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Angst vor #metoo-Enthüllungen in Cannes

Vor dem Beginn des 77. Festival de Cannes ist in den französischen Medien nicht der drohende Streik der Festivalarbeiter das Gesprächsthema, sondern eine Liste mit den Namen von zehn französischen Filmschaffenden, denen sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden. Sie soll im Lauf des Festivals veröffentlicht werden. 

Braut sich da etwas zusammen über Cannes? (Credit: SPOT Redaktion)

Nach der Festnahme von Gérard Depardieu am 29. April ist das Thema sexuelle Übergriffe in der Filmindustrie vorherrschendes Thema in den französischen Medien. Nun macht die Angst die Runde, das Nachrichtenmagazin Mediapart könne während des 77. Festival de Cannes eine Liste mit zehn Namen prominenter Männer aus der französischen Filmindustrie – Schauspieler, Regisseure, Produzenten – veröffentlichen, denen Anschuldigungen sexueller Übergriffe gemacht werden. Le Figaro berichtet, das Festival befinde sich bereits in einem Zustand „erhöhter Wachsamkeit“, Festivalpräsidentin Iris Knobloch habe eine Agentur angeheuert, die sich auf „Krisenkommunikation“ spezialisiert hat. 

Nun ist es grundsätzlich fragwürdig, warum man über sexuelle Übergriffe in dieser plakativen und populistischen Form berichten muss. Aber sollte sich tatsächlich bewahrheiten, dass es sich bei diesen zehn Männern um die Namen handelt, die gerade in einem Tweet auf X genannt wurden, dann ist davon auszugehen, dass die Aufmerksamkeit zumindest der französischen Öffentlichkeit für absehbare Zeit nicht mehr den Premieren und dem Roten Teppich von Cannes gehören würde – mehrere dieser genannten Namen sind mit neuen Filmen auf dem Festival vertreten.