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Studio Babelsberg auf weniger als Fünftel des Vorjahresniveaus

Man darf ihn seitens der Politik gerne als eindrucksvolle Mahnung sehen: Der Geschäftsbericht der Studio Babelsberg AG für 2023 liest sich wie ein Drama. Eines, bei dem die Förderreform tatsächlich unter „Risiken“ geführt wird…

Studio Babelsberg aus der Luft
(Credit: Studio Babelsberg AG)

„Kollabiert“ sei er, schreiben die Kollegen von DWDL. Und wählen damit einen passenden Begriff für die Umsatzentwicklung bei der Studio Babelsberg AG im Geschäftsjahr 2023. Denn Worte wie „eingebrochen“ wirken angesichts dessen, was im nun veröffentlichten Geschäftsbericht zu lesen ist, zu milde gewählt. 21,1 Mio. Euro Umsatz verzeichnete der Konzern demnach im zurückliegenden Geschäftsjahr. Das ist weniger als ein Fünftel (!) der 108,7 Mio. Euro, die noch 2022 in der Bilanz standen – ohne dass man damals von einem Jubeljahr hätte sprechen können. Schließlich waren schon damals die Umsätze von 120 Mio. Euro aus dem Vorjahr zurückgegangen. 

Hatte 2022 noch ein Gewinn nach Steuern von 2,8 Mio. Euro in den Büchern gestanden, weist man nun einen Verlust von rund 3,1 Mio. Euro aus – und das Minus wäre sogar mehr als drei Mal so hoch ausgefallen, wenn die Kino BidCo GmbH (eine 100prozentige Tochter von Cinespace Studios, die wiederum von Fondsgesellschaften von TPG Real Estate gehalten wird) nicht in Erfüllung eines im August 2023 abgeschlossenen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages (der eine Verlustausgleichspflicht umfasst) gut 6,5 Mio. Euro an Verlusten übernommen hätte.

Zum kompletten Geschäftsbericht der Studio Babelsberg AG für 2023

„In allen Geschäftsbereichen von Studio Babelsberg kam es zu einem starken Einbruch der Aufträge“, heißt es in dem Geschäftsbericht – und zurückgeführt wird das primär auf die Auswirkungen der monatelangen Streiks von Autoren und Schauspielern in den USA, die weltweit Schockwellen durch die Branche schickten. Für Studio Babelsberg bedeutete sie konkret vor allem die Verschiebung des Drehs von „The Phoenician Scheme“, den Wes Anderson dann erst im Frühjahr dieses Jahres (und unter anderem mit 10,4 Mio. Euro Förderung aus dem DFFF II) realisieren konnte.

Als Reaktion auf die schlechte Auftragslage hatte die Studio Babelsberg AG zum 1. September Kurzarbeit in den Bereichen Studiobetrieb, Verwaltung, Requisitenfundus und Produktionsdienstleistungen eingeführt. Eine Maßnahme, die im Januar 2024 endete.

Was übrigens erst einmal reine Interpretation ist, durch die Fokussierung auf die Verschiebung eines einzigen Großprojekts in den Ausführungen zur Auftragslage aber zumindest gedanklich nahegelegt wird: Selbst wenn das Wes-Anderson-Projekt wie vorgesehen realisiert worden wäre – ein richtig tolles Jahr wäre es wohl so oder so eher nicht geworden.

Dafür spricht auch, dass man für 2024, wo „The Phoenician Scheme“ schließlich landete, nicht etwa von einem steilen Aufschwung ausgeht. Unter anderem sei man im laufenden Geschäftsjahr direkt „von der Streichung einer Serienfortsetzung“ betroffen. Zwar erwartet man eine „deutliche Umsatzsteigerung“ gegenüber 2023 – aber doch einen Verlust, wenn auch einen „deutlich geringeren“ als 2023. Man sei zuversichtlich, 2024 mit einem „nahezu ausgeglichenen EBITDA“ abzuschließen. 

Dennoch spricht man von einem „herausfordernden zweiten Halbjahr 2024“ – und was besonders ins Auge sticht, ist ein Satz auf Seite 21 des Geschäftsberichts: Demnach hätten sich die Risiken „deutlich erweitert“, hinzugekommen seien Liquiditätsrisiken, Risiken aus einer Marktkonsolidierung und nicht zuletzt: Risiken aus einem Refinanzierungsdarlehen, Details dazu finden sich ab Seite 18 des Geschäftsberichts.

Nicht dass dieser nicht auch Chancen skizzieren würde – die geplante Förderreform findet sich dort allerdings nicht. Sondern bei den „Risiken“. Was auf den ersten Blick überraschen mag, gilt ihre konsequente Umsetzung doch als Schlüssel, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Produktionsstandortes und damit jene von Unternehmen wie der Studio Babelsberg AG (wieder) herzustellen. Genau das kommt natürlich auch im Geschäftsbericht zum Ausdruck – doch da liegt der Hase im Pfeffer. Denn es sind die mit dem Reformprozess noch verbundenen Unwägbarkeiten, die ihn den „Risiken“ zuschlagen.

Platt formuliert: Nicht auszudenken, wenn die Pläne nicht konsequent umgesetzt werden…