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Eric Bouley: „Sie lieben Horror und ich auch“

UFA-Produzent Eric Bouley hat mit Martina und Monika Plura für den ZDF-Thriller „Unsichtbarer Angreifer“ die passenden genreaffinen Partnerinnen gefunden. Er spricht im SPOT-Interview über KI, das ZDF und seinen Werdegang beim Produktions-Powerhouse.

Eric Bouley in einer Collage mit dem ZDF-Film "Unsichtbarer Angreifer"
Eric Bouley über den Thriller „Unsichtbarer Angreifer“ (Credit: ZDF/Hardy Brackmann, Isabella Hoffmann)

Der lohnenswerte ZDF-Thriller „Unsichtbarer Angreifer“ mit Emily Cox in der Hauptrolle ist jetzt schon in der Mediathek gestartet und läuft am 13. Mai um 20.15 Uhr im Hauptprogramm. UFA-Produzent Eric Bouley über die Herausforderungen der Produktion.

Emily Cox spielt im Film „Unsichtbarer Angreifer“ eine Psychotherapeutin, die wiederholt von alptraumhaften Visionen einer ehemaligen Patientin heimgesucht wird, die sich umbrachte. Gab es aufgrund des 20.15-Uhr-Slots Sendervorgaben in der Darstellung?

Eric Bouley: Wir haben natürlich lange an diesen Szenen gearbeitet, um herauszufinden, wie explizit sie sein können. Man kann es aber dem ZDF nicht hoch genug anrechnen, dass man solch einen Film in der Primetime auf der größtmöglichen Plattform zeigt. „Unsichtbarer Angreifer“ folgt keiner klassischen Krimi-Struktur. Beispielsweise gibt es Jump Scares, zu denen es zwar kontroverse Meinungen und Wünsche gab, aber man sich schnell zwischen Regie, Produktion und Redaktion einigte. Am Ende ist es genau der Film geworden, den wir uns immer vorstellten und mit dem wir hoffentlich auch die Masse erreichen können. Regisseurin Martina Plura und Kamerafrau Monika Plura haben ihre ersten Gehversuche im Genre gemacht. Sie lieben Horror. Und ich auch.

Ab welchem Zeitpunkt der Produktion war Emily Cox als Hauptdarstellerin an Bord? Sie ist das emotionale Zentrum des Films und trägt ihn auch sehr gut.  

Eric Bouley: Zusammen mit Cornelia Mareth und Maria Rölcke haben wir relativ früh mit dem Casting begonnen. Wir suchten einen zwischenmenschlichen Anknüpfungspunkt. Unsere Protagonistin sollte als Psychotherapeutin weder steif noch zu technikaffin sein, sondern vielmehr eine menschliche und nahbare Figur mit Eigenleben verkörpern, und all das bringt Emily super mit. Sie war ein echter Glücksgriff. Ich denke, alle haben bereits beim Casting gemerkt, dass das ein ZDF-Projekt ist, bei dem man gerne dabei ist und das man auch gerne spielt. Es ist ein besonderes Projekt und die Resonanz war sehr positiv. Martina und Monika Plura haben gemeinsam mit Emily eine sehr gute Einheit gebildet und Emily spielt jetzt auch in Martinas neuer Netflix-Produktion „Achtsam Morden“ mit.

Emily Cox in Unsichtbarer Angreifer
Emily Cox überzeugt in „Unsichtbarer Angreifer“ (Credit: ZDF/Hardy Brackmann)

Ihr ZDF-Film verhandelt mit einem Smart Home im Zentrum, als unterhaltsamer Thriller verpackt, die Vor- und Nachteile des technischen Fortschritts. Was sehen Sie persönlich mehr?

Eric Bouley: Ich bin ein totaler Technik-Freak und finde das alles superspannend. Vielleicht bin ich in der Hinsicht auch ab und an blauäugig, aber ich liebe technische Gadgets. Man kann sich heutzutage dem Ganzen auch nicht verwehren. Es geht nicht so sehr darum, pro oder contra zu sein, sondern darum, wie man die KI-Technik nutzt. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten.

Wie ist das bei der UFA? Wie viel KI ist dort schon im Einsatz? Wurde sie auch bei diesem Film genutzt?

Eric Bouley: Als ich das Projekt damals mit meinem Kollegen Christopher Sassenrath anfing, war das Thema KI noch nicht so populär wie heute. Tatsächlich starteten wir bereits mehr als zwei Jahre vor dem Chat-GPT-Hype mit unserem Film. Heutzutage beschäftigen wir uns bei der UFA sehr viel mit KI, sowohl bei der UFA Fiction als auch bei langlaufenden Formaten der UFA Serial Drama, wie beispielsweise mit dem Weihnachtsfilm von „Unter uns“. Und auch in Zukunft werden wir sicherlich immer mehr KI-Tools in unsere Arbeit integrieren können. Ich selbst nutze KI oft für Recherche-Themen, als Suchmaschine oder Ideengeber in der Pingpong-Funktion. Für mich ist das hilfreich, aber man muss auch wissen, wie man die KI am besten einsetzt. Ich setze mich lieber damit auseinander, als aus Angst den Kopf in den Sand zu stecken, dass dieses Werkzeug eine ganze Branche kaputtmachen könnte.

„Wir wollten einen Thriller hervorbringen, der aber eine größere soziale Komponente hat.“

Eric Bouley

Kam bei „Unsichtbarer Angreifer“ das ZDF auf die UFA zu und wollte ein fiktionales Programm zu einem KI-Tag haben?

Eric Bouley: Nein, das war andersherum. Damals hatten wir noch mit Handwritten Pictures unsere eigene Firma. Wir gingen mit einem Pitch auf die ZDF-Redakteurin Alexandra Staib zu und sie hat schnell verstanden, dass darin spannende Aspekte stecken. Eine große Frage war dabei immer, wie wir die Geschichte von der Tonalität her erzählen. Der Stoff hätte einen richtigen Smart-Home-Horrorfilm hergegeben, mehr in Richtung Psychothriller gehen können oder – wie wir es meiner Meinung nach jetzt richtigerweise gemacht haben – zwar einen Thriller hervorbringen, der aber eine größere soziale Komponente hat. So ist der Film vielschichtiger geworden und spiegelt damit auch die Realität besser wider.

Sie waren als Produzent an der Magenta-TV-Serie „Wild Republic“ beteiligt, die wahnsinnig von Corona geschröpft wurde. War dahingehend „Unsichtbarer Angreifer“ einfacher zu handhaben? 

Eric Bouley: Im Vergleich zu „Wild Republic“ war das smooth. Bei „Unsichtbarer Angreifer“ kommt im Smart Home von Familie Turgut ein Haus-Roboter vor, bei „Wild Republic“ drehten wir mit einem Wolf. Tatsächlich war der Roboter im Handling noch mal deutlich schwerer als der Wolf: Es handelte sich um einen echten Roboter und die herstellende Firma half und unterstützte uns zwar, doch leider war der Roboter nicht programmierbar, wenn es um Regieanweisungen ging. Da wir die Lizenz des Roboters nicht umschreiben durften, mussten wir auf die Gesten und Fähigkeiten setzen, die er schon konnte, und haben sogar das Drehbuch danach angepasst: Als wir beispielsweise herausfanden, dass er High Fives geben kann, schrieben wir das mit in die Handlung. Trotzdem hat der Roboter auch ein Eigenleben und folgt zum Beispiel mit seinen Augen nach Lust und Laune Dingen. Wenn die Drehzeit beschränkt ist, kann das herausfordernd sein.

Sie sind mitten in der Pandemie, im Jahr 2021, zur UFA gewechselt. Haben Sie seitdem schon Ihren festen Platz gefunden, auf dem Sie sich wohl fühlen? 

Eric Bouley: Ich bin total bei der UFA angekommen und habe hier meine Rolle gefunden. „Unsichtbarer Angreifer“ entwickelte ich wie gesagt noch gemeinsam mit Christopher Sassenrath bei meiner alten Firma und nahm das Projekt mit. Ich fühle mich hier sehr unterstützt in meinen Projekten und hatte mich damals auch bewusst für die UFA entschieden.

Warum?

Eric Bouley: Wir hatten viele Jahre lang unsere eigene Firma, auch wenn wir eine Tochterfirma von X Filme waren. Gerade vor dem Hintergrund der Entwicklung des Marktes und der zunehmenden Größe und Kosten der Produktionen ist die Arbeit bei einem größeren Unternehmen wie der UFA vorteilhafter, wenn man Projekte erfolgreich umsetzen möchte. Ich wollte auch immer bei einem großen Unternehmen arbeiten und während meines Studiums in Ludwigsburg war die UFA immer präsent. Bereits von den ersten Gesprächen an habe ich mich wohl und gut aufgehoben gefühlt. Die Chancen, die die UFA bietet, gibt es in Deutschland nicht mehr so häufig.

Woran arbeiten Sie als Nächstes?

Eric Bouley: Gerade gibt es viele größere Filme und eine internationale Serie in der Entwicklung. Aber was genau es wird, wird man erst in den nächsten Monaten erfahren.

Das Interview führte Michael Müller