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Beim Filmfest im Fokus: Pia Marais und Joshua Oppenheimer

Die deutsche Filmemacherin Pia Marais bringt ihr neuestes Werk „Transamazonia“ mit „Systemsprenger“-Star Helena Zengel in der Hauptrolle zum Filmfest Hamburg. Zusammen mit dem US-Regisseur Joshua Oppenheimer, der sein fiktionales Debüt „The End“ zeigt, ist beiden eine kleine, aber feine Werkschau gewidmet.

Joshua Oppenheimer und Pia Marais
Joshua Oppenheimer (l.) und Pia Marais (Credit: Kathreine Gowman/Daniel Bergeron/Filmfest Hamburg)

Das Filmfest Hamburg (26.9.-5.10.) widmet der deutschen Filmemacherin Pia Marais und dem US-amerikanischen Regisseur Joshua Oppenheimer in der Reihe „Gegenwartskino im Fokus“ eine kleine, aber feine Werkschau, bei der unter anderem die neuesten Werke „Transamazonia“ und „The End“ im Mittelpunkt stehen werden und es jeweils auch Werkgespräche geben wird.

Die in Südafrika geborene, aber aus Deutschland heraus Filme machende Regisseurin Pia Marais wird gerne wegen ihres Studiums an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin der sogenannten Berliner Schule zugeordnet. Was ihre Festivalerfolge anbelangt, kann man da auch mitgehen: Ihr neuestes Werk „Transamazonia“ (am 27.9. um 21 Uhr & am 4.10. um 20.45 Uhr jeweils im Abaton) lief im internationalen Wettbewerb von Locarno und konkurrierte um den Goldenen Leoparden, so wie das ihr Werk „Im Alter von Ellen“ schon 2010 tat.

Im neuen Werk „Transamazonia“ geht es um die junge Wunderheilerin Rebecca („Systemsprenger“-Star Helena Zengel) und ihren Vater, die zusammen im Amazonas-Urwald als evangelikales Tagteam auftreten. Marais recherchierte für den Film diverse Monate und widmete sich dem Konflikt zwischen Einheimischen und christlichen Eindringlingen, die das große Geschäft wittern. Wobei Rebecca im Laufe des Films dem kapitalistischen Eifer des Vaters immer mehr abschwört.

Marais debütierte mit „Die Unerzogenen“, der auch in Hamburg am 28. September um 15 Uhr im Metropolis-Kino (dazu gibt es auch ein Filmgespräch mit der Regisseurin) zu sehen sein wird. Am 29. September um 12.20 Uhr läuft auch „Layla Fourie“, mit dem sie filmisch zu ihren südafrikanischen Wurzeln zurückkehrte, im Cinemaxx 2. Alle Werke besitzen spannende Frauenfiguren im Zentrum, eine gewisse erzählerische Leichtigkeit, die der Berliner Schule eigentlich immer abging und ein Hang zur reflektieren Auseinandersetzung mit alternativen Lebensentwürfen, die sich aus Marais biografischen Hintergrund speisen, dass die Eltern Hippies sind.

Frisch aus Telluride: Oppenheimers fiktionales Debüt

Auch eine eigene kleine „Gegenwartskino im Fokus“-Reihe erhält der US-Regisseur und -Produzent Joshua Oppenheimer, der mit seinem Dokumentarfilm „The Act of Killing“ wie ein Kometeneinschlag auf die Festivallandschaft hernieder ging und damit auch eine Oscar-Nominierung erhielt. Oppenheimer hat sich jetzt allerdings an sein erstes fiktionales Werk gewagt: Der Spielfilm „The End“ ist am 29. September um 19.45 im Passage-Kino und am 4. Oktober um 21.45 Uhr im Cinemaxx 1 zu sehen.

Für seinen ersten fiktionalen Spielfilm „The End“ setzt Oppenheimer auf ein Kammerspiel in einer Art Postapokalypse, das aber gleichzeitig auch ein Musical ist: Eine Familie mit Familienoberhaupt Tilda Swinton hat sich in einem Bunker unter der Erde verbarrikadiert, weil die Welt an der Oberfläche unbewohnbar geworden sein soll. „The End“ feierte seine Weltpremiere auf dem renommierten Telluride-Festival vor nur wenigen Wochen, wo normalerweise einige der heißesten Oscar-Kandidaten für die nächsten Monate abgenickt werden.

„The Act of Killing“ aus dem Jahr 2012 gilt als Oppenheimers bisherigen Meisterstück. Eine Dokumentation, bei der er straffrei davongekommene Massenmörder aus dem Indonesien der 1960er-Jahre ihre Taten vor der Kamera nochmal nachspielen lässt. Ein Jahr später rückte er mit dem Dokumentarfilm „The Look of Silence“ die Opfer und Überlebenden der damaligen antikommunistischen Pogrome in den Fokus. Oppenheimer selbst hat familiäre Wurzeln in Deutschland und Österreich, wuchs mit dem Wissen um ermordete Familienangehörige in Nazi-Deutschland auf.

Der Dokumentarfilm „The Act of Killing“ ist am 5. Oktober um 21.30 Uhr im Studio-Kino zu sehen. Das Werkgespräch mit Oppenheimer findet im Anschluss an die Vorführung von „The Look of Silence“ am 30. September um 21 Uhr im Metropolis statt.