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Positive Entwicklung für queere Filme im linearen Fernsehen

Die queere Präsenz in deutschen Medien steigt. Wie eine Studie der Queere Medien Datenbank zeigt, bemühen sich vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender verstärkt um ein diverseres Programm.

Die öffentlich-rechtlichen Sender waren deutlich diverser als das Privatfernsehen; das größte Missverhältnis gab es bei den Erstausstrahlungen mit queerer Haupthematik (Quelle/Credit: Queere Medien Datenbank)

Mehr als 15.000 Filme und Serienfolgen mit einer Länge von 90 Minuten waren Grundlage für eine Studie von Queere Film Datenbank, um Licht ins Dunkel zu bringen, inwiefern queere Vielfalt im deutschen linearen Fernsehen eine Rolle spielt. Laut dieser Erhebung ist die Anzahl der Queerfilme im Jahr 2023 auf 4,9 Prozent gestiegen, was immerhin eine Steigerung um ein Viertel im Vergleich zu 2022 bedeutet. Von den 15.000 untersuchten Produktionen zeigten 760 mindestens eine handlungsrelevante Figur aus der LGBTQIA+-Community. Allerdings werden queere Filme wenig bis gar nicht ins Primetime-Programm zwischen 20.15h und 22h geholt. Hier konnte nämlich lediglich ein Anstieg von 0,2 Prozent zum Vorjahr attestiert werden. 

Eine Schieflage ergibt sich mit Blick auf die Sender: die öffentlich-rechtlichen Anstalten strahlen weitaus mehr queere Filme aus als die Privatsender. Während in den öffentlich-rechtlichen Sendern fast 550 Dokumentar- und Spielfilme über schwul-lesbische Themen ausgestrahlt wurden, zeigten die Privatsender nur etwas mehr als 210 queere Filme. Ist bei den ÖR der RBB dank seiner Filmreihe „rbb QUEER“ Spitzenreiter, engagieren sich laut der Studie bei den Privatsendern Tele 5 und sixx am meisten.

LGBT-Protagonist:innen kamen 2023 in 112 Spielfilmen und Dokumentationen vor. Der Anteil beträgt laut Studie der Queere Film Datenbank 0,7 Prozent und ist identisch mit dem Ergebnis von 2022. RBB und Arte kommen von allen Sendern auf die höchste Anzahl. In keinem guten Licht steht laut Studie das ZDF. „Das ZDF, im letzten Jahr Marktführer in Deutschland, blieb seiner konservativen Linie treu und fällt in dieser Kategorie weit zurück“, heißt es. Das Erste hatte mehr als doppelt so viele Filme mit queerer Hauptthematik im Programm.

Im Fazit der Studie heißt es, dass im Programm der deutschen Sendeanstalten zwar mittlerweile zunehmend auf Diversität geachtet werde, dass es sich dennoch bei queeren Inhalten noch nicht auf Augenhöhe mit dem Kino oder den Streamingdiensten befinde. Die meisten LGBTQUIA+-Beiträge waren zudem Wiederholungen, zB wurde 2023 der Kinofilm „Green Book“ von der ARD und den Dritten acht Mal, der Fernsehfilm „Verliebt in Amsterdam“ sieben Mal ausgestrahlt. Da ist also durchaus Luft nach oben, wie es im Abschluss-Statement heißt: „Wir brauchen mehr Sichtbarkeit von Menschen außerhalb der Norm, gerade in populären Medien wie Fernsehen. Und zwar dann, wenn man auch viele Zuschauer erreichen kann. In Zeiten zunehmender Trans- und Homofeindlichkeit ist dies besonders wichtig. Vorurteile und negative Einstellungen reduziert man am effektivsten durch Kontakt zu jenen, die man abwertet. Das ist in sozialpsychologischen Studien gut belegt. Fernsehen kann diesen Kontakt herstellen. Dies passiert zu wenig, wie die Ergebnisse dieser und anderer Medienstudien offenlegen.“