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Leopold Hoesch über die Semi-Final Judgings der International Emmys: „Köln bietet sich als Medienstandort absolut an“

Heute findet die Kölner Jurysitzung der International Emmy Awards statt. Seit 2008 in Köln. Dies haben wir zum Anlass genommen, bei Academy-Botschafter Leopold Hoesch nachzufragen: Zum Ablauf der Jurysitzung, wie man überhaupt in die Jury kommt und wie sein Blick auf den deutschen Markt ausfällt.

Filmproduzent Leopold Hoesch (IMAGO / Panama Pictures)

Was genau geschieht bei der Kölner Jurysitzung der International Emmy Awards? Was ist das Besondere daran?

Leopold Hoesch: Zwei ausgewählte international besetzte Jurys legen die Nominierten in zwei Kategorien fest. Alle Jurymitglieder gucken gemeinsam am Tag der Jurysitzung die zu bewertenden Programme; keiner der Jurymitglieder kennt die zu bewertenden Beiträge vorher. Am Ende vergibt jedes Jurymitglied Punkte (von 1-10/ pro Beitrag bzw. Programm). D.h. jede Stimme zählt gleich viel. Absprachen innerhalb der Jury finden nicht statt.

Die Jurysitzung findet traditionell in Köln statt. Was ist der Grund dafür? Warum bietet sich Köln an?

Leopold Hoesch: Die International Academy of Television Arts & Sciences ist eine mitgliederbasierte internationale Organisation mit Sitz in New York, die Exzellenz im Fernsehen fördert und auszeichnet. Jedes Academy-Mitglied hat die Möglichkeit, eine Jury-Sitzung im Namen der Academy entsprechend der aus New York vorgegebenen Regeln auszurichten. Das mache ich als Academy-Mitglied seit 2008 jedes Jahr in Köln, so wie weltweit andere Mitglieder an ihren Standorten. Und ja: Köln als Medienstandort mit einer Fülle und Dichte an Sendern, Produktionsfirmen, Medienschaffenden bietet sich absolut an.

Was gab es in diesem Jahr hervorzuheben? Gibt es Besonderheiten, über die Sie reden können?

Leopold Hoesch: Die Welt ist im Umbruch und leider in vielen Kriegen verhaftet. Das reflektiert sich natürlich auch im Fernsehprogramm. Wir hoffen, dass ich das bald ändert. 

Wie wird man in die Jury ausgewählt? Worauf gilt es zu achten?

Leopold Hoesch: Gut aussehen und lustig sein. Okay, das war ein Spaß. Ich habe ein Team, mit dem ich jahrelang zusammenarbeite. Wir suchen die Jury-Mitglieder – eine Mischung aus Sender- und Streamerverantwortlichen, Produzenten, Regisseuren, Drehbuchautoren, Schauspielern, Redakteuren – aus und schlagen diese der Academy in New York vor, die dann dort gegengecheckt und bestätigt werden müssen. Sowohl die Mitglieder der Jury, als auch die Kategorien bleiben bis zum Tag der Jurysitzung vertraulich und geheim.

Im Lauf der letzten Jahre hat die Bedeutung der International Emmys deutlich an Sichtbarkeit gewonnen. Woran liegt das? 

Leopold Hoesch: Der Internationale Emmy ist der relevanteste internationale Fernsehpreis. Die jährliche Preisverleihung im November in New York hat sich als ein sehr wichtiger Treffpunkt herausgestellt. Die meisten reisen sehr inspiriert wieder ab und nehmen sich fest vor, im nächsten Jahr wieder hinzufahren. Das spricht sich irgendwie rum.

Wie ist generell der Blick von amerikanischer Seite auf das deutsche Fernsehschaffen? Stellen Sie fest, dass wir bei den International Emmys an Bedeutung gewinnen?

Leopold Hoesch: Bei den Internationalen Emmys geht es weniger um den amerikanischen Blick auf das deutsche Fernsehen, sondern vielmehr auf den Blick aus dem gesamten Ausland auf den deutschen Beitrag, also die in Deutschland produzierten Programme. Leider finde ich, bleiben wir seit Jahren in den meisten Genres hinter unseren Möglichkeiten zurück und es bedarf weiterer maßgeblicher Veränderungen der Rahmenbedingungen, damit sich das ändert und das unbeschreibliche Talent, das in unserem Markt schlummert, endlich mehr zur Geltung zu bringen. Tax-Breaks und Investitionsverpflichtung sind ein dringend notwendiger Schritt, der keinen Aufschub mehr erlaubt. Diese Maßnahme muss jetzt von der Politik so schnell wie möglich kommen. Es tut einem in der Seele weh, die verlorenen Jahre wegen der schlechten Rahmenbedingungen vorbeiziehen zu sehen und immer weiter hinter die internationale Konkurrenz zurückzufallen. Als nächstes ziehen die Talente weg und dann die Firmen; leider.

Aus Ihrer persönlichen Sicht: Was waren die bisher größten deutschen Erfolge bei den International Emmys? 

Leopold Hoesch: Christiane Paul und Anna Schudt waren wirklich großartige Siegerinnen in der Kategorie beste Schauspielerin. Wir haben 2005 mit unserer Produktion „Das Drama von Dresden“ auch in einem höchst kompetitiven Umfeld gewonnen. „Unsere Mütter, unsere Väter“ war auch ein sehr würdiger Sieger.

Sofern Sie das sagen können/dürfen: Was erwarten Sie sich in diesem Jahr?

Leopold Hoesch: Gutes Wetter und anregende Gespräche. Das kleine Barockschlösschen Arff ist eine traumhafte Kulisse und wir haben ein wirklich interessantes Line-up an Gästen aus allen Bereichen und Ländern. Ich könnte mir vorstellen, dass vieles, was wir möglicherweise in 2 bis 3 Jahren im Fernsehen sehen, an dem Abend vielleicht zum ersten Mal ausgesprochen wurde als Idee.

Die Fragen stellte Barbara Schuster