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Filmfest München will antidemokratischen Tendenzen etwas entgegensetzen

Vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung der vergangenen Jahre will das Filmfest München in diesem Jahr nach Aussage der Festivalleitung „die Stärke des Films zu nutzen, um antidemokratischen Tendenzen etwas entgegenzusetzen“.

Auf dem Filmfest München zu sehen: „Führer und Verführer“ (Credit: Stephan Pick/Zeitsprung Pictures/SWR/Wild Bunch Germany)

Das Programm des Filmfest München ist in diesem Jahr „in besonderer Weise“, wie es in einer Pressemitteilung heißt, von der Auseinandersetzung mit den Bruchstellen des demokratischen Gefüges geprägt. In einer Zeit, in der auch in Deutschland Rechtspopulisten in die Parlamente eingezogen sind und menschenverachtendes Gedankengut – verstärkt durch die Sozialen Medien – verbreiten und die Zeitzeugen des Holocaust immer weniger werden, will das Filmfest München nach eigenen Angaben „Filme in den Fokus stellen, die darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, für eine freie und offene Demokratie einzustehen“. 

„Die letzten Jahre haben mit aller Deutlichkeit gezeigt: Unsere Demokratie ist verletzbar! Umso wichtiger ist es, die Stärke des Films zu nutzen, um antidemokratischen Tendenzen etwas entgegenzusetzen. Filme fangen die Vielfalt der Welt ein und ermöglichen einen Perspektivwechsel. So werden Grenzen, die unüberwindbar scheinen, durchbrochen. So entsteht Verständigung und Dialog“, betonen Festivalleiter Christoph Gröner und Julia Weigl, Künstlerische Co-Leiterin des Filmfest München. 

Zur Vielzahl von Filmen und Serien im Programm des Filmfest München, die Parallelen zwischen dem Heute und Damals thematisieren, gehören RP Kahls gleichnamige Verfilmung von Peter Weiss‘ Theaterstück „Die Ermittlung“ aus dem Jahr 1965 über den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess in den 1960er Jahren, Joachim A. Langs „Führer und Verführer“, der sich mit den letzten sieben Jahren des Dritten Reichs von 1938 bis 1945 beschäftigt, „The Spoils“, in dem es um NS-Raubkunst geht sowie das Charakterporträt „Die Fotografin“ über die Kriegsfotografin Lee Miller mit CineMerit-Award-Gewinnerin Kate Winslet in der Hauptrolle sowie Hannu Salonens Serie „Turmschatten“, die das Erbe des Nationalsozialismus in der Gegenwart beleuchtet.

Eine Hommage widmet das Filmfest München dem 1998 verstorbenen iranischen Filmemacher Sohrab Shahid Saless, der am 28. Juni 80 Jahre alt werden würde. Er hatte sein Heimatland 1971 verlassen und seine Arbeit, bei der er Ende der 1970er Jahre begann, den deutschen Umgang mit der NS-Vergangenheit zu reflektieren, im bundesdeutschen Exil fortgesetzt. Im Rahmen der Hommage zeigt das Filmfest München drei Filme von Sohrab Shahid Saless, „Ordnung“ aus dem Jahr 1980, in dem er die gesellschaftliche Lethargie bei der NS-Aufarbeitung thematisiert, „Empfänger unbekannt“ aus dem Jahr 1983, in dem er  Parallelen zwischen der Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung ab 1933 und dem Umgang der Mehrheitsgesellschaft mit Migrant:innen der Wirtschaftskrise der frühen 80er-Jahre aufzeigt, sowie „Hans – ein Junge in Deutschland” aus dem Jahr 1985, der  Verfilmung des autobiografischen Romans „Die blaue Stunde” von Schriftsteller Hans Frick, die die Angst des Schriftsteller vor der Entdeckung seiner jüdischen Herkunft während des Nationalsozialismus.  

Darüber hinaus richtet das Filmfest München seinen Blick in diesem Jahr auf das aktuelle Filmschaffen in der Ukraine.  Kuratiert von den Filmemachern Mila Zhluktenko und Daniel Asadi Faezi in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Filmkollektiv Babylon’13, „veranschaulichen drei Filmprogramme die Notwendigkeit, individuell und kollektiv mit dem Krieg umzugehen“, heißt es dazu in der Mitteilung des Filmfest München. Der Focus on Ukraine, der mit Unterstützung der Europäischen Union, der International Renaissance Foundation im Rahmen des Projekts „European Renaissance of Ukraine“ sowie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit/Thomas-Dehler-Stiftung realisiert wurde, ist während des Filmfest München auch in der Beergarden Convention vertreten. Mehr dazu im Beergarden Convention Guide.