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Kritik an Produzentenpreis-Vergabe

Wenige Tage vor der Verleihung des Carl Laemmle Produzentenpreises haben sich 16 Branchenverbände und -initiativen mit Kritik an der Wahl von Preisträger Martin Moszkowicz zu Wort gemeldet. Stein des Anstoßes ist dessen Beteiligung an „Manta Manta – Zwoter Teil“, gefordert wird eine Verwendung des Preisgeldes zugunsten einer Verbesserung von Arbeitsbedingungen.

Die Vorgänge rund um den Dreh von „Manta Manta – Zwoter Teil“ führen nun zu Kritik an der Vergabe des Carl Laemmle Produzentenpreises. (Credit: Constantin Film)

Am kommenden Donnerstag wird Martin Moszkowicz im Schloss Großlaupheim gemeinsam von der Produktionsallianz und der Stadt Laupheim für sein Lebenswerk mit dem renommierten Carl Laemmle Produzentenpreis geehrt. Hieran gibt es nun Kritik, die 16 Branchenverbände und -initiativen in einem von der Initiative Fair Film veröffentlichten offenen Brief zum Ausdruck bringen. Die unterzeichnenden Verbände sind Teil dieser Initiative, repräsentieren aber nicht sämtliche Mitglieder.

In dem Brief wird zwar zum Ausdruck gebracht, dass dieses Lebenswerk „zweifelsohne Anerkennung“ verdiene – allerdings habe die Wahl des Preisträgers einen „bitteren Beigeschmack“. So wirft man Moszkowicz vor, seine Pflichten zum Schutz von Angestellten in seiner Rolle als Executive Producer von „Manta Manta – Zwoter Teil“ verletzt zu haben; auch seine Reaktion unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe wird kritisiert. Das spätere Umdenken und die Erklärung, mit der Constantin Film „Teil der Lösung“ sein zu wollen, sei demnach zwar „aller Ehren wert“ – aber nicht preisverdächtig. 

Eine Aberkennung des Preises an sich wird in dem unter anderem an die Produktionsallianz und die Stadt Laupheim adressierten Brief nicht gefordert – aber die Nutzung des Preisgeldes in Höhe von 40.000 Euro, „um die Arbeitsbedingungen in der Branche nachhaltig zu verbessern“.

Der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Produktionsallianz, lieber Herr Böhning,
Mitte Januar haben Sie bekanntgegeben, dass der ehemalige Produzent und Vorstandsvorsitzende der Constantin Film, Martin Moszkowicz, am 16. Mai durch die Produktionsallianz und die Stadt Laupheim mit dem Carl-Laemmle-Preis 2024 für sein Lebenswerk geehrt werden soll.
Für uns als Filmschaffende hat diese Ehrung leider einen bitteren Beigeschmack: Herr Moszkowicz war als Executive Producer verantwortlich für die Produktion „Manta Manta – zwoter Teil“, bei deren Dreharbeiten Arbeitsschutzregelungen verletzt wurden und Crewmitglieder massiven Übergriffen durch die Regie ausgesetzt waren. Gerade weil Til Schweiger schon lange vorher, zumindest branchenintern, als unberechenbarer Charakter bekannt war, wäre Herr Moszkowicz als Arbeitgeber verpflichtet gewesen, seine Angestellten zu schützen und für ihre Sicherheit zu sorgen. Diese Pflicht hat er grob verletzt.
Nachdem die Vorgänge um den sogenannten „Schweiger-Skandal“ im Frühjahr 2023 durch 50 mutige Filmschaffende und einen „Spiegel“-Artikel bekannt wurden, hat Herr Moszkowicz die Vorwürfe zunächst heruntergespielt und als „überwiegend unvollständig und verzerrend, teilweise auch wiederum schlicht falsch” verharmlost.
Erst nach erdrückender Beweislast und heftiger öffentlicher Kritik hat Herr Moszkowicz seine Fehler eingestanden, sich entschuldigt und erklärt, mit der Constantin Film künftig „Teil der Lösung“ sein zu wollen. Dieses Umdenken ist unbedingt zu begrüßen und aller Ehren wert – preisverdächtig ist es allerdings nicht.
Wenn Sie als Produktionsallianz Herrn Moszkowicz gerade mal ein Jahr später mit diesem Preis belohnen, dessen Dotierung mit 40.000 Euro das Jahreseinkommen vieler Filmschaffender übersteigt, dann senden Sie damit ein Zeichen in die Branche. Sie zeigen damit, dass Sie es tolerieren, wenn toxische Arbeitsbedingungen erst geduldet und dann vertuscht werden. Und dass das gesundheitliche und emotionale Wohlbefinden von Filmschaffenden keine nennenswerte Rolle spielt, wenn die Arbeit eines Produzenten bewertet wird.
Obgleich das Lebenswerk von Martin Moszkowicz zweifelsohne Anerkennung verdient – als Filmschaffende erwarten wir, dass unser Sozialpartner klar und konsequent Haltung zeigt, wenn Produzent*innen ihre Fürsorgepflichten als Arbeitgeber*innen ignorieren. Werden Sie tatsächlich „Teil der Lösung“, indem Sie sich eindeutig gegen Arbeitsbedingungen positionieren, die Machtmissbrauch begünstigen und unsere physische und psychische Gesundheit gefährden.
Senden Sie heute ein starkes Signal des Respekts und setzen Sie das Preisgeld ein, um die Arbeitsbedingungen in unserer Branche nachhaltig zu verbessern.
Herzliche Grüße,
ADU Assistant Directors Union
BFS – Bundesverband Filmschnitt Editor e.V.
BVB Berufsverband Beleuchtung und Kamerabühne e.V.
BVGCD – Bundesverband Green Film & TV Consultants Deutschland e.V.
BVL – Bundesverband Locationscouts
BVR – Bundesverband Regie
BVSS – Berufsverband der Script Supervisor e.V.
fairTV e.V.
Filmmakers for Future
Filmtonfrauen e.V
Pro Quote Film e.V.
QMS – Queer Media Society
VdRSD Verband der Requisite & Set Decoration e.V.
VDT – Verband deutscher Tonmeister e.V.
Vorstand des VdFk Verband der deutschen Filmkritik e.V.
Vielfalt im Film e.V.