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Bernhard Wenger über die Einladung zur Mostra: „In Venedig steht die Liebe zum Film im Vordergrund”

Der österreichische Filmemacher Bernhard Wenger ist mit seinem Kinodebüt „Peacock“ auf Anhieb in Venedig gelandet. Weltpremiere feiert der Film mit Albrecht Schuch in der Hauptrolle in der Settimana Internazionale della Critica (SdC). Wir haben bei ihm nachgefragt, was ihm die Einladung bedeutet und wie er auf die Idee zur Story kam.

Bernhard Wenger ist mit „Peacock” in Venedig. Produziert wurde der Film von NGF – Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion und CALA Filmproduktion GmbH (Credit: Hannah Schwaiger)

Herzlichen Glückwunsch zur Einladung in die SdC! War die Freude groß?

Bernhard Wenger: Vielen Dank. Selbstverständlich! Mit dem ersten Kinofilm in Venedig Weltpremiere zu feiern, ist eine große Ehre. Die Settimana ist eine wunderschöne Sektion für Debütfilme, ich freue mich riesig, dass unser Film genau dort das erste Mal auf der großen Leinwand zu sehen ist und ich das mit Cast und Team gemeinsam erleben darf.

Was erhoffen Sie sich davon? Welche Bedeutung hat die Mostra für Sie? Waren Sie schon auf dem Festival?

Bernhard Wenger: Als ältestes Filmfestival der Welt, hat Venedig natürlich eine große Bedeutung. Ich war noch nie auf dem Festival, aber bin schon sehr gespannt. Mir wurde erzählt, dass dort die Begeisterung für die Kunst des Filmemachens an sich und die Liebe zum Film noch mehr im Vordergrund stehen, als bei anderen Festivals und das klingt natürlich großartig. Ich erhoffe mir jetzt erstmals eine schöne Premiere und dass uns dieser schöne Festivalstart dabei hilft, ein großes Publikum zu erreichen.

„Peacock”: Albrecht Schuch ist immer zur Stelle – nicht nur, wenn’s brennt (Credit: NGF Geyrhalterfilm, CALA Film, Albin Wildner)

Ihre Kurzfilme sind um die Welt gereist, wurden national und international gezeigt und ausgezeichnet. Helfen Festivals bei der Karriere?

Bernhard Wenger: Ja, auf jeden Fall. Die Festivalerfolge meines Kurzfilms „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ haben den Weg zum Langfilm geebnet. Dadurch wurde die wunderbare Geyrhalter Film auf mich aufmerksam und hat mir und meinen Kollegen und Freunden, mit denen ich schon bei den Kurzfilmen gearbeitet habe, zugetraut, einen Langfilm zu machen.

Genau, mit „Peacock“ sind Sie nun zum Langfilm gesprungen. Was war das für eine Erfahrung? Lief alles glatt?

Bernhard Wenger: Die Erfahrung ist auf alle Fälle einzigartig. Ich werde hoffentlich noch viele Filme in meinem Leben machen, aber der erste Langfilm ist eine ganz besondere Erfahrung. Man lernt so viele neue Prozesse kennen und doch merkt man, wie ähnlich alles zur bisherigen Arbeit ist, nur in deutlich größeren Dimensionen. Es war herrlich, mit so vielen tollen Menschen vor und hinter der Kamera zusammenarbeiten zu können. Hindernisse am Weg gibt es immer, aber die sind ja bekanntlich da, um überwunden zu werden und ich bin sehr glücklich, wie alles gelaufen ist.

Wie sind Sie auf die Idee für die Geschichte gekommen und wie ist es Ihnen gelungen, Albrecht Schuch als Hauptdarsteller zu gewinnen?

Bernhard Wenger: Ich habe vor zehn Jahren über das Phänomen der Rent-a-friend-Agenturen in Japan gelesen und mich seither sehr dafür interessiert. 2018 ging ich zur Recherche nach Japan und habe Mitarbeiter:innen von Agenturen kennengelernt und interviewt. Dabei habe ich eine Person getroffen, die mir erzählt hat, dass sie aufgrund ihres außergewöhnlichen Berufes das Problem hat, keine echten Emotionen mehr leben zu können. Diese tragische Tatsache habe ich für die Hauptfigur Matthias übernommen und darum die satirische Geschichte voller skurrilem Humor gebaut. Albrecht Schuch ist für mich einer der spannendsten deutschsprachigen Schauspieler unserer Zeit. Er ist unglaublich vielseitig, war jedoch oft in irgendeiner Form von „Heldenrolle“ zu sehen. Die Figur von Matthias ist in ihrer Verlorenheit und Passivität privat das komplette Gegenteil, in seinem Beruf präsentiert er sich jedoch immer als perfekter Begleiter oder Held. Das fand ich sehr spannend und war ebenfalls ein Grund, Albrecht die ausgefallene Rolle anzubieten.

Die Fragen stellte Barbara Schuster

Peacock