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Besucherrekord für Jüdisches Filmfestival Berlin-Brandenburg

Die 30. Ausgabe des JFBB endete am vergangenen Sonntag – und die Veranstalter können auf die bislang stärkste Publikumsresonanz für das Festival zurückblicken, das erstmals in Partnerschaft mit der MPA und bereichert um die Branchenkonferenz JFBB pro stattfand. Die Preise waren bereits am Donnerstag vergeben worden.

Gewinnerinnen und Gewinner des 30. Jüdischen Filmfestivals Berlin-Brandenburg (Credit: JFBB)

Die Gewinner der Jubiläumsausgabe des Jüdischen Filmfestivals Berlin-Brandenburg wurden bereits am vergangenen Donnerstag gekürt, das Programm lief aber bis zum gestrigen Sonntag – und hinter Veranstaltern und Teilnehmern liegt eine „stimmungsvolle, intensive und erlebnisreiche Festivalwoche“, wie Geschäftsführer Andreas Stein betont. Aber nicht nur das: Mehr als 6000 Besucher wurden bei den Veranstaltungen gezählt, mehr als je zuvor in der 30jährigen Geschichte des Festivals. „Dieses große Interesse gibt uns Aufwind für die Vorbereitungen auf die nächste Ausgabe eines Festivals, das aus unserer Sicht nicht nur aktuell von enormer gesellschaftlicher Bedeutung ist“, so Stein.

Tatsächlich gab es in diesem Jahr zentrale Neuerungen. Denn erstmals wurde das JFBB in einer Ende Januar bekanntgegebenen Partnerschaft mit der MPA ausgerichtet. „Unsere Partnerschaft mit dem JFBB unterstreicht unser Engagement, die Sichtbarkeit und das Verständnis jüdischer Erfahrungen zu fördern. Wir sind begeistert von den innovativen Programmen und Veranstaltungen, die die Tiefe dieser Geschichten widerspiegeln. Das Festival ist eine wichtige Plattform für den Dialog, die Themen wie Antisemitismus, Traumata und Resilienz anspricht“, hieß es dazu seitens der MPA zur Eröffnung am 18. Juni, die im Beisein von Schirmherrin und Kulturstaatsministerin Claudia Roth gefeiert wurde.

Erstmals wurde in diesem Kontext auch die Branchenveranstaltung JFBB pro ausgerichtet – mit prominenter Beteiligung. So saßen am 19. Juni unter anderem Nancy Spielberg, Dani Levy, Fabian Gasmia und Julia von Heinz (die eine case study zu „Treasure“ präsentierten) auf den Panels, die MPA wurde bei JFBB pro von Christian Sommer vertreten.

„Wir sehen das JFBB nicht nur als wachsendes Publikumsfestival in der Hauptstadtregion, sondern möchten uns mittelfristig zur ersten europäischen Anlaufstelle für jüdische Filmemacher aus der ganzen Welt entwickeln sowie für Filmschaffende, die sich mit jüdischen Themen beschäftigen. Und zwar nicht nur als Plattform für bereits entstandene Filme, sondern zur Entwicklung neuer Ideen, zur gezielten Suche nach Co-Produzenten und potenziellen Filmförderern und zur Analyse bereits begonnener Projekte“, so JFBB-Geschäftsführer Andreas Stein zur erstmaligen Organisation dieser Branchenkonferenz.

Die Preisträger:

• Der mit 3000 Euro dotierte Gershon-Klein-Spielfilmpreis ging an „Südsee“ von Henrika Kull. Dazu die Jury: „Der Film ist wie ein Mittagsschlaf in der israelischen Sonne. Es ist eine erotische Beziehung zwischen einem Israeli und einer Deutschen. Es knistert wie es nur zwischen Israelis und Deutschen knistern kann. Überzeugend durch seine Ästhetik ist ‘Südsee‘ innovativ ohne prätentiös zu sein. Ein wunderschöner Flirt – auch wenn vom blauen Himmel die Bomben fallen.“ Eine lobende Erwähnung widmete die Jury zudem „A Good Jewish Boy“ von Noé Debré.

• Der ebenfalls mit 3000 Euro dotierte Gershon-Klein-Dokumentarfilmpreis ging an „Vishniac“ von Laura Bialis. Dazu die Jury: „Der preisgekrönte Film zeigt komplexe Themen von historischer Relevanz, die in unserer Zeit nachhallen und beleuchtet wie ein Scheinwerfer fragmentarisch die Geschichte der Familie Vishniac, die sich vom Osteuropa der Zwischenkriegszeit über Deutschland bis in die Vereinigten Staaten der Nachkriegszeit erstreckt. Er spricht über die Bedeutung der Erinnerung und die Bewahrung von Bildern und Archivmaterial als Zeugen der verlorenen Geschichte. Der Film ist großartig gemacht und lässt uns mit vielen Fragen zurück.“ Eine lobende Erwähnung widmete die Jury zudem „The Return from the other Planet“ von Assad Rapid.

• Einen Preis für den interkulturellen Dialog (dotiert mit 2000 Euro) vergab die Dokumentarfilmjury an „Telling Nonie“ von Paz Schwarz. Die Jurybegründung: „Der Film erzählt eine persönliche Geschichte von Vergebung und Wiedergutmachung. Er schildert eine unwahrscheinliche Beziehung zwischen Menschen, die sich als Feinde betrachten könnten, aber schließlich in einen ruhigen und offenen Dialog treten. Mit einem besonderen Hauch von jüdischem Humor spricht der Film auch auf außergewöhnliche Weise über den Mut, sich selbst treu zu bleiben.“

• Der mit 2000 Euro dotierte Preis zur Förderung des filmischen Nachwuchses wurde Ido Tako als Hauptdarsteller in „The Vanishing Soldier“ von Dani Rosenberg zuerkannt. Das Programmkollektiv des JFBB stellte zu diesem Werk fest: „Ido Tako hat uns in der Rolle des 18jährigen Shlomi überzeugt. Mit Verve spielt er einen jungen Mann, der im Krieg vor dem Krieg wegrennt und sich schnell klar wird, dass er sich in eine Sackgasse verrennt, aus der er nicht mehr herauskommt. Ido Tako trägt mit seinem Schauspiel diesen Film, setzt dabei auf zwingende Weise Körpersprache und Mimik ein, berührt seine Zuschauer mal mit feinsten Gesten, mal mit verzweifelten Bewegungen. Ein all umfassendes, mitreißendes Schauspiel, das niemanden kalt lässt und das überaus relevante Sujet dieses Films – die Verzweiflung und der Hunger nach Leben eines Wehrpflichtigen, der keinen Krieg will – in die Köpfe und Herzen seines Publikums spielt. Diesen talentierten Schauspieler möchten wir noch öfters auf unseren Leinwänden sehen.“

Das nächste Mal ist das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg vom 11. bis 13. Juli, als Kooperationspartner der Open-Air Kinonächte in Cottbus, zu erleben.