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Pressekonferenz von „Babygirl“: Let’s Talk About Sex

Mit „Babygirl“ ist die niederländische Filmemacherin Halina Reijn im Wettbewerb um den Goldenen Löwen vertreten. Der Andrang bei der Pressekonferenz spricht eindeutig für den Film. Neben Reijn waren die Hauptdarsteller Nicole Kidman, Harris Dickinson, Antonio Banderas, Sophie Wilde anwesend.

Bei der PK zu „Babygirl” am 30. August im Palaco del Cinema in Venedig (v.l.): Sophie Wilde, Harris Dickinson, Antonio Banderas, Halina Reijn, Nicole Kidman (Credit: B. Schuster)

Babygirl“, der neue Film von Halina Reijn, die niederländische Filmemacherin, die 2019 mit „Instinct“ ihr bereits vielbeachtetes Spielfilmdebüt gab (erschien in Deutschland als Videopremiere bei Plaion) und dann in Hollywood „Bodies Bodies Bodies“ realisierte (2022), ist ein weiteres Highlight im diesjährigen Löwen-Rennen. Mit „Babygirl“ kehrt Reijn wieder ganz nahe zurück zu ihrem Debüt. Der neue Film mit der Granatenbesetzung Nicole KidmanHarris DickinsonAntonio Banderas und Sophie Wilde ist ein sehr komplexer Blick auf weibliche Sexualität im Spannungsfeld zwischen Familienleben und Berufsleben. Nicole Kidman spielt die Erfolgsfrau Romy, die alles hat, aber dennoch steckt Unerfülltes in ihr. Vor allem das Ausleben ihrer wahren sexuellen Fantasien. Mit dem Auftauchen von Samuel („Triangle of Sadness“-Entdeckung Dickinson) ändert sich alles. 

Für Nicole Kidman geht es in „Babygirl“ um weibliches Verlangen, aber auch um Familie, um Ehe, auch um eine Frau in einer Existenzkrise. „Es geht auch um die innere Gedankenwelt einer Frau, um Geheimnisse, um Fragen nach Wahrheit, um Einwilligung, Macht. Mir war wichtig, dass der Film von einer Frau erzählt wird, von einer Frau gemacht wird, bei dem eine Frau das Sagen hat. Der weibliche Blick war ausschlaggebend“, so Kidman in der Pressekonferenz. Halina Reijn führte an, dass auch die Beziehung von Frauen zu ihren Körpern eine Rolle spielt in „Babygirl“ und der „huuuuuuuuge orgasm gap. Wer kann davon kein Lied singen als Frau?“ Kontrollverlust ist ein weiteres Stichwort. Denn Samuel triggert all das bei Romy, was in ihr immer unterdrückt wurde, und kann ihr geben, nach was sie sich immer sehnte. Dickinson beschreibt seinen Samuel als jemand, der eine Art Konfusion erlebt, eine Konfusion eines jungen Mannes von heute. „Er ist bereit, sich auf dieses Abenteuer mit Romy einzulassen, springt kopfüber hinein. Das ist eine vollkommen neue Welt, auch für ihn.“

Halina Reijn und Nicole Kidman bei der „Babygirl”-PK (Credit: B. Schuster)

Sowohl Kidman als auch Reijn hatten den Anspruch zu zeigen, was es bedeutet, eine Frau zu sein, ein Mensch zu sein, in allen Facetten. Antonio Banderas sprach an, dass ihn das Drehbuch so überrascht hatte, weil es wie eine Erleichterung für ihn gewesen sei: „Endlich denkt hier mal jemand laut, spricht aus, was wir alle denken, und bringt das auch noch auf die große Leinwand. Es geht um die menschliche Natur. Die hat nichts Demokratisches. Wir leben in einer Zeit, in der so viel kritisiert wird, so viel als inkorrekt gehalten wird. Wo Kunst sich wie in einem Korsett bewegt. Aber Kunst sollte out of vessel sein. Das hat Halina mit ‚Babygirl‘ geschaffen!“

Den Aspekt, dass in „Babygirl“ auch zwei Generationen aufeinandertreffen – die ältere in Person von Kidmans Romy und Banderas‘ Jacob, die jüngere repräsentiert durch Harris Dickinsons Samuel und die von Sophie Wilde gespielte Assistentin von Romy. „Bei diesen Generationen werden die im Film behandelten Themen anders gesehen. Ich wollte mit dem Film auch ein Zeichen setzen, dass wir voneinander lernen können“, so Reijn in der PK und fügte an: „Egal ob Mann, Frau – alle Wesen haben eine Art wildes Tier in sich. Nur wurde diese Tatsache filmisch bis dato sehr selten bei Frauen ausgelotet. Es gab bislang keinen Platz. Ich wurde von meinen Eltern nicht erzogen, dass die einen gut, die anderen böse sind. Wir sind immer beides. Meine Figuren dürfen so sein, wie sie sind.“

Zum Umgang am Set, bei einem Film mit so vielen delikaten Szenen, sagte Kidman: „Ich fühlte mich zu keiner Zeit ausgenutzt. ‚Babygirl‘ ist ein Projekt, bei dem ich mit Haut und Haaren dabei sein wollte. Ich konnte total loslassen, habe mich in den Händen von Halina immer sicher gefühlt. Der Umgang im Team, unter uns Schauspieler:innen war sehr liebevoll. Der Dreh, die Arbeit war zu 100 Prozent authentisch, beschützend, echt.“ Dem stimmte Antonio Banderas zu: „Wenn man einen Film wie ‚Babygirl‘ macht, muss man sich wie in einer Gemeinschaft fühlen. Wir hatten unseren safe space. Halina und ihr Kameramann Jasper Wolf haben einen tollen Job gemacht.“ Zu Antonio Banderas verriet die Filmemacherin, dass es für sie wichtig gewesen sei, die Rolle von Jacob mit einem sehr attraktiven Mann, einem sehr maskulinen Mann zu besetzen. „Sonst hätte der ganze Film nicht funktioniert! Antonio ist eine Legende für mich. Dass er uns hier so toll unterstützt hat, war fantastisch.“

Übrigens hat sich die Verleihrechte für Deutschland Constantin Film gesichert! Gute Wahl!! Kinostart ist am 16. Januar.

Barbara Schuster