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Was macht Denis Villeneuve jetzt?

Nach dem Erfolg von „Dune: Part Two“ hat Denis Villeneuve freie Hand. Aber wird sein nächstes Projekt wirklich „Dune: Messiah“ sein? Er selbst sagt, es gebe ein „Geheimprojekt“ – und angeblich gab es Treffen mit den Bond-Produzenten.

Denis Villeneuve, das Mastermind hinter „Dune: Part Two“ (Credit: Warner Bros.)

Dass „Dune: Part Two“ der erste große Hit des Jahres 2024 werden würde, stand außer Frage. Das wussten die Kinos, das wussten die Fans, das wusste das Studio – das Villeneuve bereits im November auf Welttour für Interviews schickte, allerdings nur auf Basis von etwas mehr als zehn Minuten Filmmaterial, das Villeneuve der Presse persönlich vorstellte. Ich traf den Filmemacher damals (schon lange her – verdammt!) in Hamburg und konnte mit ihm sprechen, noch für meinen vormaligen Arbeitgeber, wohlgemerkt. 

Zu diesem Zeitpunkt war er noch hin- und hergerissen, was er als Nächstes machen wollte. Er hatte die Arbeiten an „Dune: Part Two“ bereits abgeschlossen (und war betrübt, dass er der Presse den kompletten Film nicht damals schon zeigen konnte) und war entsprechend erschöpft, diese Mischung aus Müdigkeit und Euphorie, die sich einstellt, wenn man weiß, dass man gute Arbeit geleistet hat. Deshalb wollte er „Dune: Messiah“ als Abschluss einer „Dune“-Trilogie nicht ausschließen, räumte aber ein, dass man erst einmal abwarten müsse, ob der neue Film überhaupt beim Publikum ankäme.

Mehr als 650 Mio. Dollar weltweiten Umsatz später – das beste Ergebnis für einen Film seit dem Sommer-Doppelschlag von „Barbie“ und „Oppenheimer“ -, sehen die Dinge schon ganz anders aus. Jetzt wird sehr intensiv über „Dune: Messiah“ gesprochen, mittlerweile aber im Zusammenhang mit einem weiteren potenziellen Projekt, das der Franko-Kanadier für „Dune“-Finanzier Legendary realisieren könnte, eine Adaption von Annie Jacobsens Nonfiction-Buch „Nuclear War: A Scenario“, das gerade in der Bestsellerliste der New York Times nach oben schnellt und sich ausmalt, was im Falle eines Atomkriegs tatsächlich passieren würde – „basierend auf Dutzenden von exklusiven neuen Interviews mit militärischen und zivilen Experten, die die Waffen gebaut haben und in die Reaktionspläne eingeweiht waren und für entsprechende Entscheidungen verantwortlich waren, falls sie getroffen werden müssten“.

Die beiden Projekte, „Dune: Messiah“ und „Nuclear War“, würden dann nacheinander (und in dieser Reihenfolge) umgesetzt werden. Was aber immer noch nicht die Frage beantwortet, ob sie wirklich die nächsten Projekte von Denis Villeneuve sein werden, auch wenn keine Frage besteht, dass Warner Bros. und Legendary das gerne so sehen würden. In jedem Fall gibt es immer noch die anderen Projekte, bei denen Villeneuve aktuell noch an Bord ist. Zum einen ist das eine Verfilmung von Donald C. Clarkes Science-Fiction-Roman „Rendezvous mit Rama“ aus dem Jahr 1973, der von einem 50 mal 20 Kilometer großen, zylinderförmigen außerirdischen Raumschiff handelt, das in das Sonnensystem eindringt. Zum anderen ist da ein „Cleopatra“-Stoff für Sony, bei dem „Dune“-Kostar Zendaya in der Hauptrolle feststeht und für Nebenrollen angeblich (Betonung auf „angeblich“) Timothée Chalamet und Daniel Craig im Gespräch sein sollen. 

Letzterer Name ist nicht ohne Pikanterie, weil es da laut Villeneuve noch ein „Geheimprojekt“ geben soll, das „zeitkritisch“ sein soll. Das kann alles bedeuten oder nichts. Vielleicht handelt es sich um „Nuclear War“ (just kidding 😊), vielleicht aber auch um einen ganz anderen Stoff, den noch niemand auf dem Schirm hat. Oder vielleicht tatsächlich den neuen „Bond“: Hartnäckig halten sich die (von Villeneuves Camp dementierten, wohlgemerkt) Gerüchte, der Regisseur habe sich in den letzten Wochen mit Barbara Broccoli getroffen, um über den lange überfälligen Reboot des Franchise zu reden. Weit hergeholt ist das jedenfalls nicht: Bereits vor ein paar Jahren sollen für „Keine Zeit zu Sterben“ entsprechende Gespräche stattgefunden haben, die dann wegen „Dune“ im Sande verliefen. 

Hier ist der Stolperstein gewiss nicht der Filmemacher, sondern EON Productions, die viel Kontrolle über ihre Marke aufgeben müssten, wenn sie mit einem Filmemacher dieses Formats arbeiten würden, was letztlich auch der Grund ist, warum man weder mit Christopher Nolan noch Quentin Tarantino übereinkommen konnte, weil deren Visionen zu sehr von denen der Bond-Gralshüter divergierten. Also abwarten. Welcher Stoff denn tatsächlich der nächste von Denis Villeneuve werden sollte, einer der Genannten oder doch etwas ganz Anderes: Es wird ein Event werden. 

Thomas Schultze