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Diagonale ’24 steht für Dialog und Austausch und präsentiert 195 Filme

Am 4. April heißt es Vorhang auf für die erste Diagonale unter der Leitung des neuen Duos Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh. Aus rund 550 Einreichungen schafften es 195 Produktionen in die Auswahl, davon 84 als Österreich- oder Weltpremiere.

Auf nach Graz: Die Diagonale 2024 läuft vom 4. bis 9. April (Credit: Miriam Raneburger)

Am 4. April heißt es Vorhang auf für die erste Diagonale unter der Leitung des neuen Duos Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh. Den beiden „Diagonale Natives“ ist das seit 1998 in Graz angesiedelte Festival des österreichischen Films bestens vertraut. Kamalzadeh begleitete es viele Jahre als Filmkritiker für den Standard, Slanar war mehrere Jahre im Kurator:innen-Team für die Wettbewerbsreihe Innovativer Film. Bei der Pressekonferenz in Wien, die traditionell einen Tag nach der PK in Graz folgt, präsentierten sie nun ihr fein zusammengestelltes Programm. Erstmals fand die Präsentation im schönen Metro Kino Kulturhaus nahe des Stephansdoms statt. Und nicht nur das Festival ist seit Jahren „grün“, seit diesem Jahr ist auch die Pressekonferenz grün zertifiziert. Aus rund 550 Einreichungen schafften es 195 Produktionen in die Auswahl, davon 84 als Österreich- oder Weltpremiere. 123 davon wurden in die verschiedenen Wettbewerbe eingeladen.

Herzstück des Festivals des österreichischen Films ist wie gehabt der Wettbewerb, der dieses Jahr mit besonders vielen Filmen angereichert ist, „die die Zuschauer aus ihren Komfortzonen herauslösen“, wie das neue Leitungsduo erzählte, und oft Gattungsgrenzen überschreiten. Mit dem geänderten Festivalablauf – die Diagonale beginnt künftig donnerstags – wird das Geschehen noch stärker auf ein dicht programmiertes Wochenende ausgerichtet. Der Montag steht dann im Zeichen der Preisverleihungen der Diagonale Awards und der letzte Festivaltag, der Dienstag, bietet die Gelegenheit, verpasste Filme nachzuholen oder natürlich auch noch weitere Entdeckungen zu machen.

Der Spielfilmwettbewerb umfasst 18 Filme, darunter bereits gestartete Kinoarbeiten wie „Andrea lässt sich scheiden“ von Josef Hader oder „Club Zero“ von Jessica Hausner“. Mit „Asche“ von Elena Wolff, „Im Haus der alten Augustin“ von Gerald Pribek und „Sparschwein“ von Christoph Schwarz feiern auch drei Filme ihre Weltpremiere. Auch „Veni Vidi Vici“ von Daniel Hoesl und Julia Niemann, der in Sundance zum ersten Mal gezeigt wurde, kommt nach Graz und feiert dort Österreichpremiere, ebenso wie „What a Feeling“ von Kat Rohrer, „Mit einem Tiger schlafen“ von Anja Salomonowitz. Dominik Kamalzadeh fasste zusammen, dass dieses Jahr „eine ganze Reihe satirischer, burlesker grotesker Annäherungen an filmischen Realitäten“ im Spielfilmwettbewerb zu finden sind. Die Jury dieses Wettbewerbs besteht aus Kamerafrau und Editorin Ortrun Bauer, Filmkritikerin Elena Meilicke und Regisseur Silvan Zürcher.

Die neue Diagonale-Intendanz: Dominik Kamalzadeh und Claudia-Slanar (Credit: Diagonale/Miriam-Raneburger)

Im Dokumentarfilmwettbewerb konkurrieren 19 Arbeiten. Ein brennendes Thema innerhalb dieser Auswahl ist die Pflegesituation, die aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet wird, wie zum Beispiel in „Die guten Jahre“ von Reiner Riedler oder „Corpus Homini“ von Anatol Bogendorfer. Zum Dokumentarfilmwettbewerb zählt auch der Eröffnungsfilm, Ruth Beckermanns „Favoriten“, der auf der Berlinale Weltpremiere feierte. Über den Großen Diagonale-Preis für den besten Dokumentarfilm entscheiden Filmpublizistin Dunja Bialas, Festivaldirektorin Tsveta Dobreva und Regisseur Cem Kaya.

Der Kurzfilmwettbewerb umfasst 20 Spielfilm- und 18 Dokumentararbeiten, und mit 48 Werken präsentiert sich der Wettbewerb für Innovative Filme besonders „vielfältig und lebendig“, wie Slanar erzählte.

„Inventur Metzstraße 11“ von Zelimir Zilnik läuft im filmhistorischen Special „Die erste Schicht – 60 Jahre Arbeitsmigration“ (Credit: Zelimir Zilnik)

Slanar und Kamalzadeh liegen besonders Austausch, Auseinandersetzung und „wildes Denken“ am Herzen, was sich in ihren Spezialprogrammen spiegelt. Im filmhistorischen Schwerpunkt mit Titel „Die erste Schicht“ stehen Filme aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei auf dem Programm, die in den 1960er und 1970er Jahren den Storm der sogenannten „Gastarbeiter“ filmisch begleitet haben. Dieser Schwerpunkt wird auch aufgegriffen im erstmals erscheinenden Buch „Diagonale Edition“, das als eine Art Nachlese kompakt und umfassend mit essayistischen Annäherungen und Einlassungen auf dieses Thema eingeht.

„Kara Kafa“ läuft ebenfalls in der Reihe „Die erste Schicht“ (Credit: Korhan Yurtsever/ Quelle Arsenal – Institut für Film- und Videokunst e.V.)

Mit umfassenden Werkschauen werden die Arbeiten von Lisl Ponger und Christoph Hochhäusler gewürdigt (diese Festivalschiene trägt den neuen Namen Position). Dabei werden nicht nur ihre Filmarbeiten beleuchtet, sondern auch der Kontext ihrer Entstehung. Neben „Die erste Schicht“ gibt es mit „3x Mädchen in Uniform“ eine weitere filmhistorische Reihe, die in bewährter Zusammenarbeit mit Synema entstand und in der die Filme „Mädchen in Uniform“ in ihren drei Versionen von 1931 (Regie: Leontine Sagan), 1951 (Alfredo B. Crevenna) und 1958 (Géza von Radványi) gezeigt werden.

Den Großen Diagonale-Schauspielpreis bekommt im Rahmen der Eröffnungsgala der österreichische Charakterdarsteller Lukas Miko. Zu den Gästen zählen Birgit Minichmayr, Voodoo Jürgens, Jürgen Jürges, Cem Kaya oder Regisseur Goran Rebic.

Im Rahmen der Diagonale werden auch dieses Jahr Österreichs höchstdotierte Filmpreise mit gesamt rund 111.500 Euro durch internationale Jurys verliehen. Das Festival endet am 9. April mit der Verleihung des Diagonale-Publikumspreises der Kleinen Zeitung.

Beim Film Meeting, dem Branchentreffen des Festivals, das nun Diagonale Forum heißt, kreisen die Themen dieses Jahr um Fachkräftemangel und Nachwuchsförderung, um Gesundheit und Social Sustainability, Künstliche Intelligenz sowie Diversität und Antirassismus. Die Gespräche finden an einer neuen Location statt, im Heimatsaal des Volkskundemuseums am Paulustor. Ebenfalls neu ist ein Podcast-Format, in dem fünf jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern (organisiert gemeinsam mit Jugend ohne Film) unter Anleitung von Patrick Holzapfel und Bianca Jasmina Rauch über Filme sprechen sollen, sowie ein Awareness-Team, das auf einen respektvollen und gleichberechtigten Umgang achtet.