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REVIEW STREAMING: „Agatha All Along“

Spinoff von „WandaVision“, in dem die Hexe Agatha Harkness sich mit einer Gruppe Gleichgesinnter auf den Hexenweg begibt. 

CREDITS:
Land / Jahr: USA 2024; Laufzeit: 9 x 45 Minuten; Showrunner: Jac Schaeffer; Besetzung: Kathryn Hahn, Aubrey Plaza, Joe Locke, Patti LuPone, Sasheer Zamata, Ali Ahn; Plattform: Disney+, Start: 18. September 2024

REVIEW:
Es war Agatha von Anfang an. Die große Erkenntnis von „WandaVision“, die am Ende der ersten (und wohl nach wie vor besten von mittlerweile vielen) Marvel-Serie für Disney+ stand, ist der direkte Anknüpfungspunkt des neuesten Serienausflugs der nach „Deadpool & Wolverine“ wieder auf den alten Erfolgsweg zurückgekehrten Marke, die das Kino- und in Teilen auch das Streaminggeschäft dominiert wie keine andere in den letzten zwei Jahrzehnten. Die Hexe Agatha Harkness, kongenial gespielt von Kathryn Hahn, die sich in „WandaVision“ fast ganz bis zum Schluss hinter der Identität der biederen und neugierigen Nachbarin Agnes versteckt hielt, um sich schließlich als Strippenzieherin hinter all den mysteriösen Ereignissen in der allamerikanischen Spießergemeinde Westview zu erkennen zu geben. 

Kathryn Hahn in „Agatha All Along“ (Credit: Chuck Zlotnick. © 2024 MARVEL)

Wieder konzipiert und erarbeitet von Showrunnerin Jac Schaeffer, greift „Agatha All Along“ die Idee von „WandaVision“ auf, sich zunächst in Form eines wiedererkennbaren Fernsehformats zu zeigen. Gaben bei der vorherigen Serie klassische Familiensitcoms der Sechziger- bis zu den Zehnerjahren, von der „Dick Van Dyke Show“ bis „Modern Family“, Stil und Form vor, startet der Spinoff nun stimmungsvoll wie eine skandinavische Krimiserie, inklusive schwedischer Titel – fast im Stil der zweiten Staffel der mitterweile abgeschossenen Apple-Serie „The Afterparty“, nur um alsbald den Blick freizugeben auf Agatha, die zurückgeblieben ist in Westview, gefangen in einen Bann, aus dem sie von einem Teenager befreit wird, der sich als Agatha-Fan ausgibt. 

Joe Locke, Aubrey Plaza, Kathryn Hahn und Sasheer Zamata in „Agatha All Along“ (Credit: Chuck Zlotnick. © 2024 MARVEL)

Sichtbar geschwächt lässt sie sich überreden, sich mit ihm auf den sagenumwobenen, von unzähligen Gefahren begleiteten Hexenweg zu begeben, an dessen Ende, so man die wiederholten Prüfungen denn übersteht, eine Belohnung wartet, die Erfüllung der tiefsten Wünsche. Um die Reise antreten zu können, muss zunächst ein Hexenzirkel versammelt werden, als würden sich „Die glorreichen Sieben“ bei einem Kaffeekränzchen versammeln, eine Witches-on-a-Mission-Serie sozusagen, die durch einen verwunschenen Wald führt und viele unerwartete Situationen, follow the yellow brick road (die nicht aus gelben Pflastersteinen besteht, wohlgemerkt, sondern ganz irdisch und steinig ist), ganz der fantastischen Maßgabe der Serie entsprechend, ungemein weiblich, betont feministisch, aber bei aller Fantasy und Zauberei doch auch geerdet und nachvollziehbar. 

Und dann schließlich auch noch mit einem schmissigen Gastauftritt von Aubrey Plaza als Green Witch, die, wie man mittlerweile wissen sollte, immer gut ist, eine der großartigen furchtlosen Schauspielerinnen unserer Zeit, der man stets gebannt folgt – und die gerade in der Kombi mit der souveränen Kathryn Hahn eine tolle Figur abgibt. Manchmal tritt „Agatha All Along“ in den ersten vier Folgen (die der Presse zur Sichtung zu Verfügung gestellt wurden) ein bisschen auf der Stelle, würde man sich mehr Momentum wünschen. Aber gleichzeitig ist die Serie auch eine Wundertüte, ein Füllhorn voller Überraschungen. Und mit dem unfassbar guten Ohrwurm „The Ballad of the Witches’ Road“ hat die Serie ein Asset, das sie auf einen Schlag unvergesslich macht. Hammer.

Thomas Schultze