Login

März hebt globales Boxoffice über Vorjahresniveau

Nach dem ersten Quartal an den weltweiten Kinomärkten könnte man eher geneigt sein, von „Stagnation“ als von „Wachstum“ zu sprechen – aber zumindest bewegten sich die Zahlen mit der Rückkehr der Blockbuster-Starts im März ein ganzes Stück in die richtige Richtung.

„Dune: Part Two“ war in den USA der erste Film seit August 2023, der innerhalb eines Monats mehr als 200 Mio. Dollar einspielen konnte. (Credit: 2024 Warner Bros. Entertainment Inc.)

Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, die Erholung des deutschen Kinomarkts habe sich im ersten Quartal 2024 nahtlos fortgesetzt. Das ist zwar leider ganz offensichtlich nicht korrekt, aber zumindest fiel das Minus gegenüber dem Vorjahr auch dank des starken Starts von „Chantal im Märchenland“ am Ende äußerst gering aus. Etliche Hitzetage (und das schwächste Wochenende des Jahres) später sah das leider schon wieder ein wenig anders aus, auch wenn die Zahlen mit einsetzendem Dauerregen & Schneefall zuletzt wieder ein wenig aufblühten.

Wo es sich aber tatsächlich für ein (sehr überschaubares) Plus ausging, ist in der weltweiten Bilanz. Denn laut der Analysten von Gower Street konnten zwischen Januar und März dieses Jahres global insgesamt 7,9 Mrd. Dollar an Ticketumsätzen erzielt werden. Das entspricht einem Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr, nachdem der Zwischenstand Ende Februar jenem des Vorjahres noch um sechs Prozent hinterher gehinkt hatte.

Mit einer Verbesserung um acht Prozentpunkte ging es also deutlich aufwärts im März, wie man sich das angesichts des Startkalenders aber auch hatte erhoffen dürfen. 2,54 Mrd. Dollar Boxoffice wurden es in diesem Monat, ein Plus von starken 23 Prozent gegenüber 2023. Aber doch ein Ergebnis, das noch um 21 Prozent hinter dem vorpandemischen Schnitt der Jahre 2017-2019 zurückblieb. Für Nordamerika und die internationalen Märkte (ohne China) war der März der bislang stärkste Monat in einem herausfordernden Jahr; im Reich der Mitte sorgte der Termin des Neujahrsfestes dafür, dass der Februar hervorstach.

Aufwärts ging es im März unterdessen nicht nur gegenüber einem (mit Ausnahme von China) weltweit ausgesprochen schwachen Februar. Dank der guten März-Ergebnisse lagen die weltweiten Umsätze im ersten Quartal 2024 am Ende um 16 Prozent über jenen des vierten Quartals 2023. Das allerdings seinerseits schon von etlichen streikbedingten Terminverschiebungen geprägt war und deshalb insgesamt enttäuschend, streckenweise sogar enorm schwach ausgefallen war.

„Die Wachstumsrate war alles andere als ideal.“

Thomas Beranek, Gower Street

Besonders deutlich zeigte sich der mit einer Rückkehr von Tentpole-Starts einsetzende Aufschwung in Nordamerika. Dort hatte der Abstand zum vorpandemischen Umsatzniveau Ende Februar noch bei enormen 47 Prozent gelegen. Gut sind die 39 Prozent, die es Ende März waren, nun auch nicht gerade; tatsächlich blieb das erste Quartal in den USA & Kanada um fünf Prozent hinter dem Vorjahresniveau zurück. Aber eine Verbesserung des wichtigsten Kennwerts um ganze acht Prozentpunkte unterstreicht doch eindrucksvoll, dass die Schwäche des Marktes vor allem der Schwäche der Startlisten geschuldet war. 

Womit das Rampenlicht auf „Dune: Part Two“ zu richten wäre. Als erfolgreichster weltweit gestarteter Titel sorgte er alleine im März für rund 602 Mio. Dollar globalen Umsatz. 253 Mio. Dollar davon entfielen auf Nordamerika. Das markierte das erste Mal in diesem Jahr, dass ein Film innerhalb eines Monats mehr als 100 Mio. Dollar einspielte (auch „Kung Fu Panda 4“ gelang das, während „Godzilla x Kong“ nur knapp an dieser Hürde scheiterte, obwohl er gerade einmal drei Tage im März lief) – und es war das erste Mal seit August 2023, dass ein Blockbuster sogar mehr als 200 Mio. Dollar schaffte.

Ein starker Indikator für grundsätzlich vorhandene Kinobegeisterung ist es, wenn Sequels ihre Vorgänger schlagen. Gut, bei „Dune: Part Two“ wäre man wohl in Verzweiflung verfallen, wenn er den während der Pandemie gestarteten und in den USA zeitgleich auf Max veröffentlichten Vorgänger nicht übertrumpft hätte (was ihn nicht davor bewahrte, weniger als 50 Tage nach Kinostart weltweit in die PVoD-Auswertung geschickt zu werden). Aber dass „Godzilla x Kong“ in den USA zum zweiterfolgreichsten Titel aus dem 2014 mit „Godzilla“ gestarteten „Legendary Monsterverse“ avancieren würde, war ebenso wenig abzusehen wie die Tatsache, dass „Kung Fu Panda 4“ in den USA das beste Resultat seit dem Erstling einfahren würde. 

Unter dem Strich reichte es in Nordamerika für ein März-Boxoffice von 762 Mio. Dollar, was (nur minimal hinter den Dezember-Zahlen) das zweitbeste Resultat seit August 2023 ist und um 16 Prozent über dem (schwachen) Vorjahresmonat lag. Zu den Jahren vor 2020 fehlten 26 Prozent. Nicht gerade wenig, aber doch Indikator dafür, dass das um 13 Prozentpunkte höhere Quartals-Minus die grundsätzliche Resilienz des Marktes nicht adäquat wiedergibt.

Erstes Kinoquartal – Vergleich mit Vorpandemieschnitt

Umsatz 2024*Schnitt 2017-2019*+/-*+/- in %
Nordamerika1,7 Mrd.2,7 Mrd.-1,1 Mrd.-39%
International (ohne China)3,9 Mrd.5,0 Mrd.-1,1 Mrd.-22%
China2,3 Mrd.2,4 Mrd.-0,1 Mrd.-3%
Weltweit7,9 Mrd.10,1 Mrd.-2,2 Mrd.-22%
Quelle: Gower Street; *Angaben in Dollar; Umrechnungskurs vom 20. März 2024

Weiterhin bleibt ein erhebliches Problem aber nicht zu übersehen: Allzu breit verteilt waren die Kinoerfolge in den USA und Kanada auch im März nicht. Gerade einmal sechs Filme schafften innerhalb des Monats mehr als 20 Mio. Dollar. Das ist zwar besser als im Februar (da war es die erschütternd schwache Gesamtzahl von vier), aber doch das zweitschlechteste Ergebnis seit Mai 2023.

Unterdessen blieben die EMEA-Märkte im März zwar um 15 Prozent unter Vorpandemieniveau (in Lateinamerika hingegen waren es nur elf Prozent), aber der Abstand für das gesamte Quartal belief sich „nur“ auf 21 Prozent, fiel also minimal niedriger aus als im weltweiten Schnitt. Herausragend gut schneiden weiterhin die Niederlande ab – und einmal mehr muss man sich fragen, inwieweit Abomodelle ihren Teil dazu beigetragen haben könnten. Denn mit einer Verbesserung von vier Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal lag der niederländische Markt zum Ende des ersten Quartals nach Umsatz um sechs Prozent über dem vorpandemischen Schnitt.  Als einer von nur zwei Kernmärkten, die Gower Street analysiert. Der andere ist Japan mit zwölf Prozent Plus auf 2023 und drei Prozent auf 2017-2019.

Auch Deutschland steht überdurchschnittlich gut da. Zwar ging es im ersten Quartal nach Gower-Street-Berechnung um fünf Prozent abwärts (Comscore sieht mit seiner Spielwochen-orientierten Auswertung ein geringeres Minus), allerdings blieb das Quartal nur um 13 Prozent hinter dem vorpandemischen Schnitt zurück. Deutlich schlechter sieht es in Frankreich (minus 25 Prozent), UK/Irland und Italien (minus 29 Prozent) und Spanien (minus 33 Prozent) aus. Tatsächlich sind das durchaus alarmierende Zahlen, auch wenn es in diesen Märkten gegenüber dem Vorjahresquartal aufwärts ging. In Spanien um drei, in UK/Irland um sieben – und in Italien um ganze 25 Prozent. Wobei man im Umkehrschluss bedenken muss, dass das Niveau, von dem aus dieses Wachstum erzielt wurde, entsprechend niedrig gewesen sein muss, um weiterhin derartige Lücken zu den Zahlen aus Zeiten vor Corona zu erlauben.

Gute Nachrichten gibt es aus Südkorea: Noch vor gar nicht langer Zeit ein absoluter Vorzeigemarkt, dessen Kino-Innovationen auch deutsche Betreiber inspirierten (wenn Sie in einem Cineplex-Haus eine „bemooste“ Wand sehen – daher kommt das), stürzte das Geschäft dort im Zuge der Pandemie massiv ab. Nach dem ersten Quartal lag man noch um 30 Prozent unter dem Vorpandemieschnitt. Aber: Gegenüber dem Vorjahr ging es um elf Prozent nach oben, alleine im März (der um zwei Prozent über 2017-2019 lag) sogar um satte 46 Prozent. Einer der Hauptgründe: „Exhuma“, ein lokaler Tophit.

Unter dem Strich verbesserte sich der Rückstand der internationalen Kinomärkte auf das Vorpandemieniveau im März um drei Prozentpunkte. Dass der Abstand global betrachtet gegenüber jenem im Februar unverändert blieb, liegt an China; wo dank der kalendarischen Lage des Neujahrsfestes im Februar zwischenzeitlich sogar ein Plus von sechs Prozent zu Buche stand – daraus wurde ein (überschaubares) Minus von drei Prozent.

Zusammenfassend drückt Gower-Street-Analyste Thomas Beranek es so aus: Eine Wachstumsrate von zwei Prozent ist im vierten Jahr einer herausfordernden Markterholung „alles andere als ideal“. Allerdings waren die Erwartungen aufgrund der Streiks niedrig, tatsächlich habe das Quartal am oberen Ende der „moderaten“ Prognose von Gower Street selbst abgeschlossen. Aber: Das Vorjahresniveau zu halten (oder gar zu übertreffen) werde im zweiten und dritten Quartal „wenigstens so schwierig wie im ersten“.

Marc Mensch