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Goldener Löwe für Pedro Almodóvar

Die 81. Mostra in Venedig ist Geschichte. Den Goldenen Löwen für den besten Film sprach die Jury um Isabelle Huppert dem neuen Film von Pedro Almodóvar zu, „The Room Next Door“.

Tilda Swinton, Pedro Almodóvar, Julianne Moore (Credit: Giorgio Zucchiatti / La Biennale di Venezia)

„Ich habe gute Nachrichten für Sie“, sagte Jury-Präsidentin Isabelle Huppert, bevor die Preise vergeben wurden. „Dem Kino geht es blendend!“ Den Goldenen Löwen als besten Film der 81. Mostra in Venedig sprach sie „The Room Next Door“ zu, die erste englischsprachige Arbeit von Pedro Almodóvar, der damit zum ersten Mal den Hauptpreis bei einem der drei großen A-Festivals gewinnen konnte. In Venedig hatte er 1988 den Drehbuchpreis für „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ gewinnen können. In Cannes war er 1999 bester Regisseur für „Alles über meine Mutter“, 2006 wurde er für „Volver“ als bester Drehbuchautor prämiert, vor fünf Jahren hatte Antonio Banderas für seinen „Leid und Herrlichkeit“ den Darstellerpreis erhalten. Vor drei Jahren hatte Almodóvar in Venedig den Eröffnungsfilm „Parallele Mütter“ gestellt. Lesen Sie hier unsere SPOT-Besprechung von „The Room Next Door“.

Nachdem von 2020 bis 2022 dreimal in Folge Regisseurinnen gewonnen hatten (Chloe Zhao für „Nomadland“, Audrey Diwan für „Das Ereignis“, Laura Poitras für „All the Beauty and the Bloodshed“) wurde nun nach Yorgos Lanthimos für „Poor Things“ abermals ein männlicher Regisseur ausgezeichnet – allerdings wie jedes Mal seit 2020 mit weiblichen Hauptfiguren.

Der Silberne Löwe – Große Preis der Jury für den Zweitplatzierten ging an die italienische Produktion „Vermiglio“ von Maura Delpero, ein harter Film über drei Töchter eines Lehrers in einem Bergdorf in Südtirol am Ende des Zweiten Weltkriegs. Lesen Sie hier unsere Besprechung.

Der Silberne Löwe für die beste Regie ging an Brady Corbet für „The Brutalist“ die dreieinhalbstündige Geschichte eines ungarischen Holocaust-Überlebenden, der nach dem Krieg in den USA Fuß zu fassen versucht und als einer der großen Favoriten gegolten. „Wie Sie an meinem Film erkennen können, ist Kürze nicht gerade meine Stärke“, sagte Corbet und lobte dann namentlich alle weiteren Regisseure im Wettbewerb. Seine Rede war tatsächlich so lang, dass man schon erwartete, sie könne ebenso eine Pause haben wie sein Film. Lesen Sie hier unsere Besprechung.

Den Spezialpreis der Jury gewann „April“ von Dea Kulumbegashvili. Mit dem Preis für das beste Drehbuch wurden Murilo Hauser und Heitor Lorego für Walter Salles‘ „Ainda estou aqui / I’m Still Here“ ausgezeichnet. 

Als beste Darstellerin wurde Nicole Kidman für ihre Leistung in „Babygirl“ ausgezeichnet, die den Preis nicht entgegennehmen konnte, weil sie kurz nach der Ankunft in Venedig die Nachricht erhalten hatte, dass ihre Mutter gestorben sei. Den Preis nahm für sie Regisseurin Halina Reijn entgegen. Lesen Sie hier unsere Besprechung.

Die Coppa Volpi für die beste männliche Darstellerleistung ging an Vincent Lindon für „Jouer avec le feu / The Quiet Son” von Delphine und Muriel Coulin. Vor neun Jahren hatte Lindon bereits in Cannes den Darstellerpreis für „Der Wert des Menschen“ gewonnen. Seine zunächst charmante Dankesrede, bei der er sich bei jedem Jurymitglied mit Küsschen bedankte, zog sich dann allerdings ein bisschen. 

Den Marcello Mastroianni Award für den besten Nachwuchsdarsteller erhielt Paul Kirscher für seine Leistung in dem französischen Wettbewerbsbeitrag „Leurs enfants après eux“ von Zoran und Ludovic Boukherma. 

Den Hauptpreis der Nebenreihe Orizzonti für den besten Film überreichte Jurypräsidentin Debra Granik „The New Year That Never Came“ von Bogdan Muresanu. Den Preis für die beste Regie erhielt Sarah Friedlandfür ihren Film „Familiar Touch“. Friedland konnte für ihren Film außerdem den Lion of the Future – „Luigi De Laurentiis“ Venice Award for a Debut Film gewinnen. Zudem wurde ihre Hauptdarstellerin Kathleen Chalfant ausgezeichnet. 

Mit dem Spezialpreis der Jury wurde „One of Those Days When Hemme Dies” von Murat Firatogluprämiert. Francesco Gheghi wurde für eine Leistung in „Familia“ als bester Schauspieler geehrt. Das beste Drehbuch schrieb Scandar Copti, sein Film ist „Happy Holidays“. Der beste Kurzfilm in der Orizzonti-Reihe ist „Who Loves the Sun“ von Arshia Shakiba. Der Publikumspreis der Orizzonti Extra wurde „Shahed / The Witness“ von Nader Saivar zugesprochen.

Als bestrestaurierter Film der Venezia Classici wurde „Ecce Bombo“ von Nanni Moretti ausgezeichnet. Moretti selbst nahm den Preis an. Als bester Dokumentarfilm über das Kino gewann „Chain Reactions“ vonAlexandre O. Philippe über die Entstehung von Tobe Hoopers „Texas Chain Saw Masssacre“ vor 50 Jahren. 

In der Sektion Venice Immersive ging der Venice Immmersive Grand Prize an „Ito Meikyū“ von Boris Labbé. Der Spezialpreis der Jury wurde „Oto’s Planet“ von Gwenael François zugesprochen und der Venice Immersive Achievement Prize ging an „Impulse: Playing with Reality“ von Barry Gene Murphyund May Abdalla.

In ihrer Eingangsrede hatte Moderatorin Sveva Alviti gesagt: „Das Wort, das diese Tage in Venedig am besten beschreiben kann, ist Begeisterung. Begeisterung für die Filme des Festivals, für das Publikum in den Kinos von morgens bis abends. Begeisterung für die Schauspielerinnen, Schauspieler, Regisseure, Autoren und die vielen Menschen, die draußen auf sie warten. Begeisterung für all das Leben, das uns auch in diesem Jahr von Venedig geschenkt wurde.“