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Annette Hess mit German TV Disruptor Award prämiert

Drehbuchautorin Annette Hess ist eine der starken Stimmen in der deutschen Film- und Serienbranche. Dafür erhielt sie jetzt auf dem Seriencamp einen neu geschaffenen Preis überreicht und sprach über Ungerechtigkeiten in der Branche und „Ku’damm 77“.

Seriencamp TV Disruptor Award 2024
Annette Hess beim Seriencamp (Credit: SPOT)

Der internationale Medienpartner des Seriencamp, das US-Branchenblatt Deadline, hat zum ersten Mal den German TV Disruptor Award am heutigen Donnerstag verliehen. Der Preis ging an die Drehbuchautorin Annette Hess, die für Serien wie „Deutsches Haus“ oder die „Ku’damm“-Reihe und eine starke Rolle für die Drehbuchschreibenden in der Produktion steht. „Wir wollten jemanden auszeichnen, der eine Meinung und Haltung zur Branche hat“, sagte Stewart Clarke von Deadline.

Annette Hess sprach auf der Bühne klar und mutig über heutige Missstände in der Branche und ihren eigenen Werdegang. „Den Pay Gap gibt es bis heute. Drehbuchautorinnen verdienen 20 Prozent weniger als ihre Kollegen.“ Ihrer Meinung nach verschlechtere sich sogar wieder die Situation für Frauen in der Branche.

„Es bleibt ein Krieg. Das Bild gab es auch gestern bei der Premiere. Nur Männer und eine Frau auf der Bühne“, sagte Hess. Die Drehbuchautorin spielte auf die Weltpremiere von „Ich bin Dagobert“ am Mittwoch an, die das Seriencamp Festival eröffnete. Sonja Gerhardt war als eine der Darstellerinnen auf dem roten Teppich. Ansonsten war es eher eine männliche Veranstaltung, was aber auch dem Thema der Serie geschuldet war.

„Heute besitze ich Selbstbewusstsein“

„Heute besitze ich Selbstbewusstsein, aber es war ein anstrengender Weg“, blickte Hess zurück. „Bei ‚Weissensee‘ sah ich, wie der Regisseur das Drehbuch übernahm und ich merkte, dass ich in den Sitzungen keine Stimme hatte. Danach wollte ich eine Veränderung.“ Sie hatte die Idee für die „Ku’damm“-Filme, ging damit zur UFA und dem ZDF. „Ich sagte, ich mache es aber nur, wenn ich die Stimme der Geschichte bis zum Ende der Produktion habe. Das war eine großartige Erfahrung.“

Beim Schutz der Idee und Vision der Schreibenden hat Hess eine gute Partnerin in der Gaumont-Produzentin Sabine de Mardt gefunden, mit der sie auch die Disney+-Serie „Deutsches Haus“ zusammen machte. Hess bezeichnete die anwesende de Mardt als ihre „Lieblingsproduzentin“.

„Als ich den Rohschnitt von ‚Deutsches Haus‘ sah, war ich so glücklich damit, dass ich dachte: Wie kann ich das toppen. Jetzt hatte ich aber die Idee für ein historisches Format über einen Wunderheiler. Nur fehlt mir erst einmal die Zeit, weil ich an „Ku’damm 77“ arbeite und beim zweiten Draft bin“, erzählte Hess. Sie hofft, dass die Produktion für „Ku’damm 77“ im Januar startet. Es sollen drei 90-Minüter werden.

Hess sprach bei der Preisvergabe auch über ihre Ambition, selbst Regie zu führen. „Ich will auch bei einer Episode Regie führen.“ Es war am Set von „Deutsches Haus“ für Hess als Situation etwas schizophren, dass sie den Regisseurinnen sagte, wie sie es sich vorstellte und diese wiederum das anderen Beteiligten dann weitergeben mussten.