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„Das musst Du gesehen haben“

Fließenleger und Publikum gaben sich am Tag der Wiedereröffnung des Cineplex Pfaffenhofen quasi die Klinke in die Hand. Auch SPOT verschaffte sich einen Eindruck vom Ergebnis der bislang aufwändigsten Modernisierung eines Hauses der KinoGruppeRusch.

Großer Andrang vor dem Cineplex Pfaffenhofen schon unmittelbar zum Startschuss (Credit: SPOT media & film)

Samstage zumindest teilweise auch der Arbeit zu widmen, ist in unserer Profession nun nichts allzu Ungewöhnliches. Augen auf bei der Berufswahl, wie man so schön sagt. Allerdings sind die Grenzen zwischen Beruf und (Privat-)Vergnügen dann gerne auch mal fließend – so etwa beim Besuch des Cineplex Pfaffenhofen anlässlich einer feierlichen Wiedereröffnung. Sohn im Gepäck, „Ich – Einfach unverbesserlich 4“ auf dem Zettel, der unvermeidliche Stau des ersten Ferienwochenendes auf A99 und A9 am späten Mittag nur auf der Gegenspur Richtung Süden. Lief.

„Läuft“ war unterdessen auch das erste Fazit, das die Familie Rusch um 14 Uhr ziehen konnte. Denn während sich kurz vor dem offiziellen Startschuss schon eine lange Schlange vor dem Haupteingang gebildet hatte (Goodie-Bags für die ersten 500 Gäste schienen ihre Wirkung als Anreiz zum pünktlichen Erscheinen nicht verfehlt zu haben), konnte man auf dem Parkplatz nicht nur diverse Cosplayer beim Umziehen, sondern auch Handwerker beim Brotzeiten beobachten. Tatsächlich hatten Maler und Fließenleger das Haus erst Minuten vor der offiziellen Begrüßung der Gäste durch Alexander Rusch verlassen.

Kein Fest ohne Cosplayer: Kinochef Alexander Rusch mit einer Abordnung der Star Wars Freunde Allgäu (Credit: SPOT media & film)

„So eng war’s noch nie!“ kommentierte der Kinochef die Last-Minute-Arbeiten an Details, die für eine Aufnahme des Spielbetriebs zwar nicht entscheidend gewesen sein mögen – aber durchaus für den Ersteindruck, den die Gäste von ihrem Paffenhofener Haus nach aufwändigem Umbau erhalten sollten. Mit der Entspannung einer geglückten Eröffnung im Rücken konnte Alexander Rusch auch freimütig bekennen, dass sich sein Umfeld in den vergangenen Tagen mitunter schon gewundert habe, wie er so ruhig habe bleiben können. „Routine“ lautet ein Großteil der Begründung. Denn umfangreiche Modernisierungen hat man in den vergangenen Jahren diverse durchgezogen, zuletzt etwa in Memmingen und Königsbrunn – allerdings fiel keine derart umfangreich aus wie die Frischzellenkur, die man dem im Oktober 2023 übernommenen CineradoPlex Freising verpasste. 

Tatsächlich lässt sich mit Fug und Recht behaupten: Äußerlich mag sich (bis auf den prominenten Cineplex-Schriftzug als neuem Blickfang an der zentralen Glasfassade rund um den Eingang) wenig getan haben. Im Inneren ist das Haus aber schlicht nicht wiederzuerkennen. Aus einer großen, letztlich etwas gesichtslosen Halle wurde dank cleverer Raumteilung ein Empfangsbereich mit Bestellterminals, Selbstbedienungswand, großer Theke und zentralem Einlass – und dahinter ein stylischer, von seinem Eingang her leicht ansteigender Loungebereich, um den herum sich die neu gestalteten Eintrittsportale zu den acht Sälen befinden. Gerade an diesem Bereich mag man Einflüsse einer einst von Patrick von Sychowski (heute CinemaNext) organisierten Informationsreise der Cineplex-Gesellschafter durch Südkorea erkennen: Helles Holz, großzügige Platzaufteilung, grüne Wandteppich-Akzente und auch Bepflanzung laden zum Verweilen ein.

Noch bevor es richtig losging konnte sich unser persönlicher Kinotester einen Eindruck vom völlig neu gestalteten Foyer verschaffen. (Credit: SPOT media & film)

Unterdessen war es vor allem dieser Bereich, der erkennen ließ, dass am einen oder anderen Detail noch Hand angelegt werden musste – so fehlte es etwa noch am einen oder anderen Designelement, die (inklusive des Thekenbereichs) insgesamt 50 LED-Displays an Wänden waren an diesem Eröffnungswochenende noch nicht bespielt – mit Ausnahme jener über der Concessions-Theke. Auch die D-Box-Sitze ließen sich zunächst noch nicht buchen – was sich natürlich schon umgehend ändern wird.

Dass man zum Zeitpunkt einer (Wieder-)Eröffnung noch nicht komplett bei 100 Prozent angekommen ist, ist im Kinogeschäft durchaus nichts Ungewöhnliches. Und auch wenn Alexander Rusch nach gut zweimonatiger Schließung gerne schon das finale Ergebnis präsentiert hätte; auch wenn er ursprünglich auf eine Eröffnung parallel zur EM gehofft hatte, nachdem man sich unlängst am Standort Königsbrunn mit einer Kompletterneuerung des Foyers innerhalb von gerade einmal drei Wochen selbst eine ordentliche Messlatte gelegt hatte: Am Ende zeigte er sich hochzufrieden damit, in rund zwei Monaten (trotz der einen oder anderen unschönen Überraschung wie einem Wasserschaden oder mancher Lieferschwierigkeit) beinahe komplett über die Ziellinie gekommen zu sein. „Am ersten Ferienwochenende für unsere Gäste da sein zu können, war mir wichtig – umso mehr, als wir natürlich auch in eine Woche mit attraktivem Programm hineinstarten konnten. ‘Deadpool‘ scheint der erhoffte Hit zu sein, ‘Alles steht Kopf 2‘ und ‘Ich – Einfach unverbesserlich 4‘ schreiben weiter tolle Zahlen.“ Geschäft, das man in einem bislang sehr wechselhaften Jahr aber auch dringend benötige. Zwar sehe man vor allem in den letzten Wochen des Jahres viel starkes Programm auf die Leinwände kommen – aber „programmatische Dürrephasen“, wie man sie 2024 erlebe, seien nicht gerade das, wonach man strebe, während man Millionensummen in seine Standorte stecke.

Stammgast in Pfaffenhofen: Schauspieler und Comedian Florian Simbeck mit Alexander Rusch. (Credit: KinoGruppeRusch)

Deutlich über 3,5 Mio. Euro waren es am Ende im Fall von Pfaffenhofen. Eine Summe, hinter der natürlich längst nicht nur bauliche Veränderungen stecken, sondern vor allem Ausstattung und Technik in den Sälen, die quasi vollständig entkernt wurden und nun unter anderem unterschiedliche Sitzbereiche mit Angeboten bieten, die vom breiten Logensitz über Liegesofas und individuell einstellbare, exklusive Liege-Sessel bis hin zu D-Box-Sitzen in ausgewählten Sälen reichen. Das ULTIMATE.-Konzept von Cineplex setzte man mit Laserprojektion, ATMOS-Sound, extragroßer Leinwand und D-Box-Reihen gleich in zwei Sälen um.

Wobei sie womöglich nicht im ersten Moment darauf kommen werden, welches Motiv – nach einer großen Abordnung an Cosplayern, versteht sich – das zumindest meinem Eindruck nach meistfotografierte dieses Eröffnungsnachmittages war. Ein Bereich des Kinos, der mir von zufällig anwesenden Bekannten mit den Worten „Das musst Du gesehen haben!“ angepriesen wurde – und der diesem Lob voll gerecht wurde.

Die Toiletten. Oder besser: Die „Star Wars“- bzw. „Harry Potter“-Themenwelten, die sich dort eröffneten. Nicht etwa nur mit schnöden Wandbemalungen – sondern unter anderem mit aufwändigen Wand- und Spiegelverkleidungen. Kein Witz: Für meinen Sohn machte das (und die Anwesenheit eines „Master Chief“-Cosplayers) einen Unterschied, den man einfach erlebt haben musste. Sehen Sie es mir an dieser Stelle nach, dass sich dieser Bereich des Hauses bei meinem Besuch nicht mit einem Foto festhalten ließ, das dem Gesamteindruck gerecht geworden wäre und gleichzeitig Persönlichkeitsrechte der Gäste gewahrt hätte…

Am Samstagabend rappte die bayerische Künstlerin Ria Reiser zusammen mit Leniliciouz live (Credit: SPOT media & film)

Aber derartiger Aufwand gerade an diesem Ort? „Man mag es vielleicht kaum glauben, aber Toiletten wurden in den vergangenen Jahren zum zunehmend populären Instagram-Motiv – wenn sie denn optisch herausstachen“, so Alexander Rusch, der ergänzt: „Ein ganzes Foyer als Themenwelt zu gestalten, wäre dann doch ein wenig zu kostspielig gewesen – zumal man im Hinterkopf behalten muss, dass sich Geschmäcker auch ändern und man sich dann auch eine etwaige Umgestaltung leisten können will. Aber ich denke, wir haben zwei recht langlebige Themen ausgewählt.“ Dabei kann er nicht zuletzt auf erste Erfahrungen aus dem (seinerseits unlängst modernisierten) Standort Memmingen verweisen, dem größten seiner Familie. Dort scheint das „Harry Potter“-Thema am stärksten aufgenommen zu werden. Nicht dass man im Foyer gänzlich auf den einen oder anderen besonderen Blockbuster-Touch verzichten müsste – schon jetzt bietet auch Pfaffenhofen dort unter anderem einen „Avatar“-Akzent.

Mitte Dezember 2025 soll bekanntermaßen der dritte Teil kommen, idealerweise als Krönung eines Kinojahres, dem schon jetzt mit großer Zuversicht entgegengeblickt wird – auch seitens der Familie Rusch, die sich aber erst einmal noch ein starkes Jahresendgeschäft für 2024 ausrechnet. Und sich froh darüber zeigt, genügend Leinwände an ihren Standorten zu haben, um die Tentpole-Dichte des Vorweihnachtsgeschäfts auch abbilden zu können.

Was die Zukunft an Investitionen bringt? „Pfaffenhofen war jetzt erst einmal der Zenit, denn es war der erste Standort, den wir wirklich in einem Rutsch von Grund auf komplett modernisiert haben“, erklärt Alexander Rusch. Man habe schon weitere Maßnahmen im Blick, darunter die Erneuerung des Foyers im Cineplex Fürth bzw. die sukzessive Umsetzung des ULTIMATE.-Konzepts an allen Standorten. Vor allem aber gehe es jetzt darum, sich die Zeit zu nehmen, um im Detail auszuwerten, welche Maßnahmen und welche Angebote (insbesondere auch im Bestuhlungsbereich) auf besonders gute Resonanz bei den Gästen stoßen. „Es geht auch um kleine Stellschrauben, um Fragen des Alltagsbetriebs, wie etwa den idealen Flow bei Nutzung der Bestellterminals.“ Pfaffenhofen soll auch an dieser Stelle weitere Erkenntnisse liefern.

Mit der Eröffnung zeigt sich Alexander Rusch jedenfalls hochzufrieden. Denn größere Sorge als Handgriffe auf den letzten Metern habe ihm das Hochsommerwetter bereitet  – in Deutschland bekanntlich einer der ärgsten Widersacher guter Kinozahlen. „Aber als ich die Schlange vor der Tür gesehen habe, fiel die letzte Anspannung ab – dafür auch noch einmal einen Riesendank an mein Team!“