im örtlichen Naturkundemuseum stattfinden soll. Was Helene nicht verrät: Sie will auf diese Weise Sponsoren für ihren Social-Media-Kanal „Stylene“ gewinnen, um ihre Eltern vor dem Bankrott zu bewahren, und davor, ihre Luxusvilla räumen zu müssen. Silas wiederum versucht, Helenes Gunst mit einem unerschwinglich teuren Maja-Malakara-Signature-T-Shirt zu gewinnen, zockt dafür Geld von zwei jüngeren Kids auf dem Schulhof ab und wird prompt bei Miss Cornfield verpetzt. Die drei Erzählstränge stellen alle Figuren vor moralische Dilemmas, die in einer Nacht im Museum mit Hilfe der tierischen Buddys und eines instabilen Tyrannosaurus-Skeletts zusammengeführt werden.

Ab 26. September in den deutschen Kinos: „Die Schule der magischen Tiere 3“

Die Schule der magischen Tiere 3“ kommt zwei Jahre nach dem Vorgänger in die Kinos – Teil 4 wird bereits gedreht und soll im Herbst 2025 starten –, die jugendlichen Darsteller sind den Kinderschuhen deutlich entwachsen, und so reizvoll es sein mag, ihnen wie den Stars von „Harry Potter“ auf der Leinwand beim Erwachsenwerden zuzusehen, stellt dies das Franchise doch vor besondere Herausforderungen. Die Autoren begegnen dem fortgeschrittenen Teenageralter ihrer Protagonisten, indem sie ihnen die Augen für den Ernst des Lebens öffnen und sich auch mit der Charakterisierung der Figuren weiter von der Buchvorlage entfernen. Aus einem bedrohlichen Alligator wird dem Zeitgeist entsprechend ein veganes Schmusetier und die hochnäsige Helene zur Influencerin im pinkfarbenen „Barbie“-Look. Auf der anderen Seite sind die Eltern noch immer wahlweise Statisten (Idas Mutter), peinlich (Helenes Mutter) oder nicht vertrauenswürdig (der Schuldirektor), und die Lösung jedes noch so großen Problems – Finanzkrise, Abholzung des Waldes, Selbstzweifel – liegt weiterhin im Zusammenhalt der magischen Gemeinschaft. 

Die schablonenhaften, kindgerechten Formeln wollen nicht immer so richtig in die neue Realität passen, der Film bemüht sich oft sehr angestrengt um Coolness, mit TikTok-Tänzen und Sprechgesang, einem Cameo-Aufritt von YouTube-Comedian Freshtorge als Social-Media-Manager und einer Modenschau wie aus „Germany’s Next Topmodel“, und er vergisst dabei, auch mal über sich zu lachen, als stecke er selbst in der Pubertät und nicht nur sein Cast. Man vermisst den albernen Humor, die schrägen Kommentare von Schildkröte Henrietta (gesprochen von Katharina Thalbach) oder der Elster Pinkie (gesprochen von Sophie Rois) und sogar das Geplänkel zwischen Hausmeister Wondraschek (Heiko Pinkowski) und Justus von Dohnányis Schuldirektor. Weil es dann eben doch mitunter eine Portion „Peter Hase“-mäßigen Irrwitz braucht, um ein erwachseneres Publikum dazu zu bringen, an Magie zu glauben – oder daran, dass man niemals zu alt dafür ist, auf ein Plüschtier zu hören. 

Corinna Götz