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Ralph Wieser über die Nominierung von „27 Storeys“

Am 5. Juni wird der 14. Österreichische Filmpreis vergeben. SPOT hat sich bei den nominierten Produzenten der Spiel- und Dokumentarfilme umgehört und gefragt, worauf sie am meisten stolz sind. Hier antwortet Ralph Wieser von Mischief Films, der den nominierten Dokumentarfilm „27 Storeys“ von Bianca Gleissinger produziert hat.

Ralph Wieser von der Wiener Mischief Films (Credit: Mischief Films)

Gratulation zur Nominierung! Was bedeutet sie Ihnen? Welchen Stellenwert genießt der Österreichische Filmpreis für Sie?

Ralph Wieser: Mit der Nominierung fühle ich mich nicht nur in meiner langjährigen Erfahrung als Produzent und meiner großen Liebe für den künstlerischen Dokumentarfilm bestätigt. Sie zeigt, dass Dokumentarfilme mit einem persönlichen und kreativen Ansatz nicht nur bei einem breiten Publikum (mittlerweile 21.000 Zuschauerinnen für „27 Storeys“ in Österreich!), sondern auch in der heimischen Filmbranche Anklang finden. Zudem freue ich mich darüber, dass kleinere Filmprojekte und Erstlingswerke sowie die Förderung junger Stimmen großes Potenzial haben. Meine Kolleg:innen und ich bei Mischief Films sehen die Nominierung als Bestätigung, unseren Weg weiterzugehen, weiterhin den Blick auf spannende Orte, ihre Menschen, wichtige Fragen und Bedürfnisse zu lenken und dabei den großen Kino-Moment nicht aus den Augen zu verlieren.

Wenn Sie auf die Arbeit an Ihrem Film zurückblicken: Worauf sind Sie am meisten stolz? Was macht dieses Projekt ganz besonders, sowohl allgemein als auch für Sie?

Ralph Wieser: Ich bin sehr stolz auf die unermüdliche Zusammenarbeit von Produktion – mit meinen großartigen deutschen Koproduzent:innen Judy Tossell und Jens Meurer (Egoli-Tossell, Berlin) – und der Regisseurin Bianca Gleissinger sowie die Ausdauer, die wir insbesondere während der durch Corona erzwungenen Pause aufgebracht haben, um an diesem Projekt festzuhalten. „27 Storeys“ ist deshalb so besonders, weil es die großen Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens in einem Mikrokosmos mit einer guten Portion Humor und großem Einfühlungsvermögen behandelt. Der Film erinnert mit dem Leitspruch „Alterlaa Forever“ nicht nur an ein nostalgisches Lebensgefühl vergangener Zeiten, sondern setzt sich auch ernsthaft mit Themen wie sozialem Wohnbau und Wohnungsknappheit auseinander. Ganz simpel gesagt: Wie wollen wir als Gemeinschaft das Leben in Zukunft gestalten?

Welchen Stellenwert hat das Kino für Sie? Was treibt Sie an, Kino zu realisieren? Und ist das österreichische Kino im Jahr 2024 vital und relevant genug?

Ralph Wieser: Für mich bedeutet Kino, spannende, neue und innovative formale sowie inhaltliche Perspektiven auf die große Leinwand zu bringen. Ich bin Cineast und ein Verfechter des gemeinsamen, kollektiven Kinoerlebnisses. Das österreichische Kino im Jahr 2024 ist besonders dynamisch, erlaubt sich Vielseitigkeit und lässt sich nicht verbiegen. Die Leute gehen wieder ins Kino, es gibt einen großartigen Hype, tolle Initiativen wie das „nonstop Kinoabo“ und engagierte Kinobetreiber:innen. Die Kinos sind voll und das ist für die Filmschaffenden fantastisch. Ich hoffe, dass noch mehr junge Stimmen weiterhin bei ihren ersten und zweiten Arbeiten unterstützt werden und bin gespannt auf künftige Entwicklungen neuer Generationen. Relevanz zeigt sich nicht nur in den Themen, sondern auch in besonderen filmischen Formen, die in Bewegung sind und innovativ sein können – ich merke, dass der österreichische Kinofilm sich das noch traut. Ich wünsche mir, dass wir weiterhin mutige Auseinandersetzungen und spannende Stoffe wagen und eine Vielzahl von Erzählungen und Stimmen auf die Leinwand bringen.

„27 Storeys – Alterlaa Forever”

RegieBianca Gleissinger
BuchBianca Gleissinger
KameraKlemens Koscher
TonTong Zhang, Ines Vorreiter, Victoria Grohs, Tjandra Warsosumarto, Armin Koch, Florian Rabl
MontageKai Eiermann, Antje Lass
KompositionPhilip Schaeper, Christopher Colaço
ProduzentenRalph Wieser, Judy Tossell, Jens Meurer
KoproduktionEgoli Tossell (DE) and DFFB (DE)
Gefördert vonBundesministerium für Kunst und Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, Filmfonds Wien, ORF – Film- und Fernsehabkommen, Filmstandort Österreich. In Kooperation mit ZDF-Kleines Fernsehspiel.
ProduktionsleitungSusanne Berger, Derya Türkmen
ProduktionskoordinationChiara Straka, Jennifer Becker, Katharina Rabl
(Credit: YouTube)