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Volker Neuenhoff: „Es ist wichtig, dass wir uns um den Nachwuchs kümmern”

Am 27. Juni startet der neue Jahrgang der „Masterclass Entertainment“ der ifs Internationale Filmschule Köln. Prime Video ist erneut Kooperationspartner. Volker Neuenhoff, Leiter Unterhaltung Deutsche Originals / Head of unscripted TV @ Amazon MGM Studios Germany, unterrichtet wieder. Mit SPOT sprach er über die Besonderheiten dieses Weiterbildungsangebots.

Volker Neuenhoff ist als Leiter Unterhaltung Deutsche Originals / Head of unscripted TV @ Amazon MGM Studios Germany Herr über die non-fiktionalen Inhalte bei Prime Video und steht hinter Hits wie „LOL“ oder „The 50” (Credit: Prime Video)

Der neue Jahrgang der ifs Masterclass Entertainment startet im Juni. Das Lehren und Unterrichten liegt nicht jedem. Was gefällt Ihnen daran? Warum ist es wichtig, nah am Nachwuchs zu sein?

Volker Neuenhoff: Zwei Gedanken dazu. Zum einen stelle ich fest, dass die Branche an der ein oder anderen Stelle den Fachkräftemangel zu spüren bekommt. Sei es bei uns als Auftraggeber, sei es draußen bei den Produzent:innen. Die Masterclass Entertainment, die Prime Video zum zweiten Mal begleiten darf, ist hier ein toller Hebel, um proaktiv ranzugehen und junge, motivierte Führungskräfte gerade im Bereich des eher klassischen Bewegtbilds, das durchaus in einer Art Konkurrenz steht zu den Darreichungsformen im Social-Media-Bereich, auszubilden. Es ist wichtig, dass wir uns um den Nachwuchs kümmern, der uns die Inhalte von Morgen liefern soll. Über Angebote wie die Masterclass Entertainment der ifs ist es uns möglich, nah an dieser Zielgruppe zu sein und ihr zu vermitteln, wie spannend und aufregend es ist, auch im größeren Bewegtbildkontext, sprich lineares TV/Streaming, zu arbeiten, um sich kreativ ausleben zu können. In Kursen wie der Masterclass Entertainment bekommen sie das nötige Rüstzeug. Das ist eine gute Sache, die uns in der gesamten Branche weiterhilft. 

Eine Win-Win-Situation?

Volker Neuenhoff: Für uns, die wir Content produzieren, und für die, die in das Content-Produzieren hineinkommen wollen. Die zweite Betrachtungsweise speist sich aus eigenen Erfahrungen: Als ich damals im klassischen linearen TV vom Redakteur zur Führungskraft wurde, hätte ich mir genau an diesem Scharnier gewünscht, ein wenig mehr Hilfestellung zu bekommen. Das war in der goldenen Zeit des Privatfernsehens, es herrschte Goldgräberstimmung, es war auch ein bisschen Wilder Westen. Ich wurde da reingeschmissen, erarbeitete mir viel über Learning by Doing und bin an einigen Stellen auch gescheitert. Ein Weiterbildungsangebot, wie es die ifs anbietet, wäre toll gewesen, es hätte mir sicher viel geholfen. Deshalb vermittle ich nun gerne mein Wissen an die Studierenden, um für das nötige Fundament zu sorgen und sie gut auszubilden.

Prime Video unterstützt das Angebot zum zweiten Mal als Kooperationspartner. Inwiefern werden Unterrichtsinhalte gemeinsam entwickelt?

Volker Neuenhoff: Die inhaltliche Stoßrichtung, die inhaltliche Ausrichtung, das Gerüst der Masterclass Entertainment kommt ganz klar von der ifs, von Professor Jennifer Mival. Als wir uns letztes Jahr erstmals darüber austauschten, haben wir schnell festgestellt, dass wir dieselben Ideen haben. Basierend auf den inhaltlichen Vorstellungen der ifs, haben wir die Details gemeinsam entwickelt, an den Modulen gearbeitet und waren in allen Bereichen kongruent. Ich konnte Impulse aus meiner Leadership-Perspektive und aus Sicht eines Streamers einbringen, was das von Professor Mival konzipierte Konstrukt wunderbar ergänzte.

Jetzt die alles entscheidende Frage: Was braucht man für die Kreation von innovativem und kreativem non-fiktionalen Entertainment? Welche Zutaten sind ausschlaggebend?

Volker Neuenhoff: Es braucht viel Eigeninitiative, Mut, Durchsetzungswille und kreative Kraft. Man muss ein klares Gerüst haben. Das meine ich nicht nur endemisch, sondern auch von außen. Das sind Themen, die im Modul „Creative Leadership“ besprochen und vermittelt werden. Kreative Kraft kann sich nur in einem geordneten, geschützten Raum entfalten. Da sind wir als Führungskräfte gefragt. Das versuchen wir den Studierenden zu vermitteln. Es geht um die Frage, im Rahmen einer Creative Leadership die Mitarbeitenden zu motivieren und ihnen eine Art Safe Space zu geben, um kreativ sein zu können. Ich weiß aus meinen eigenen Anfängen, dass wir Kreative uns oft viel zu viele Gedanken machen über Dinge wie Budgetthemen, zeitliche Restriktionen, Strategiewechsel etc… In der Masterclass simulieren wir unter Laborbedingungen, wie es ist, sich jenseits der Nebengeräusche auf das zu konzentrieren, wofür wir antreten, nämlich kreativ herausragendes Fernsehen oder Bewegtbild zu machen. Die Studierenden sollen die Sicherheit erlernen, genau das zu tun, und diese Sicherheit sollen sie später einmal ihren Mitarbeitenden geben können, damit die sich wiederum kreativ austoben können.

Die ifs spricht im Zuge der Ankündigung des neuen Jahrgangs, dass das Angebot eine Reaktion auf den hohen Innovationsdruck und die große wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Entertainment-Produktion sei. Welche Bedeutung hat der Bereich Entertainment-Produktion für Prime Video? Bei „Prime Video Presents“ Anfang des Jahres in Berlin waren unscripted Formate sehr präsent…

Volker Neuenhoff: Zum einen freut es uns, dass die Erfolge gesehen werden und wir hier wachsen können. Der Stellenwert der unscripted Formate ist für uns gleichgeblieben. Von Anfang an folgen wir der Maßgabe, gute, qualitativ hochwertige Inhalte herzustellen. Wir sind nach wie vor nicht im Volume-Game, sondern können uns auf einen sehr kuratierten Slate konzentrieren. Wir arbeiten in schlanken Teams und verlassen uns auf starke Produktionspartner:innen. Am Ende ist man immer gut beraten, sich selbst treu zu bleiben und jedes Format mit derselben Qualitätsmaßgabe anzulegen wie alle anderen auch. Dann kommen Wachstum, Wahrnehmung und Stellenwert von allein. Um den Kreis zur Masterclass zu schließen: Ich sage den Studierenden wie meinen Teamkolleg:innen, dass es wichtig ist, sich immer wieder klar zu machen, warum wir antreten, warum wir auch so viel Freude daran haben, unseren Beruf auszuüben. Der Rest ist auch wichtig, den können wir nicht ignorieren. Wichtig ist aber zu erkennen, welche Themen in welcher Priorisierung zu erfolgen haben. Wenn wir uns auf unsere Kernkompetenz, das kreative Arbeiten, konzentrieren, ergibt sich daraus vieles von allein.

In der Weiterbildung wird auch die Verwendung von KI im Kreativprozess thematisiert. Wie ist Ihre Sicht auf dieses Thema?

Volker Neuenhoff: Wenn ich die universelle Antwort hätte, würde ich wahrscheinlich nicht mehr hier sitzen, sondern wäre Milliardär unter südlicher Sonne. Auf ein so komplexes Thema gibt es keine einfache Antwort. Wahrscheinlich hat jeder von uns schon mal mit ChatGPT herumgespielt. Was dabei herauskommt, wenn man die KI mit Begriffen für die Konzipierung einer Dating- oder Comedyshow füttert, ist allemal einen Feldversuch wert. Stand Heute ist, dass der Mensch, die menschliche Kreativität immer noch überlegen ist. Ich bin aber nicht so naiv zu sagen, dass das für immer so bleibt. Ich habe offen gestanden keine finale Antwort darauf, wie sehr KI unseren Markt verändern wird. Es gibt verschiedene Szenarien. Manche behaupten, dass das Thema KI in ein paar Jahren vom Tisch sein wird, andere sagen, KI wird uns Menschen obsolet machen. Beide Enden dieses Regenbogens werden meiner Meinung nach nicht so eintreten. Es wird sich wie immer ein kommerziell verwertbarer Mittelwerg finden.

Das Gespräch führte Barbara Schuster

Hier gibt es alle Infos zur „Masterclass Entertainment” der ifs.