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ProSiebenSat.1 wächst bei Umsätzen, Fußball-EM schadet TV-Werbegeschäft

Bei den Halbjahreszahlen von ProSiebenSat.1 zeigt sich auch wegen des Kostenmanagements ein positiver Trend bei Umsatz und Adjusted EBITDA. Allerdings haben die Sport-Großereignisse bei der Konkurrenz das Wachstum bei den klassischen TV-Werbeumsätzen fast aufgefressen.

Bert Habets
ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzender Bert Habets (Credit: ProSiebenSat.1)

ProSiebenSat.1 hat am Donnerstag seine Halbjahreszahlen vorgelegt. Der Umsatz wuchs sowohl im zweiten Quartal als auch im gesamten ersten Halbjahr um 5 Prozent. Während es im aktuellen Quartal 907 Millionen Euro (Vorjahr 868 Millionen Euro) waren, kommt der Konzern in den ersten sechs Monaten auf 1,774 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,683 Milliarden Euro). Das Adjusted EBITDA stieg im zweiten Quartal um 14 Prozent auf 91 Millionen Euro, während der Konzern für das erste Halbjahr jetzt bei einem Plus von 23 Prozent und 163 Millionen Euro steht.

Als einen Grund für den Aufwärtstrend führt ProSiebenSat.1 das Kostenmanagement an. Auch wichtig: Der Umsatzanstieg im Segment Entertainment und ein positiver Trend im Commerce & Ventures Segment. „Dabei ist die Umsatzentwicklung des Werbegeschäfts wie erwartet durch die Marktanteilsverschiebung im Kontext der Fußball-Europameisterschaft geprägt“, heißt es.

Joyn wächst stärker bei digitalen Werbeumsätzen

Die eigene Streaming-Plattform wächst laut ProSiebenSat.1 stark. Während die TV-Werbeumsätze sich auch wegen der Fußball-EM-Konkurrenz auf Vorjahresniveau bewegten, sind die AVoD-Umsätze um 25 Prozent angestiegen. Auch die Verweildauer auf Joyn sei um 38 Prozent hochgegangen. Auch kann der Konzern den Jahresausblick bestätigen. Damit streben die Unterföhringer weiterhin 3,95 Milliarden Euro Konzernumsatz mit einer Varianz von plus/minus 150 Millionen Euro an. Im Vorjahr lag der in noch härteren Zeiten bei der TV-Werbung bei 3,85 Milliarden Euro. Das adjusted EBITDA soll mit 567 Millionen Euro bei einer Varianz von 50 Millionen Euro indes auf Vorjahresniveau verweilen.

Während die TV-Werbeumsätze in der DACH-Region im zweiten Quartal nur auf Vorjahresniveau lagen, verzeichneten die digitalen & smarten Werbeumsätze hingegen erneut ein zweistelliges Wachstum, was insbesondere auf die Umsatzdynamik bei Joyn zurückzuführen sei. Insgesamt wuchsen die Umsätze in der DACH-Region aus digitalen & smarten Werbeangeboten um 12 Prozent, die gesamten Werbeumsätze stiegen um 1 Prozent.

Im zweiten Quartal erreichte Joyn 7,05 Millionen monatliche Video-Nutzer:innen (Monthly Video Users), dies ist ein Plus von rund 2,5 Mio bzw. 56 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Die Verweildauer (Video Viewtime) auf der Streaming-Plattform erhöhte sich zudem gegenüber dem Vorjahr um 38 Prozent auf insgesamt 9,8 Milliarden Minuten.

Bert Habets: „Zufrieden mit der Geschäftsentwicklung“

Bert Habets, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE, kommentiert: „Wir sind zufrieden mit unserer Geschäftsentwicklung in den ersten beiden Quartalen des Jahres. Unsere Strategie, uns mit höheren Programminvestitionen auf das Entertainment-Geschäft zu fokussieren und gleichzeitig die operative Kosteneffizienz weiter zu steigern, beginnt sich auszuzahlen. Vor allem das starke Wachstum von Joyn zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Wir etablieren Joyn zum führenden Superstreamer, der für alle im deutschsprachigen Raum kostenlos ist.“

Weiter sagte er: „Darüber hinaus positionieren wir Joyn als perfekten Partner für Werbetreibende und Mediaagenturen, da wir nun TV- und Digitalreichweite in Kombination anbieten. Zugleich sind unsere Distributionspartnerschaften, die wir zuletzt mit Sky und der Deutschen Telekom geschlossen haben, sowie der Launch von Joyn in der Schweiz wichtige Schritte, um unsere Reichweite auszubauen.“

Im zweiten Quartal 2024 stieg der Außenumsatz des Segments Entertainment auf 612 Millionen Euro (Vorjahr: 592 Millionen Euro). Damit lag er um 3 Prozent über dem Vorjahreswert. Auf Halbjahressicht verzeichnete der Außenumsatz des Segments einen Anstieg von 4 Prozent auf 1,165 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,119 Milliarden Euro).

Der Fokus liege 2024 weiterhin auf einem effektiven Cashflow-Management und der konsequenten Reduzierung der Verschuldung. Dabei verfolge der Konzern ein aktives Portfoliomanagement mit dem Ziel, einerseits Synergien im Konzernverbund zu realisieren und andererseits den Wert der großen Beteiligungen wie Verivox und flaconi zu realisieren. Die Erlöse aus einem Verkauf würden die Nettoverschuldung der Gruppe erheblich reduzieren.

CFO Mildner: „Strategie wirkt sich sehr positiv aus“

Martin Mildner, Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE, kommentiert: „Unsere Strategie sowie die damit verbundenen Kostenanpassungen wirken sich sehr positiv auf unsere Gewinnentwicklung aus. Sie stärken unsere Profitabilität und ermöglichen es, unsere Programmstrategie konsequent umzusetzen und unser Angebot an lokalen Inhalten auszubauen. Die Programmaufwendungen werden dabei vor allem in den reichweitenstärkeren Monaten und folglich insbesondere nach der Fußball Europameisterschaft sowie der Olympischen Spiele ab September über Vorjahr liegen. Für das Gesamtjahr rechnen wir somit weiterhin mit einem adjusted EBITDA im Mittelwert auf Vorjahresniveau und bestätigen unser Wachstumsziel für den Konzernumsatz.“

Die ProSiebenSat.1 Group hat in den Geschäftsberichten für die Jahre 2022 und 2023 ausführlich über die Geschäftstätigkeit der Jochen Schweizer GmbH und der mydays GmbH im Hinblick auf das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz („ZAG“) und die damit verbundenen Vorgänge berichtet. Zwischenzeitlich hat die Staatsanwaltschaft München I in Bezug auf den berichteten Sachverhalt den bisherigen Beobachtungsvorgang in ein förmliches Ermittlungsverfahren übergeleitet und mitgeteilt, dass sie die Verhängung von Bußgeldern gegen einzelne Gruppengesellschaften beabsichtigt.

Für diese drohenden Belastungen auf Einzelgesellschaftsebene und aufgrund der bisher mit der Staatsanwaltschaft geführten Gespräche wurde zum 30. Juni eine Rückstellung im unteren einstelligen Millionen Euro-Bereich gebildet.