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REVIEW TV: „Jugend – es ist kompliziert“

Beschwingtes Sitcom-Format von Studio Zentral über vier Freunde in Berlin, die sich mit den Unwägbarkeiten des modernen Lebens herumschlagen müssen.

„Jugend – es ist kompliziert”: Cathrin (Sarah Gailer), Frank (Leon Ullrich), Sophie (Eli Riccardi und Tim (Thomas Schubert) (Credit: ZDF/Frank Dicks)

CREDITS:
Land / Jahr: Deutschland 2024; Laufzeit: 8 x 22 Minuten; Regie: Simon Ostermann (Folgen 1, 4, 5 & 8); Hannah Dörr (Folge 3 & 6), Stefan Stuckmann (Folge 2 & 7); Showrunner: Stefan Stuckmann; Redaktion: Lucia Haslauer; Besetzung: Thomas Schubert, Sarah Gailer, Eli Riccardi, Leon Ullrich; Sender: ZDFneo; Start: 6. September in der ZDFmediathek; ab 10. September dienstags in Doppelfolgen bei ZDFneo

REVIEW:
Beim It-Sender ZDFneo begrüßt man innovative Formate mit offenen Armen, fernab des Images einer gediegenen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt. Ab Anfang September, wenn die Ferien vorbei sind, gibt es entsprechend eine frische, unterhaltsame neue Comedy-Serie, „Jugend – es ist kompliziert“. Produktionsfirma ist Studio Zentral (Lasse Scharpen & Lucas Schmidt), die zur ZDF Studios Gruppe gehört und für zeitgenössische, anspruchsvolle Serien steht (siehe „Schwarze Früchte“, „Love Sucks“), die Redaktion verantwortet Lucia Haslauer vom ZDF – Kleines Fernsehspiel. Weltpremiere hatte die achtteilige Sitcom von Stefan Stuckmann, der seine Comedy-Feder in Formaten wie „Freitag Nacht News“, „Kroymann“ oder „Switch Reloaded“ spitzte und für ZDFneo bereits die Polit-Satire „Eichwald, MdB“ entwickelte, auf dem Seriencamp in Köln. 

Wie der Titel schon impliziert, geht es kompliziert zu unter den vier Freunden Cathrin, Tim, Sophie und Frank, wenn sie übers Leben quasseln, neue Mitbewohner:innen suchen (die dann vom besten Freund angegraben werden können), sich mit ihrem Chef herumschlagen (in Episode eins ist Fabian Hinrichs prominenter Gast, der als Leiter einer Art-Gallery Cathrin in den Wahnsinn treibt, wichtige Facetimeanrufe mit Banksy hat und im Newsletter auf Helvetica halbfett besteht), schräge Jobideen haben (Warteschlangenexperience-Manager), bemüht sind um sensible Sprache und Salzstangen als Symbol des Triumphs des Feminismus über patriarchale Strukturen hochhalten – why not! 

Die Chemie stimmt zwischen dem Ensemble um den Wiener Thomas Schubert, der zuletzt in „Andrea lässt sich scheiden“ den wunderbar gelangweilten Kollegen von Birgit Minichmayrs Polizistin gespielt hat und in Christian Petzolds „Roter Himmel“ als an der Welt und sich leidender Jungschriftsteller ein Glücksgriff war, Sarah Gailer, die nach einer breitgefächerten Karriere am Theater mit „Jugend“ ihren Einstand vor der Kamera feiert, Eli Riccardi, zuletzt im Ensemble des Prime-Hits „Maxton Hall“ und als Titelfigur in „Mandy und die Mächte des Bösen“ (ebenfalls Prime) zu sehen, sowie Leon Ullrich, der u.a. bereits im ZDFneo-Format „Doppelhaushälfte“ eine Rolle innehatte. 

Die Dialoge kommen wie aus der Pistole geschossen, ohne zu ausgestellt zu sein, was der Serie eine gute Dynamik verpasst mit allerlei witzigen Einfällen, etwa Kinder bei Garagenpartys als Hustler einzuspannen (der Tausi fürs iPhone muss schließlich verdient werden, sonst wird das mit der Influencer-Karriere nichts) oder feministische Fahrradläden als neuen Hotspot für Männer auszurufen (wo man genauso unfreundlich ist wie bei normalen Fahrradmechanikern, nur dass es eben Frauen sind, die einen schlecht behandeln). Von Bam, Bitches über Zwinkern ohne Consent: Einfach bisschen ruppig und so much fun.

Barbara Schuster