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Spitzenprämie für das Lichthaus

Bereits im Juni hatte es der neue MDM-Geschäftsführer André Naumann angekündigt: Im Rahmen der Verleihung der Kinoprogrammpreise Mitteldeutschland wurden in diesem Jahr 300.000 Euro an Prämien zugesprochen, 75.000 Euro mehr als in den Vorjahren. Die Hauptpreise gingen nach Weimar und Dresden – im Rahmen einer Verleihung, die punktuell aus dem Rahmen fiel.

Gewinnerinnen und Gewinner der Kinoprogrammpreise Mitteldeutschland (Credit: SPOT media & film)

Es zählt längst zu den Traditionen der Filmkunstmesse Leipzig, dass erst einmal ein inhaltlich vollgepackter Tag rund um das zentrale filmpolitische Panel absolviert sein will, bevor die Veranstaltung offiziell eröffnet wird – und das im besonderen Rahmen der feierlichen Verleihung der Kinoprogrammpreise Mitteldeutschland. Die in diesem Jahr ihrerseits im Zeichen einer Premiere stand. Denn erstmals wurden die Urkunden von André Naumann als neuem MDM-Geschäftsführer vergeben. Der einen denkbar guten „Einstand“ bei diesem Event feiern konnte – schließlich hatte er schon im Frühsommer verkünden können, dass die Gesamtsumme der Prämien gegenüber den vorangegangenen Jahren von 225.000 auf 300.000 Euro aufgestockt wird – also um ein Drittel.

Engagement, das nicht von ungefähr kommt. Wie schon im Vorjahr war der eigentlichen Verleihung eine Paneldiskussion vorgeschaltet, an der neben Naumann auch der Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Conrad Clemens, Christian Bräuer und Kristin Klemann, Betreiberin der Passage Kinos Leipzig teilnahmen. Wobei „Diskussion“ beinahe der falsche Begriff für diese Runde wäre – denn im Grunde herrschte dort große Einigkeit, was das zentrale Thema anbelangte: die herausragende kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung, die dem Kino zukommt – umso mehr in den ländlichen Regionen. Und umso mehr in Zeiten, in denen der gesellschaftliche Zusammenhalt zunehmend Risse erfährt.

Während Clemens nun nicht gerade den Eindruck vermittelte, als müsse man auf seiner Seite viel Überzeugungsarbeit im Sinne des Kinos leisten (ganz im Gegenteil), waren die wichtigsten Passagen dieses Austauschs dann vielleicht doch jene, die von Kristin Klemann kamen. Die über ein wechselhaftes Geschäft mit herausragenden Phasen sprechen konnte. Darüber, was geschehen kann, wenn tolle Filme auf ein interessiertes Publikum treffen. Und darüber, was für einen Einsatz es auf Seiten der Kinobetreibenden bedeutet, diese Verbindung in letzter Konsequenz herzustellen. Anders ausgedrückt: Unter dem Strich war es ein weiterer, ein wichtiger Appell für eine Förderreform, an deren Ende auch ein Zukunftsprogramm Kino steht.

Damit aber zur Preisverleihung, die unter der Moderation von Jörg Taszmann zwar im Grunde im gewohnt kurzweiligen Rahmen stattfand, dann aber doch punktuell aus ebendiesem fiel. So dürfte es das erste Mal gewesen sein, dass sich ein Mitglied der begleitenden musikalischen Combo noch vor dem Schlussakt Hals über Kopf verabschiedete (Glückwunsch an den nunmehr hoffentlich frischgebackenen Vater!) – und dass der Hauptpreisträger die Überreichung einer Urkunde im „Gegenwert“ von 25.000 Euro verpasste. „Auf Parkplatzsuche“, so die offizielle Erklärung. Ersteres beflügelte die Stimmung, letzteres tat ihr keinen Abbruch, sorgte vielmehr für den einen oder anderen humorigen Austausch über das Für und Wider einer Anreise per ÖPNV…

Was uns schon zu einem Sonderpreis bringt, der in diesem Jahr erst zum zweiten Mal verliehen wurde: Jenem für ökologische Nachhaltigkeit. Der Maßnahmenkatalog, mit dem sich das Kulturkino Zwenkau diesen Preis verdiente, ist lang und reicht von autarker Stromversorgung via Photovoltaik über Umrüstung auf LED-Beleuchtung bis zum kompletten Verzicht auf Einwegverpackungen. 5000 Euro winkten dafür.

Kino von Filmenthusiasten für Filmenthusiasten. Ein basisdemokratisch von rund 20 Ehrenamtlichen zusammengestelltes Programm, das auf einer Gemeinsamkeit fußt: der unbedingten Leidenschaft für Film. Im vergangenen Jahr brachte das dem Dresdner Kino im Kasten den Spitzenpreis für eine alternative bzw. nicht-gewerbliche Abspielstätte in Höhe von 10.000 Euro ein. In diesem Jahr änderte sich nur die Summe: 15.000 Euro winkten für ein Haus, dass die Jury erneut komplett für sich vereinnahmte.

Und dann wäre da noch ein Kino, das sich (was angesichts des zuvor Geschilderten beinahe ein wenig ironisch wirkt) in einem umgebauten Straßenbahndepot befindet: Das Weimarer Lichthaus. Persönlich nahm man die Auszeichnung zwar nicht in Empfang – aber die Schilderungen der Jury über die dort zelebrierte „Schule des Sehens“, die Filmgeschichte nicht nur zelebriert, sondern dem Publikum auch nahebringt, klangen mehr als nur nachahmenswert. Gratulation – und für 25.000 Euro wäre wohl auch einmal Abschleppen drin gewesen…

Die Auszeichnungen im Überblick