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Beratungsbedarf bei Themis hat sich verdoppelt

Die Themis Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in der Kultur-, Medien und Musikbranche hat 2023 die höchste Zahl an Beratungsanfragen seit ihrer Gründung vor fünf Jahren registriert. Ein Trend, der sich auch 2024 fortgesetzt hat.

Eva Hubert, Vorständin der Themis (Credit: Bina Engel)

Themis, die unabhängige und überbetriebliche Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in der Kultur-, Medien und Musikbranche, hat 2023 und in den ersten Monaten des laufenden Jahres einen gestiegenen Beratungsbedarf festgestellt. 

Wie die von Brancheneinrichtungen der Film-, Fernseh- und Theaterbranche gegründet gegründete und zwischenzeitlich um Verbände der Musikindustrie erweiterte Beratungsstelle heute mitteilt, habe Themis 2023 die höchste Zahl an Beratungsanfragen in den bisher mehr als fünf Jahren ihres Bestehens registriert. Der Beratungsbedarf habe dabei sowohl bei Betroffenen und Zeugen, als auch bei von Arbeitgeberseite bestanden.

Insgesamt hätten die Themis-Beraterinnen 2023 884 Beratungen (324 psychologische und 560 juristische) durchgeführt, darunter 132 teils anonyme Erstberatungen, 561 Folgeberatungen, 98 Verweisberatungen und 93 Beratungen zu Präventionsmaßnahmen. Die Zahl der Beratungen habe sich damit im Vergleich zu den 434 mit 158 Neufällen im Jahr 2022 in etwa verdoppelt.

Mit 547 Personen wurden am häufigsten Betroffene und Zeugen beraten, gefolgt von Arbeitgebervertretern (282) und 55 Personen, die keiner der beiden Gruppen zugeordnet werden können. 

Bei den 132 Erstberatungen ging es nach Themis-Angaben im vergangenen Jahr in 73 Fällen um körperliche sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz in 50 um Gewalt, die verbal, non-verbal oder digital erfolgten.

115 der 132 Erstberatungen hätten bei Frauen stattgefunden, neun bei Männern, sechs bei diversen Personen, zwei bei unbekannt. Als Beschuldigte wurden 127 Männer und drei Frauen genannt, zwei der Beschuldigten waren unbekannt.

Im laufenden Jahr sei die Nachfrage nach Beratung auf hohem Niveau geblieben, heißt es in der Themis-Mitteilung weiter. So sei es von Januar bis März zu 384 Beratungen gekommen, davon über 50 Erstberatungen und zehn Fälle, in denen zu schwerer sexualisierter Gewalt beraten wurde.

Eva Hubert, Vorständin der Themis: „Die vielen Fälle von sexualisierter Belästigung und Gewalt, die uns zugetragen werden, sind natürlich immens traurig. Auf der anderen Seite deuten die steigenden Beratungszahlen darauf hin, dass die Bekanntheit und das Vertrauen der Branche in unsere Angebote wachsen. Sicher spielt auch eine Rolle, dass die Themis seit 2022 auch die Musikbranche erfasst. Insgesamt kann deshalb von den steigenden Beratungs- und Präventionszahlen 2023 auch nicht automatisch auf eine Zunahme der tatsächlich stattgefunden Vorfälle sexueller Belästigung und Gewalt geschlossen werden.

Die Zahlen könnten möglicherweise auch als die ersten nachhaltigen Auswirkungen eines beginnenden Kulturwandels innerhalb der Branche zu verstehen sein.“

Maren Lansink, Geschäftsführerin und eine der juristischen Beraterinnen der Themis ergänzt: „Die Anzahl der Beratungen von Unternehmen sowie die Nachfrage nach Präventionsangeboten seitens der Arbeitgebenden lassen eine positive Tendenz erkennen.

Führungsverantwortliche suchen verstärkt proaktiv Beratung zu den Themen Belästigung und Gewalt sowie deren Prävention. Gegenüber 2022 konnte die Anzahl der angebotenen Webinare verdreifacht werden. Außerdem begleiteten Juristinnen der Vertrauensstelle im Jahr 2023 so viele formale Beschwerdeprozesse nach dem Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz (AGG) wie nie zuvor. Dies deuten wir als größere Bereitschaft Ratsuchender, ihre Rechte auch durchzusetzen. Dabei zeigten sich die Unternehmen in der Regel bereit und motiviert, konstruktiv mit den ihnen zufallenden Aufgaben innerhalb des Beschwerdeprozesses umzugehen.“

Weitere Informationen unter www.themis-vertrauensstelle.de.