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REVIEW KINO: „Transformers One“

Spektakulärer „Transformers“-Animationsfilm, der davon erzählt, wie aus Optimus Prime und Megatron erst Transformers und dann Erzfeinde werden.

CREDITS:
Land / Jahr: USA 2024; Laufzeit: 102 Minuten; Regie: Josh Cooley; Drehbuch: Andrew Barrer & Gabriel Ferrari, Eric Pearson; Verleih: Paramount; Start: 10. Oktober 2024

REVIEW:
Seitdem Michael Bay die auf den Actionfiguren des Spielzeuggiganten Hasbro basierende Kinomarke im Jahr 2007 mit „Transformers“ eröffnete (und selbst in der Folge bis 2017 vier weitere Filme realisierte), haben die bisherigen sieben Filme mehr als 5,5 Milliarden Dollar weltweit an den Kinokassen umsetzen können. Zuletzt hatten Versuche eines Spinoffs („Bumblebee“) und einer Neuausrichtung (der letztjährige „Transformers: Rise of the Beasts“) nicht unbedingt die Ergebnisse erzielt, die man sich erhofft hatte. „Transformers One“ ist nun tatsächlich ein entschiedener und mutiger Schritt in eine neue Richtung, der erste reine CG-Animationsfilm des Franchise, der inhaltlich ganz an die Anfänge der Saga zurückgeht, die Fans auf den Planeten Cybertron schickt. Was aktuell als Auftakt einer potenziellen Trilogie geplant ist, die die Zeit bis zu den „Transformers“-Realfilmen abdecken soll, beginnt als Geschichte zweier bester Freunde, die im Verlauf der Handlung zu erklärten Gegnern und schließlich Erzfeinden werden. 

„Transformers One“ (Credits: Paramount / Hasbro)

Mit Josh Cooley übernahm ein Oscargewinner die Regie: Der langjährige Pixar-Kreative hatte den Academy Award 2019 gewonnen, für den vierten Film der „Toy Story“-Reihe, „A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“, der zwar weltweit 1,1 Mrd. Dollar umsetzen konnte, in Deutschland aber lediglich 900.000 Tickets verkaufen konnte. Mit Pixar hat Cooleys neue Arbeit nur insofern zu tun, als dass „Transformers One“ auf höchstem technischen Standard umgesetzt wurde, aber natürlich in seiner Anmutung und der Erzählung völlig eigene Wege geht, sich in seinem chromglänzenden, sehr cleanen Look & Feel auch deutlich von den anderen Filmen des „Transformers“-Universums absetzt: Keine Menschen weit und breit, nur Maschinen sind zu sehen, wenngleich man sie mit so menschlichen Charakterzügen ausgestattet hat wie nur möglich in dieser Origin-Story, in der die Hauptfiguren zunächst nur davon träumen können, vielleicht eines Tages einmal Transformers zu werden.

Orion Pax und D-16 – im Original ausdrucksstark gesprochen von Chris Hemsworth und Brian Tyree Henry, sind nämlich nur Teil einer Arbeitskolonne auf Cybertron, die dafür Sorge zu tragen hat, dass die Dinge rundlaufen auf dem Planeten, in dem von den Ur-Transformers nur einer übriggeblieben ist, der legendäre Sentinel Prime, der das Sagen hat und das große Vorbild ist der jungen Arbeiter, die sich gerne beweisen wollen, dabei aber immer wieder mit den Autoritäten in Konflikt geraten, insbesondere als sie sich unerlaubter Weise in ein großes Wettrennen einschleichen und tatsächlich gewinnen können. Oder, naja, zumindest fast. Aber immerhin wird Sentinel Prime auf die aufmerksam. Was der Anfang eines Abenteuers ist, in dem die besten Freunde Orion Pax und D-16 gemeinsam mit ihren Weggefährten, der gestrengen Elita und dem geschwätzigen B-127, zunächst Transformers werden, sich dann aber aufgrund eines Verrats und der resultierenden philosophischen Differenzen auf verschiedenen Seiten wiederzufinden und schließlich zum Ende des Films zu Optimus Prime und Megatron zu werden, erbitterte Gegenspieler auf immer und ewig. 

„Transformers One“ (Credits: Paramount / Hasbro)

„Transformers One“ ist prachtvoll anzusehen, oder besser: wäre prachtvoll anzusehen, wenn es das frenetische Tempo zuließe, einmal in Ruhe den Blick schweifen zu lassen durch die gigantischen Kulissen und Hintergründe. Durchschnaufen ist indes für Anfänger – ist dir der Film zu schnell, bist zu alt. Zu der dauerwirbelnden, sich unablässig frei von allen Gesetzen der Schwerkraft und Physik durch die Räume schraubenden Kamera kommt eine Schnittfrequenz, die selbst Michael Bays atemberaubendste Attacken auf die Sehgewohnheiten gemächlich erscheinen lassen, wie Zeitlupenaufnahmen aus lange vergangener Zeit. Was Josh Cooley und seine Animatoren da geschaffen haben, ist maximales Tempo, maximale Bewegung, maximale Lautstärke, maximales Erlebnis. Das muss man nicht gutfinden, aber zumindest sollte man der technischen Leistung Respekt zollen. Dass sich in all dem bloßen GESCHEHEN tatsächlich eine Handlung ablesen lässt, eine Entwicklung der Figuren stattfinden kann und sogar der eine oder andere Gag landet, das ist keine kleine Leistung. Wer Fan ist, wird den Daumen nach oben recken. 

Thomas Schultze