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REVIEW FESTIVAL: „Sisterqueens“

Euphorische Doku über den Berliner „Sisterqueens“-Workshop, in dem junge Mädchen sich nach der Schule kreativ austoben können.

Der Dokumentarfilm „Sisterqueens” von Clara Stella Hüneke eröffnet CineKindl 2024 (Credit: Filmfest München)

CREDITS:
Land / Jahr: Deutschland 2024; Laufzeit: 90 Minuten; Regie & Drehbuch: Clara Stella Hüneke

REVIEW:
„Wir sind Feministinnen, und wir stehen dazu“. Das sagen Jamila (9), Rachel (11) und Faseeha (12) ganz am Anfang von Clara Stella Hünekes Dokumentarfilm, der das diesjährige CineKindl eröffnet. Es ist Hünekes Abschlussfilm von der Filmakademie Baden-Württemberg, produziert von Franziska Gärtner. Über mehrere Jahre begleitete sie die drei Mädchen in der Berliner Einrichtung Mädea – Interkulturelles Zentrum für Mädchen und junge Frauen, in dem sich Girls nach der Schule kreativ austoben können, wo „Mädchen sich stärken können“, wie Jamila es so treffend sagt. Im „Sisterqueens“-Workshop lernen die Mädels unter Anleitung von Pädagoginnen und echten Rapperinnen, zum Beispiel Sister Fa, die sich selbst eine Old School Rapperin bezeichnet, eine der ersten Rapperinnen in ihrer Heimat Senegal, „wo Rap und HipHop nur für Männer ist“, sich mit Musik auszudrücken, Texte zu schreiben und gleichzeitig Geschlechterklischees Paroli zu bieten. „Weil ich keine Prinzessin bin, rappe ich, wie ich will“, singt Faseeha mit coolen Moves in die Kamera. Sie wirkt am toughsten, selbstbewusstesten und würde am liebsten Schauspielerin werden. Ein Traum, der sich vielleicht irgendwann in Realität verwandeln lässt. Rachel sagt am Anfang, sie wird Gangster, zieht dann aber zurück und nennt Ärztin als Berufswunsch. Und Jamila möchte in die Wissenschaft, wofür sie besonders bemüht sei, in Chemie gut aufzupassen. 

Der Film zeigt auch, wie schwierig die Coronapandemie für die Jugendlichen war, wie lost, verloren sich Rachel, Jamila und Faseeha fühlten, auch von Selbstzweifeln geplagt. Doch dank der engagierten Workshop-Leiterinnen auch digital oder unter freiem Himmel dazu angehalten wurden, an ihren Texten zu feilen. „Wir sind ein Mosaik, das Ergebnis ist eine Krone“, trägt Rachel vor, oder Jamila: „Wir sind eine Family, das ist unsere Melodie!“. Es macht große Freude, den Mädels zuzugucken, ein wenig fühlt man sich versetzt in Ruth Beckermanns „Favoriten“, wo man auch über Freude, Ängste und Nöte von Kindern erfährt, wenngleich es in dem österreichischen Dokumentarfilm doch mehr ums Lehren und Lernen und die Missstände an Schulen geht (Stichwort: Personalmangel) und „Sisterqueens“ einem positivem Booster gleichkommt, den sich alle Mädels angucken sollten (und Jungs natürlich aucH). Aber gerade junge Mädchen können nie genug gestärkt werden, um ihre eigene Stimme in der Welt zu finden. „Sisterhood, das sind wir. Wir sind eine Einheit. Leiten uns nicht nach dir, erstreben nur nach Freiheit. Loyalität ist unser Standard!“ Gut so.

Barbara Schuster