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Studiocanal plant bäriges Jahr

Die Fahne des europäischen Films bei der europäischen Leitmesse hochzuhalten: Diese Mission erfüllte Studiocanal mit einer breiten Slate – und dem einzigen Schauspielerbesuch des zweiten CineEurope-Tages.

Auf „Paddington in Peru“ (hier ein Szenenbild aus dem Erstling) lag bei der Studiocanal-Präsentation in Barcelona der klare Schwerpunkt. (Credit: Studiocanal)

„Wicked Little Letters“, „Back to Black“ oder „Ella und der schwarze Jaguar“. So lauten die Titel einiger der Erfolge, die Studiocanal europaweit in den vergangenen Monaten feiern konnte. Die erfolgreichste britische Komödie seit der Pandemie, ein Nummer-1-Start in acht Ländern (und ein Langläufer) – und ein Film, der nicht zuletzt in Deutschland alle Erwartungen zu übertreffen musste. Tatsächlich hob Studiocanal-CEO Anna Marsh die Leistung des deutschen Teams in diesem Fall in besonderem Maße hervor. Denn dass der Film hierzulande das Boxoffice aus Frankreich übertreffen konnte, sei „ziemlich spektakulär“.

Für die Zukunft folge man jedenfalls weiterhin dem Fixstern: Europäische Geschichten zu erzählen, die das Potenzial für weltweite Märkte hätten. Man wolle dabei nicht zuletzt auch Genres (wie romantische Dramen) ins Auge fassen, die im Markt zuletzt zu wenig bedient worden seien. Gleichzeitig will man bei der Filmproduktion noch etwas strategischer vorgehen – so hatte Studiocanal erst im März ein eigenes (nach wie vor offenbar nicht final getauftes) Genrelabel für Horror, Thriller, Sci-Fi und Action aus der Taufe gehoben, im April folgte „Studiocanal Stories“ für Literaturadaptionen für Kino und TV.

Nun, bei der CineEurope ging es natürlich nur um das Kino. Und schon für den ersten vorgestellten Titel – die Tragikomödie „We live in time“ mit Andrew Garfield und Florence Pugh konnte Marsh einen Stargast auf der Bühne begrüßen: Das Ziel, das Regisseur John Crowley mit seinem Film verfolgt? „Dass das Publikum lacht, während es sich die Tränen aus den Augen wischt“. Könnte hinhauen.

Shooting-Star Glen Powell konnte leider nur per Videobotschaft „teilnehmen“, aber er verriet schon ein paar Details zur schwarzen Komödie „Huntington“, in der er sich in der Erbfolge eines schwerreichen Mannes mit letalen Mitteln nach oben arbeitet. Bewegtbild gab es leider noch nicht zu sehen.

Ganz anders war das im Fall von „Beating Hearts“, einem Liebesdrama/Thriller von Gilles Lellouche, der 2018 den französischen Überflieger „Ein Becken voller Männer“ für Studiocanal inszeniert hatte. Tonal ist „Beating Hearts“- die Geschichte einer Liebe zwischen einem Mädchen aus der Oberschicht und einem Gangmitglied, die mehrere tragische Wendungen nimmt, eine völlig andere Nummer. Aus Sicht eines Kinobegeisterten, der diesen Film unbedingt sehen will, war die ausführliche Promorolle fast schon zu viel des Guten. Aber nur fast.

Wiederum nur per Videobotschaft – in diesem Fall von James McAvoy und vom Set in Deutschland – vorgestellt wurde der Thriller „Control“ von Robert Schwentke. Was in Barcelona nicht erwähnt wurde: Es handelt sich um die Adaption einer Podcast-Story namens „Shipworm“.

Ordentlich zur Sache – nicht zuletzt in Sachen platzende Körperteile – geht es in der Bestseller-Adaption „Cold Storage“ von Johnny Campbell. Die Vorlage lieferte Drehbuchautor David Koepp, der (natürlich) auch für das Script rund um einen Killerorganismus verantwortlich zeichnete, der sich mit aller Macht auf der Erde verbreiten will. Es spielen unter anderem Joe Keery („Stranger Things“) und Georgina Campbell.

Im Schnelldurchlauf ging es anschließend durch die Ankündigungen einer Reihe lokaler Studiocanal-Produktionen: Dem hiesigen Vorzeigeprojekt „Woodwalkers“, „Kangaroo“, „The Break-Up Club“, „Wrooklyn Zoo“, „Saint-Exupéry“ und „The Outrun“ – nur zum vieldiskutierten Donald-Trump-Film „The Apprentice“ gab es einen kurzen Ausschnitt zu sehen. 

Sehr ausführlich fiel wiederum der Blick auf den einzigartigen Animationsfilm „Das kostbarste aller Güter“ aus, ein Holocaust-Drama, das im Wettbewerb von Cannes Premiere feierte.

Der mit Abstand größte Programmpunkt in der Studiocanal-Präsentation gebührte (natürlich) „Paddington in Peru“, dem dritten Teil einer Reihe, die es schon nach zwei Filmen zum erfolgreichsten Familienfranchise eines Independents gebracht hatte. Entsprechend laut wurde die Werbetrommel in Barcelona gerührt: Mit ausführlichen Clips, Trailern und einem äußert launigen Gespräch mit Produzentin Rosie Alison, Regisseur Dougal Wilson – und Cast-Neuzugang Antonio Banderas, der am zweiten Tag der CineEurope tatsächlich der einzige Schauspieler bleiben sollte, der persönlich auf die Bühne kam.

Marc Mensch