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Schlechte Stimmung im Zukunftsmarkt

Hoher Kostendruck, schlechte Auftragslage – und daraus resultierend eine schwierige Situation: Ein vom VTFF erhobenes Stimmungsbild unter deutschen VFX-Unternehmen wirft ein neuerliches Schlaglicht auf die Dringlichkeit einer Förderreform, die den deutschen Filmstandort wieder konkurrenzfähig macht.

VTFF-Geschäftsführer Achim Rohnke (Credit: VTFF)

Dass eine konsequente und vor allem zeitnah umgesetzte Förderreform unverzichtbar ist, um Deutschland wieder adäquat im internationalen Wettbewerb zu positionieren, ist nun wirklich keine Neuigkeit. Und doch lässt ein aktuelles Stimmungsbild, das der VTFF diesmal unter VFX-Unternehmen erhoben hat, aufhorchen, unterstreicht es doch noch einmal klar, wie dringlich die Korrektur der aktuellen Situation ist.

Grundsätzlich, so der VTFF, habe sich der Markt für Visual Effects global zu einem „Wachstumstreiber“ der Medien- und Entertainmentbranche entwickelt. Als Beleg dafür dient vor allem eine Studie des Marktforschungsinstituts Vantage, das für 2022 einen Umsatz des globalen VFX-Marktes von gut 28,8 Mrd. Dollar bilanzierte und bis 2030 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 10,8 Prozent auf einen Wert von 65,45 Mrd. Dollar prognostiziert. Wer das im ersten Moment nicht mit diversen Negativnachrichten von US-VFX-Häusern in Einklang bringt, die es nicht zuletzt im Zuge der streikbedingten Produktionsausfälle zu beklagen galt: Eine Boom-Region ist vor allem der asiatisch-pazifische Raum mit riesigen Märkten wie China und Indien.

An Deutschland jedenfalls gehe ein solcher Boom vorbei, so die nüchterne Feststellung des VTFF, der deutsche Unternehmen auch in diesem „technologisch wie künstlerisch höchst anspruchsvollen Segment der Film- und TV-Industrie“ zunehmend abgehängt sieht – und dem Bereich insgesamt „schlechte Lage und Stimmung“ attestiert. Dies sei um so fataler, als es sich um einen „technologisch getriebenen Markt“ handle, auf dem sich „die Zukunft der gesamten Branche“ mitentscheide. Oder um es mit den Worten von VTFF-Geschäftsführer Achim Rohnke zu sagen: „An den VFX-Unternehmen zeigt sich das ganze Dilemma des Filmstandorts Deutschland. Kreativ und technologisch halten die Dienstleister international mit, allein die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen fehlen.“

Zu dieser Einschätzung bringen ihn nicht zuletzt die Ergebnisse der aktuellen Umfrage, die das Bild einer schwierigen Lage und schlechter Stimmung zeichne, was sich schon an der Bewertung des bisherigen Verlaufs des Jahres 2024 zeige. Demnach haben 45,5 Prozent der Teilnehmenden angegeben, dass das erste Halbjahr „etwas schlechter“ gelaufen sei als erwartet, 27,3 Prozent sogar, dass es „deutlich schlechter“ gelaufen sei. Im Rahmen der Erwartungen lag das Geschäft für 18,2 Prozent – „besser gelaufen“ ist es aus Sicht von 9,1 Prozent. Dann aber auch gleich „deutlich“, nicht nur „etwas“ besser.

Besonders kritisch fällt der Blick auf die aktuelle Situation bei der Umsatzrendite aus: Als „optimal“ betrachtet sie keines der teilnehmenden Unternehmen, als „gut“ nur 18,2 Prozent, als wenigstens „befriedigend“ 9,1 Prozent. Bleiben ganze 72,8 Prozent, die die aktuelle Umsatzrendite – zu jeweils gleichen Teilen von über einem Drittel der Teilnehmenden – als „verbesserungswürdig“ oder gar „prekär“ einordnen. 

Übermäßig viel Optimismus herrscht unterdessen schon bei der Frage nach der erwarteten Entwicklung der Umsätze gegenüber 2023 für das Gesamtjahr nicht: Immerhin 9,1 Prozent gehen von einer Steigerung um mehr als zehn Prozent, weitere 9,1 Prozent von einer Steigerung bis maximal zehn Prozent aus – und jeweils 27,3 Prozent sehen die Umsätze stagnieren, leicht (bis zu einem Minus von zehn Prozent) oder sogar deutlich sinken.

Schlechter fällt das Bild indes aus, wenn es um die Erwartungen an die Renditeentwicklung geht. Denn an dieser Stelle geht keiner der Teilnehmenden von einer signifikanten Steigerung aus, während ganze 36,4 Prozent einen leichten bis mäßigen Rückgang erwarten – 27,3 Prozent sogar einen deutlichen. Der Rest sieht die Rendite stagnieren.

Dass die Erwartungen an die Renditeentwicklung noch negativer ausgeprägt sind als jene an die Umsatzentwicklung, lässt bereits ahnen, welcher Punkt von sämtlichen Teilnehmenden als „größte Herausforderung“ (bei möglichen Mehrfachnennungen) identifiziert wurde: der von den Auftraggebenden ausgehende „höhere Kostendruck“ – übrigens begleitet vom Problem des steigenden Investitionsdrucks, das von 36,4 Prozent benannt wurde. Besonders hohe Werte erzielten auch die insgesamt rückläufigen Auftragseingänge im Bereich der Kinoproduktionen (72,7 Prozent) und ein „Attraktivitätsverlust“ des Standortes Deutschland, der von nahezu zwei Drittel (63,6 Prozent) der Umfrageteilnehmer beklagt wird. Der Fachkräftemangel rückt in dieser Situation ein wenig in den Hintergrund, auch wenn ein Anteil von 27,3 Prozent ebenfalls nennenswert ist.

„Die Befragung zeigt, dass der Boom in der internationalen Film- und Fernsehbranche auch im VFX-Segment an Deutschland vorbeirauscht“, resümiert Achim Rohnke, der erneut „mehr Tempo“ bei der Umsetzung der Förderreform fordert. Einer Reform, die „zur Gänze“ kommen müsse. Für die VFX-Unternehmen werde sich sein Verband künftig jedenfalls „noch stärker“ einsetzen, so sein Versprechen.