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Analyse ohne Zuckerguss

Die wichtigsten Kernzahlen zum ersten Quartal hatte Kinoriese AMC aus gutem Grund schon vorab veröffentlicht – denn die Erwartungen von Analysten waren deutlich übertroffen worden. Ob das auch für das zweite Quartal gelten kann, wird sich zeigen. Schwierig wird es auf jeden Fall.

AMC-CEO Adam Aron verbreitete bei der CinemaCon Optimismus mit Blick auf 2025. (Credit: Jerod Harris/Getty Images for CinemaCon)

Schon vor rund zwei Wochen hatte die weltweit größte Kinokette AMC die wichtigsten Kennzahlen zum ersten Quartal vorab veröffentlicht (siehe unseren Bericht). Zahlen, die eine wichtige Kernbotschaft vermittelten: AMC hat sich besser entwickelt, als es der Gesamtmarkt in den USA tat (natürlich ist AMC aber nicht nur dort vertreten, sondern mit Odeon/UCI unter anderem auch ein führender Konzern in Europa). Und auch wenn man mit dem Vorjahresquartal nicht ganz mithalten konnte, hielten sich die Rückgänge trotz der streikbedingten Tentpole-Flaute der letzten Monate in Grenzen.

So sank der Gesamtumsatz von 954,4 Mio. Dollar nur auf 951,4 Mio. Dollar (Analysten hatten 871 Mio. erwartet); die Gesamtbesuchszahl sank um 2,1 Prozent von 47,6 auf 46,6 Mio.; der reine Ticketumsatz ging von 534,1 auf 530,5 Mio. Dollar zurück. Angesichts der Tatsache, dass das vorpandemische Niveau noch nicht wieder erreicht ist, ist Stagnation natürlich keine gute Nachricht – mit Blick auf die Rahmenbedingungen überrascht es allerdings nicht, dass die Erwartungen der Wall Street mit solchen Zahlen übertroffen wurden. 

Ob das auch im zweiten Quartal gelingen kann? Das wird sich zeigen müssen. Denn abgesehen davon, dass schon der April miserabel verlief (siehe hierzu unsere Analyse der Gower-Street-Zahlen), vermag man im aktuellen Line-Up nicht unbedingt viele Titel zu erkennen, die es potenziell mit den ganz großen Q2-Erfolgen 2023 (darunter vor allem Megahit „Der Super Mario Bros. Film“) aufzunehmen versprechen. Und zumindest der Auftakt des dritten Quartals wird nach allgemeiner Einschätzung für ein dickes Minus stehen: Denn im Juli fuhr das Jahr 2023 „Barbenheimer“ auf… Mit Blick auf die kommenden Monate konnte AMC-CEO Adam Aron im Analystengespräch jedenfalls nur feststellen, dass das Boxoffice im zweiten Quartal „deutlich“ unter die Zahlen des Vorjahres fallen werde. Zuckerguss war an dieser Stelle schlicht nicht drin, zumal der Kinosommer in den USA gerade erst enttäuschend begonnen hat – weniger als 28 Mio. Dollar Startergebnis für „The Fall Guy“ sind nicht das, worauf man gehofft hatte. Und sind auch angesichts der Tatsache beunruhigend, dass der Film (verdientermaßen; Anm.d.Red) bei Kritik und Publikum eigentlich ausgesprochen gut abschnitt.

Zu allen Kernzahlen des AMC-Quartals

Was AMC natürlich massiv im Kreuz hängt, sind die enormen Verbindlichkeiten (rund 4,5 Mrd. Dollar), die nicht zuletzt aus einer Expansionsphase vor der Pandemie resultieren. 2,8 Mrd. sollen alleine 2026 fällig werden – und AMC ist bemüht, in Verhandlungen mit Gläubigern Fristverlängerungen zu erzielen. „Die gute Nachricht ist, dass wir es mit Gruppen von Kreditgebern zu tun haben, die AMC wohlgesonnen sind, die schon früher mit uns gearbeitet haben und die jetzt mit uns arbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass wir zu Lösungen kommen werden, die es uns ermöglichen werden, die Fälligkeiten der Schulden aus dem Jahr 2026 in zukünftige Zeiträume zu verschieben“, so Aron im Analystengespräch.

Ende März hatte AMC Cash-Reserven in Höhe von 624 Mio. Dollar, gut 124 Mio. Dollar seien bereits zu Beginn des zweiten Quartals durch Aktienverkäufe erzielt worden. Weiteres Kapital zu beschaffen, bleibt eine wichtige Aufgabe: Denn auch wenn der Nettoverlust gegenüber dem Vorjahr (235,5 Mio. Dollar) deutlich reduziert werden konnte: Ein Minus von 163,5 Mio. Dollar war es im ersten Quartal dennoch – und Mai und Juni müssen erst einmal zeigen, ob und wie viel in Q2 mehr geht als in Q1…