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„Barbenheimer“ bleibt im Lead

Auch die zweite Runde des sommerlichen Boxoffice-Kräftemessens ging an das Vorjahr, dementsprechend vergrößerte sich auch die Lücke auf 2023. Allerdings fiel der Rückstand auf das Vorjahreswochenende diesmal erheblich geringer aus.

Erfolgreiche Frischzellenkur für das MCU: „Deadpool & Wolverine“ (Credit: © 2024 20th Century Studios / © and ™ 2024 MARVEL)

Zumindest ausgehend von der allgemeinen Erwartungshaltung war es nie ein Duell auf Augenhöhe. Schließlich tritt der deutsche Kinomarkt in diesem Jahr seit Mitte Juli gegen den Doppelpack des meist- und drittmeistbesuchten Neustarts des vergangenen Jahres an. Dass man in diesem Zeitraum Boden gegenüber 2023 verlieren würde: Das galt als ausgemachte Sache. Keine negative Überraschung also an dieser Stelle. Eigentlich eher im Gegenteil: Denn auch wenn es das vergangene Wochenende erneut nicht mit dem Vergleichszeitraum aus 2023 aufnehmen konnte, überwiegen doch klar die positiven Aspekte. Zu denen nicht nur das stärkste Top-Ten-Ergebnis und das zweitstärkste Gesamtergebnis des laufenden Jahres zählen. Sondern auch die Tatsache, dass der Abstand diesmal ein gutes Stück geringer ausfiel als in der Vorwoche – und vor allem geringer, als mitunter befürchtet.

Gut 1,57 Mio. Gesamtbesuche und knapp 16,7 Mio. Ticketumsatz wurden laut FilmSource-Auswertung von Comscore am vergangenen Wochenende gezählt. Werte, die um rund 35 bzw. rund 31 Prozent unter jenen der zweiten „Barbenheimer“-Runde 2023 lagen. Was eine erhebliche Verbesserung gegenüber der Vorwoche darstellt: Denn da hatte das Minus noch bei 56 bzw. 57 Prozent gelegen. Vergrößert hat sich die Lücke auf 2023 in den vergangenen Tagen aber dennoch: Lag sie am Ende der KW 30 noch bei 9,5 Prozent nach Besuch und 12,8 Prozent nach Umsatz, sind es nun 11,4 bzw. 14,2 Prozent

Das sind natürlich nicht die Werte, mit denen man 2024 abschließen will. Aber es sind Werte, die keineswegs unerwartet kommen – schließlich sieht man einer erheblichen Ergebniskorrektur im vierten Quartal entgegen.

Ohnehin geben die Wochenendzahlen keinen Grund zur Unzufriedenheit – erst recht nicht vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es nicht etwa nur das (zumindest größtenteils) hochsommerliche Wetter war, dass die Kinos herausforderte, sondern auch der Auftakt zu den Olympischen Spielen, die unter anderem mit einer sensationellen Einschaltquote von über zehn Mio. Zuschauerinnen und Zuschauern für die Eröffnungsübertragung am Freitagabend im Ersten auch ein gutes Stück Aufmerksamkeit auf sich zogen. Rein aus Münchner Sicht sei übrigens ergänzt: Gefühlt die halbe Landeshauptstadt war am Samstag im Olympiapark. Ein Bild wie jenes, dass das Areal zum Taylor-Swift-Konzert abgab, habe ich persönlich jedenfalls noch nicht gesehen…

Klare Nummer Eins war natürlich „Deadpool & Wolverine“, auch wenn er hierzulande nicht ganz das enorme Startfeuerwerk matchen konnte, das in den USA abgebrannt wurde – wobei das dortige R-Rating auch etwas weniger limitierend wirkt als eine FSK 16. Überzeugend sind die gut 575.000 Besuche am reinen Wochenende und knapp 718.000 seit Mittwoch jedenfalls allemal – zumal dieser starke Wert am Ende deutlich über mancher Prognose zu Beginn des Wochenendes lag. Hinzu kommt: Nach Boxoffice kann „Deadpool & Wolverine“ nun auf den besten Starttag des Jahres (den Mittwoch) verweisen (nach Besuchen behielt „Chantal“ ihr Krönchen), gleichzeitig wurden nach Boxoffice auch die Startwochenenden der beiden (ihrerseits höchst erfolgreichen) Vorgänger überrundet. Ein Umstand, den man seit der Pandemie natürlich immer besonders gerne hervorhebt – weil er, Inflation hin oder her, auch ein ganz netter Indikator dafür ist, dass die Aussicht auf eine komplette Erholung (und mehr) nicht nur eine Wunschvorstellung ist.

Im Schatten des sämtliche Prognosen hinwegfegenden US-Debüts hatte vergangene Woche der Deutschland-Start von „Twisters“ gestanden. Aber während der Sturm in den USA im Angesicht der übermächtigen Marvel-Konkurrenz ordentlich an Kraft verlor (wobei ein Rückgang von 57 Prozent für US-Verhältnisse durchaus nicht außergewöhnlich hoch ist), belief sich das Besuchsminus hierzulande auf nur knapp elf Prozent. Ein starker Wert, der hoffen lässt, dass sich die Qualitäten des Films noch ein wenig weiter herumsprechen.

Noch erfreulicher sind die Nachrichten für diverse Familientitel, die parallel zum Ferienbeginn in Baden-Württemberg und Bayern zulegen konnten. „Ich – Einfach unverbesserlich 4“ verbesserte sich um gut zehn Prozent, zählte über 400.000 Besuche und konnte schon am Samstag (inklusive der Previews) als vierter Film des Jahres (nach „Dune: Part Two“, „Chantal im Märchenland“ und „Alles steht Kopf 2“) die Hürde von zwei Mio. Gesamtbesuchen nehmen. „Alles steht Kopf 2“ wiederum holte sich knapp 230.000 Besuche, legte um sensationelle 28 Prozent zu und nimmt mit über 4,2 Mio. Besuchen so langsam ernsthaft Kurs in Richtung fünfter Million. Und auch Besuchsmillionär „Garfield“ ließ sich mit einem Plus von starken 22 Prozent nicht lumpen.

Auch dort, wo kein Plus verzeichnet wurde, hielten sich die Rückgänge absolut im Rahmen – um mehr als rund 33 Prozent ging es für keinen der Bestandstitel in der Top 20 nach unten. Auch nicht für einen Film wie „Bad Boys: Ride or Die“, der unlängst seine PVoD-Premiere feierte, sich mit gut 22.000 Besuchen – und einem starken sechsten Platz am achten Wochenende – aber nun seinerseits über die Millionenhürde schwang.

Und dann wäre da natürlich noch das – in diesem Jahr noch viel zu seltene – Ausrufezeichen des deutschen Films: „Zwei zu Eins“ eröffnete mit knapp 86.000 Tickets am reinen Wochenende und gut 107.000 inklusive der Previews deutlich über den Erwartungen, markierte das beste Debüt einer lokalen Produktion seit „Chantal im Märchenland“ (sowie das drittbeste dieses Jahres nach „Eine Million Minuten“) und bescherte dem X Verleih das beste Startergebnis seit „Die Känguru-Verschwörung“.

Unterdessen wirken die programmatisch eher schwach besetzten Wochen im Vorfeld des EM-Starts durchaus noch ein wenig nach: Denn ein Besuchsanteil von rund 94 Prozent für die Top-20-Filme ist – selbst in einem Jahr wie diesem – ein auffällig hoher Wert. Selbst dann, wenn man bedenkt, dass diverse ältere Titel (genannt seien etwa „Eine Million Minuten“, „Back to Black“ oder „The Fall Guy“) offensichtlich mit Open-Air-unterstützten Zuwächsen in der Top 20 aufschlugen.