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REVIEW KINO: „Ghostbusters: Frozen Empire“

Fortsetzung des gelungenen Reboots „Ghostbusters: Legacy“ von 2021, in dem die Spengler-Familie sich mit den originalen Geisterjägern zusammentun muss, um in New York City eine neue Eiszeit abzuwenden. 

CREDITS:
O-Titel: Ghostbusters: Frozen Empire; Land/Jahr: USA 2024; Laufzeit: 115 Minuten; Regie: Gil Kenan; Drehbuch: Jason Reitman, Gil Kenan; Besetzung: Paul Rudd, Carrie Coon, Finn Wolfhard, McKenna Grace, Kumail Nanjiani, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson; Verleih: Sony; Start: 21. März 2024

REVIEW:
Gute Argumente lassen sich finden, dass uns Achtzigerjahre-Nostalgie in der einen oder anderen Form, mal mehr, mal weniger ausgeprägt, seit ungefähr 1997 nicht mehr verlassen hat. Im Hollywoodkino war sie indes selten so betont präsent wie 2024: Später im Jahr wird Tim Burton mit „Beetlejuice Beetlejuice“ zu seinen filmischen Wurzeln zurückkehren. Aktuell holt „Road House“ die Filmfans auf Prime Video ab, und die „Ghostbusters“ kehren zurück nach dem Reboot der Marke von Jason Reitman im November 2021, das den Faden seines 2022 verstorbenen Vaters Ivan Reitman, dem „Frozen Empire“ gewidmet ist und der sowohl das Original von 1984 wie auch die Fortsetzung von 1989 als Regisseur zu verantworten hatte, an ihre ursprüngliche Wirkungsstätte zurück, nach New York City, dem Ort, mit dem die Marke untrennbar verbunden ist (weshalb es eine so begnadete Idee war, die Handlung von „Legacy“ vor zweieinhalb Jahren ins Hinterland zu verlegen). 

Es gibt wieder viel zu tun für die bunt zusammengewürfelten „Ghostbusters“ verschiedener Generationen (Credit: Sony Pictures)

Dass die Saga dort weitererzählt werden würde, stand nach dem Schluss des Vorgängers fest. Dass man sich indes die Chance entgehen ließ, davon zu erzählen, wie Mom Spengler, gespielt von Carrie Coon, und ihre beiden Kids, gespielt von den vielbeschäftigten Jungstars Finn Wolfhard und McKenna Grace, sich dort mit dem von Paul Rudd dargestellten Seismologen Gary im Big Apple akklimatisieren, ist ein bisschen schade. Es wäre naheliegend gewesen, eine echte Fortsetzung. Aber Jason Reitman und seinem Drehbuchkollegen Gil Kenan, der diesmal die Regie übernahm, schwebte etwas anderes vor nach den Umwegen des letzten Films: ein Abenteuer für die Fans mit allem, was man aus dem Klassiker von vor 40 Jahren kennt und mag. Alle noch lebenden originalen Geisterjäger von einst sind wieder dabei, also Bill Murray, Ernie Hudson und Dan Aykroyd, der tatsächlich mehr zu tun bekommt, als einfach nur einen schönen Scheck für einen Gastauftritt abzuholen, ebenso wie Annie Potts, William Atherton und vor allem der legendäre Slimer, das Ghostbusters-Mobil und der Marshmallow-Man. 

Es gibt also viele Figuren einzuführen und zu beschäftigen, immer eine ganze Reihe von Bällen zu jonglieren und gleichzeitig zumindest den Hauch einer Handlung voranzutreiben, ohne pausenlos einen der zahlreichen Protagonisten mal für längere Zeit aus den Augen zu verlieren: ein vorzeitlicher Dämon namens Garraka kehrt nach New York zurück, nachdem er, wie man im Prolog miterlebt, die Millionenmetropole zuletzt 1904 in eine bitterkalte Eiszeit versetzt hatte. There’s a freeze coming, allerdings ohne Arnold Schwarzenegger. Dazu kommen neue Gestalten, unter anderem gespielt von den verlässlichen Comedy-Assen Patton Oswalt und Kumail Nanjiani, sowie ein nach seinem Flammentod in der Zwischenwelt festgehaltener Geist, gespielt von Emily Alyn Rand, zu der die 15-jährige Spengler-Tochter Phoebe, das eigentliche Genie der Familie, das nach seinem Vater schlägt, eine besondere Beziehung aufbaut. 

Was in dem munteren Treiben und der vielen umständlichen Exposition auf der Strecke bleibt, ist die Erinnerung daran, dass „Ghostbusters“ immer Quatsch war, aber eben inspirierter, charmanter Quatsch, der letzte Ausläufer der klassischen Anarchokomödien von National Lampoon und „SNL“, aber eben schon mit abgestoßenen Hörnern und endgültig mainstreamtauglich. Und vor allem: Lustig. Witzig. Mit echten Gags. Hier sind Kenan und Reitman etwas zu sehr damit beschäftigt, eine ernsthafte, bisweilen sehr ernste Bedrohung aufzubauen: This could be the end of the world as we know it – und das ist nichts zum Lachen. Was ein bisschen schade ist, weil Kenan in seinem leider etwas untergegangenen „Ein Junge namens Weihnacht“ gezeigt hatte, wie man Fantasy gelungen mit Charme und Witz erfüllt. Muss aber auch nicht sein: „Frozen Empire“ ist in gewisser Weise so generisch wie der Titel, aber ist eben das, was man als „Fan Service“ bezeichnet. Hauptsache, am Schluss wird der zeitlose Titelsong von Ray Parker angestimmt (und die Nerds unter den Zuschauern können kleine Entdeckungen machen – wie in diesem Fall eine VHS-Kassette von „Cannibal Girls“, der notorische frühe Film von Ivan Reitman von 1973, ein Horrorfilm, bei dem vor jedem Mord zur Warnung eine Glocke klingelt). 

Thomas Schultze