Login

Mikael Lindnord zu „Arthur der Große“: „Ich wollte, dass alles stimmt“

Mikael Lindnord ist ausführender Produzent von „Arthur der Große“. Der Schwede ist aber vor allem auch der Mann, auf dessen Erlebnissen der Film mit Mark Wahlberg basiert, der am Donnerstag im Verleih von Leonine Studios in die deutschen Kinos kommt. Wir haben mal nachgefragt bei ihm.

Warum hatten Sie den Eindruck, dass Ihre Erlebnisse es wert waren, der Welt erzählt zu werden, erst mit mehreren Büchern, dann einer Doku und schließlich mit einem Film?

Mikael Lindnord: Ich war mitten im Rennen, als das Foto mit Arthur auf Facebook viral ging, einmal um die ganze Welt. Wir haben das überhaupt nicht mitgekriegt! Ehrlich gesagt, empfanden wir es auch gar nicht einmal als eine so besonders große Sache, als Arthur uns zu folgen begann. Alles im grünen Bereich. Ungewöhnlich war dann, als wir im Kanu beim Paddeln waren und er einfach nicht aufgab, ins Wasser sprang, uns hinterherschwamm und bis zum Schluss an unserer Seite blieb. Die Tage danach stand nicht fest, ob er überleben würde, er war so mitgenommen, misshandelt, krank. Irgendwann sagte jemand aus dem Team von Ecuador, ich solle den Hund doch einfach adoptieren. Ich hatte noch nie einen Hund besessen und machte mich telefonisch erst einmal schlau in Schweden. Das ging ewig hin und her. Und dann hat es geklappt, im allerletzten Moment, 20 Minuten, bevor es ins Flugzeug ging. Aber um jetzt endlich Ihre Frage zu beantworten: Ich hätte mir nie träumen lassen, dass die Menschen sich auf diese Weise für Arthur interessieren würden. Er hat einfach ihre Herzen berührt, eine Geschichte voller Hoffnung, wie man sie wohl braucht heute in dieser Zeit der Unsicherheit. Deshalb habe ich die Stiftung gegründet und dann das Buch geschrieben, das in Schweden und Deutschland zum Bestseller wurde. Es war verrückt.   

Das Bild, das um die Welt ging: Mikael Lindnord mit dem echten Arthur (Credit: Leonine / Krister Göransson)

Sie wurden im Lauf der Jahre bestimmt immer wieder nach den Verfilmungsrechten gefragt. Warum haben Sie sich für die Konstellation entschieden, die den Film dann möglich gemacht hat?

Mikael Lindnord: Die ersten Anfragen kamen gleich, als wir in Schweden gelandet waren. Ich habe das abgewehrt, weil ich fand, dass man erst einmal ein bisschen Ruhe in die Sache bringen musste. Deshalb haben wir erst einmal das Buch geschrieben. Später drehte ESPN eine Doku, die eine Emmy-Nominierung erhielt und immer wieder gezeigt wurde im Fernsehen. So wurden die Tooleys und die Cantons auf uns aufmerksam. Den ersten Anruf von ihnen erhielt ich vor sieben Jahren. Seither haben wir den Stoff entwickelt, mit vielen Aufs und Abs, wir mussten den Drehort austauschen, mussten den Regisseur austauschen, mussten das Studio wechseln, mehr als einmal. Dass der Film gemacht werden konnte, ist Mark Wahlberg zu verdanken. Nachdem er zugesagt hatte, blieb er dem Projekt immer treu, man konnte immer auf ihn vertrauen. 

Waren Sie sich denn sicher, dass etwas aus dem Film werden würde?

Mikael Lindnord: Nein, das Gegenteil. Man erzählte mir, dass jährlich tausende von Drehbüchern über ihre Tische wandern würden. In einem normalen Jahr werden vielleicht ein paar hundert Filme gemacht. Aber wir befanden uns mitten in der Pandemie. Da wurde zwischenzeitlich überhaupt nicht gedreht. Aber es hat geklappt. Als wir drehten, waren bestenfalls zehn oder fünfzehn andere Projekte in Produktion. Wir befanden uns in unserer kleinen Covid-Blase, wurden jeden Tag getestet, hatten immer Ärzte um uns herum, damit Sicherheit für alle Beteiligten gewährleistet war. Und damals gab es noch keine Impfmittel!

War es Ihnen denn wichtig, als ausführender Produzent mit dabei zu sein?

Mikael Lindnord: Der Titel bedeutet mir nichts. Mir war es nur wichtig, dass Arthur im Film richtig dargestellt wird. Ich wollte, dass alles stimmt. Es sollte so richtig sein wie nur möglich. Klar, ich räume ein, der Michael im Film ist Amerikaner, es wurde nicht in Ecuador gedreht, sondern auf Dom Rep. Und wenn ich ehrlich bin: Wir sind in dem Wettbewerb nicht Zweiter geworden. Das ist alles erfunden. Aber ich meine das auch anders: Es fühlt sich richtig an. Es fühlt sich so an, wie es sich für mich damals angefühlt hat. Und die Mehrheit hat sich tatsächlich so zugetragen, wie es der Film zeigt. Wenn überhaupt, war es in Wahrheit noch viel dramatischer und abenteuerlicher. Aber das würde man uns wohl nicht glauben. 

Mikael Lindnord mit Dominik Porschen beim gestrigen Charity-Screening in Köln (Credit: Leonine)

Und Sie waren immer dabei?

Mikael Lindnord: Ich war Berater. Man konnte mich alles fragen. Ich war immer an der Seite von Regisseur Simon Cellan Jones, damit er sich rückversichern konnte, wenn ihm etwas unklar war. Und ich habe die Schauspieler trainiert und in meiner Disziplin fitgemacht, damit es vor der Kamera überzeugend aussehen konnte. Es ist mir durchaus bewusst, dass es ein großes Privileg ist, in dieser Form involviert zu werden. Üblich ist es jedenfalls nicht.

Was hat Sie am meisten überrascht?

Mikael Lindnord: Wie hart gearbeitet wird! Alle geben immer alles, an sehr langen Arbeitstagen. Es wird am Tag gedreht. Es wird in der Nacht gedreht. Im strömenden Regen. In brütender Hitze. Entweder bibbert man oder man schwitzt. Es ist eine unmögliche Situation. Aber es herrscht echte Kameraderie, keiner will den anderen hängenlassen. Das hat mich beeindruckt. 

Lässt sich der Dreh vergleichen mit Ihrem Sport?

Mikael Lindnord: Hundertprozentig. Wie bei meinem Sport ist das Geheimnis, bestens vorbereitet zu sein, alles genau geplant zu haben. Kleine Fehler sind schnell passiert und reißen ein Loch in die gesamte Planung. Der Stress ist riesig. 

Lassen Sie mich abschließend noch eine Frage nach Arthur stellen. Er hat sechs Jahre mit Ihnen und Ihrer Familie gelebt, bis er 2020 an Krebs verstarb. Vier Jahre später: Woran müssen Sie denken, wenn Sie sich an ihn erinnern?

Mikael Lindnord: Bis zum Schluss war er unverkennbar Arthur, auch als es ihm immer schlechterging und er immer schwächer wurde. Unser Leben zusammen war fantastisch, wir haben viele Abenteuer miteinander erlebt. Es war toll mitzuerleben, wie meine Kinder an seiner Seite größer wurden. Er hat unser Leben entscheidend geprägt. 

Das Gespräch führte Thomas Schultze.