Login

Jan Mojto, Nico Hofmann & Jan Wünschmann: „Aus Deutschland heraus für die Welt erzählen“

Jan Mojto, Nico Hofmann und Jan Wünschmann haben am Mittwoch ihre ersten vier gemeinsamen fiktionalen Projekte vorgestellt. Darunter befindet sich ein Format über die Liebesgeschichte zwischen Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque nach der Vorlage von Thomas Hüetlin.

Jan Mojto, Nico Hofmann und Jan Wünschmann
V.l.: Jan Mojto, Thomas Hüetlin, Maxim Leo, Nico Hofmann und Jan Wünschmann (Credit: Beta Film/Andreas Hoffmann)

Der Beta-Film-CEO Jan Mojto, der langjährige UFA-CEO und jetzige unabhängige Produzent Nico Hofmann und Jan Wünschmann von der Intaglio Films haben am Mittwoch während des Filmfest München die ersten vier Serienprojekte ihrer neuen gemeinsamen Unternehmung vorgestellt, die noch keinen Namen trägt. Darunter befindet sich ein Format über die Liebesgeschichte von Hollywoodstar Marlene Dietrich und „Im Westen nichts Neues“-Autor Erich Maria Remarque nach der Sachbuch-Vorlage „Man lebt sein Leben nur einmal“ des langjährigen Spiegel-Journalisten Thomas Hüetlin. Zwei weitere Projekte entstehen mit dem Autoren Maxim Leo, ein weiteres Projekt mit Tilmann Lahme über die Familie um den Literaturnobelpreisträger Thomas Mann.

Jan Mojto eröffnete den Branchen-Brunch. „Jan Wünschmann von der Intaglio Films soll in Berlin etwas für Nico bauen, mit dem er kreativ und frei arbeiten kann. Nico, ich und Jan treten nochmal an“, sagte Mojto. „Es ist keine einfache Zeit. Die Konsolidierung auf der Auftragsvergabe-Seite findet statt. Wir verstehen uns als inhaltegetrieben. Wir haben heute deshalb auch keinen CFO, sondern zwei erfolgreiche Autoren mitgebracht. Wir sind unabhängig und nicht vom Finanzmarkt getrieben. Die Freiheit hat ihren Preis, aber auch ihren Reiz. Ich war sehr glücklich, als Nico dem Reiz der Freiheit erlegen ist. Wir wollen aus Deutschland heraus für die Welt erzählen.“

Junge Handschrift der Projekte wichtig

Nico Hofmann hob dabei die junge Generation an Kreativen als Hoffnungsbringer hervor. „Wir haben auch im Medienbereich einen Wechsel der Generation. Jetzt ist gerade solch eine Masse an Talenten da. Es geht uns bei den Projekten um die Handschrift einer jungen Generation. Es geht uns um den Ansatz der Stoffe, um die jugendliche Radikalität. Ich bin jetzt 64 Jahre alt. Der Change-Prozess ist mühsam, weil das bei vielen mit Angst zu tun hat. Wir sind aber der Meinung, dass es eine Zeit des Aufbruchs ist. Es wird eine Neu-Definierung von Event-Fernsehen.“ Hofmann griff als gute Beispiele Kreative wie Christian Schwochow („Bad Banks“, „The Crown“) oder Jochen Laube von Sommerhaus heraus. Er nannte als Serien-Beispiel das umfeierte ARD-Format „Die Zweiflers“ über eine jüdische Familie in Frankfurt am Main, die ihn total geflasht habe.

Die Vorlage des Dietrich/Remarque-Projekts „Man lebt sein Leben nur einmal“ ist ein erzählendes Sachbuch vom Thomas Hüetlin über die Liebesgeschichte von Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque. Hüetlin schreibt mit am Projekt. Es soll aber einen gemischten Writers Room mit Autorinnen und Autoren geben. „Ich habe ein wahnsinniges Problem mit Biopics, ich mag sie nicht“, hielt Hüetlin fest. „Aber eine gute Liebesgeschichte hilft. Dietrich und Remarque lernten sich 1937 in Venedig kennen. Beide hatten Angebote von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, sind geschlechteroffen und progressiv – aber beide sind auch lost und entdeckten ein Stück Heimat im jeweils anderen.“

Zwei Maxim-Leo-Projekte

Zwei Werke entstehen mit dem Autor Maxim Leo, das autobiografische Werk „Wo wir zu Hause sind“ und „Wir werden jung sein“, deren literarische Qualitäten Jan Wünschmann als besonders character-driven lobte. Letzteres Werk ist eine Sci-Fi-Geschichte, in der es darum geht, dass die Menschen mit Medikamenten jünger werden können. Laut Maxim Leo ist das Ganze nur noch eine Frage der Zeit, bis das auch in der Realität passiert. „Mich faszinierte, dass es immer weniger Science Fiction ist. Es sind fünf Hauptfiguren, die immer jünger werden. Erst 60 Jahre, irgendwann 18 Jahre, das ist nicht nur positiv“, erklärte Leo.

Das zweite Maxim-Leo-Projekt ist „Wo wir zu Hause sind“: sehr autobiografisch und persönlich über eine Ostberliner Familie mit jüdischen Wurzeln, bei der der Vater noch in der Resistance gegen die Nazis kämpfte. Ein Werk, das sich vor allem die Frage stellt, wo man wirklich zuhause ist. Es eine große Familiengeschichte, die über mehrere Generationen erzählt wird.

Das vierte Projekt handelt von der Familie Mann und geht auf den Autoren Tilmann Lahme zurück, der als Literaturwissenschaftler zahlreiche Veröffentlichungen zu Thomas Mann und dessen Familie vorgelegt hat. Partner der Projekte auf Sender- oder Streamer-Seite wurden noch nicht kommuniziert, nur angedeutet, dass durch das Joint Venture Intaglio Films mit dem ZDF dort ein potenzieller Partner zu finden sein könnte. Aber die Projekte befinden sich jetzt auch offiziell auf der Suche.