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Michael Ostrowski über seine Rolle in „Trost und Rath“: „Mit Humor auf die Menschen schauen“

Im neuen ServusTV-Krimi „Trost und Rath“, produziert von EPO-Film, ist Michael Ostrowski als eigenwilliger Chefermittler zu erleben. Warum es wichtig ist, dass Detektivfiguren Humor haben und er sich immer für Abgründigkeit, Schrägheit und Komödie einsetzen wird, erzählt er im Interview. 

Michael Ostrowski (Credit: Ingo Pertramer)

Ihre Filmographie ist all over the place. Arthouse, Mainstream, Provokantes, Boulevard. Wie wählen Sie Ihre Rollen aus? Was muss ein Stoff haben, damit er Sie kickt?

Michael Ostrowski: Das kann ich gar nicht allgemein sagen. Sonst wäre meine Filmographie auch nicht so breit gefächert. Ich bin übers Drehbuch zum Film gekommen. Mit „Nacktschnecken“ schrieb ich mir meine erste Hauptrolle. So ging es dann weiter, mit anderen Drehbüchern, in denen ich mir selbst Rollen hineinschrieb, nachdem ich zuvor nur beim Theater war. Ich habe mir quasi Rollen auf den Leib geschrieben, die mich interessiert haben. Nach und nach sind andere Autor:innen und Filmschaffende auf mich aufmerksam geworden… So nahm meine Arbeit vor der Kamera ihren Weg. Eine pauschale Antwort darauf, wie ich meine Rollen auswähle, kann ich nicht geben. Es ist immer ein individueller Prozess. Was ich sagen kann: Ich weiß relativ schnell, ob ein Drehbuch gut ist oder nicht. Dann kommt es darauf an, mit wem man arbeitet. Für mich ist es immer wichtig, wer noch mitspielt, wer ist hinter der Kamera verantwortlich zeichnet…

Was war es, was Sie an „Trost und Rath“ gereizt hat? 

Michael Ostrowski: Die Vorgabe von der Redaktion um Frank Holderied von ServusTV, aber auch das Ansinnen von Nikolaus Leytner und mir war, dass das Format auch Humor haben darf. Das fand ich reizvoll. Bei „Trost und Rath“ stehen die Charaktere im Vordergrund, Konstellationen. Es geht um Beziehungen von starken Figuren in einem ganz eigenen Gefüge. Das ist das Interessante. Dazu konnte und wollte ich etwas beitragen und hineinbringen als Armin Trost. Wir sind kein klassischer Freitagabendkrimi à la „Wo waren Sie gestern Abend um 17.30h“. Das finde ich unfassbar langweilig! Ich habe den Eindruck, dass mittlerweile leider vergessen wurde, dass alle Krimis und alle großen Detektiv- und Polizeifiguren der Filmgeschichte mit Humor versehen waren. Und genau diese bleiben in unvergesslicher Erinnerung, von Miss Marple über Hercule Poirot und Inspector Maigret hin zu Columbo und Nero Wolfe, falls den noch jemand kennt. Alle zeichnet eine Form von leichtem Humor aus, die unbestechlich ist. Warum interessieren uns denn Figuren? Warum bleibt man dran? Ich habe als Jugendlicher alle Krimis der Bibliothek meiner Großeltern ausgelesen. Was mir hängengeblieben ist, waren die Menschen, die Charaktere. Meiner Ansicht nach gibt es heute eben ein Missverständnis, weil man glaubt, es reiche, eine spannende Handlung zu haben. Das ist schön, ist aber Nullerware. Das vergisst man, will man auch kein zweites Mal anschauen. Die Filme mit spannenden Kommissaren, mit spannenden Detektiven, die durch Humor, Beziehungen, Charakterisierung vielschichtig werden, kann man immer wieder sehen.

„Trost und Rath – Tanz mit dem Teufel“ kommt am 28. September um 20.15h zur Ausstrahlung bei ServusTV; Teil 2, der bereits fertig ist, folgt 2025 (Credit: Servus TV / Ricardo Gstrein)

Was hat Ihnen beim Spiel des Armin Trost die größte Genugtuung gegeben?

Michael Ostrowski: Ich hatte recht große Freiheit im Spiel. Im ersten Teil war ich oft auch allein, weil meine Figur getrennt ermittelt. Ich mag das total gerne. Da gibt es nichts, außer mich selbst. Ich finde das sehr lustig. Allein diese Baumhaus-Momente. Dass dieser Armin Trost in einem Baumhaus wohnt, das man eigentlich für Kinder macht, finde ich super. Das Baumhaus ist sein Rückzugsort, wo er „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit liest“ und Wurst isst und einfach für sich ist. Schön ist auch, dass er eine sehr intakte Beziehung hat und liebevoll mit seinen Kindern ist, auch wenn man sie nie sieht. Und trotzdem ist da auch eine Anziehung zu seiner Kollegin Annette Rath. Dieses magische Dreieck ist das Salz in der Suppe. Dass man nicht einen versoffenen, kaputten Polizisten mit zerrütteter Ehe sieht… sondern einen, wo es scheinbar recht gut klappt alles. Wo der Beruf an sich die Schwierigkeit ist. In meinen Recherchen im Vorfeld habe ich mit den Kriminalpolizisten gesprochen. Wenn du den Job mit Leib und Seele machst und ein guter Ermittler bei einem Mord sein willst, bist du 24 Stunden erreichbar. Es hat eine Auswirkung auf dein Privatleben.

„Nicht ganz erforschte Filmstädte habe ich schon immer spannend gefunden.“

War für Sie auch besonders, dass die Geschichten in und um Graz spielen? Sie sind gebürtiger Steirer, studierten in Graz…

Michael Ostrowski: Ich lebe auch noch hauptsächlich in Graz. Natürlich ist es besonders, wobei jeder Drehort, das, was man macht, beeinflusst. Ich drehe auch total gerne in München, wo ich oft bin. Meine ersten Drehbücher haben in Graz gespielt und wurden auch hier gedreht. Nicht ganz erforschte Filmstädte habe ich schon immer spannend gefunden. Und freue mich drüber, dass mit „Trost und Rath“ hier nun etwas passiert. Graz macht durchaus was her.

Wie sehen Sie die generelle Situation in Österreich – für Sie als Schauspieler / Kreativer / Filmschaffender, aber auch für die Branche allgemein?

Michael Ostrowski: Das ist eine schwierige Frage, weil ich auf mehreren Hochzeiten tanze als Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur… Wenn ich an „Der Onkel“ zurückdenke, meinen Film, den ich nach eigenem Roman mit Helmut Köpping sowohl gemeinsam adaptiert als auch im Anschluss inszeniert habe und in dem ich auch die Hauptrolle spielte, war das nicht easy, für so einen Stoff das Geld zusammenzubekommen. Ich hoffe, dass sich die Zeiten auch mal wieder ändern. Schrägheit und Komödie und Abgründigkeit werden nicht immer gleich geschätzt. Man muss dafür kämpfen, dass es das weiter gibt. Das mache ich auf meine Art und Weise. Ich denke, dass es notwendig ist, solche Filme zu machen, die mit Humor auf die Menschen schauen.

Andreas Kiendl und Michael Ostrowski in „Trost und Rath – Tanz mit dem Teufel“ (Credit: Servus TV / Ricardo Gstrein)

Wie würden Sie Ihr Selbstverständnis als Filmschaffender und Schauspieler beschreiben?

Michael Ostrowski: Ich bin immer zwischen Wahnsinn und Mainstream angesiedelt, von subversiv bis ganz breit… Da muss man sich seinen Platz suchen, muss sich immer wieder neu erfinden. Die Sachen, die ich mache, sind immer wieder unterschiedlich. Aber getragen sind sie von einem Gefühl für Menschen und Situationen, einer gewissen Authentizität, so blöd das auch klingt. Als Schauspieler würde ich nichts spielen, was ich nicht spielen kann. Auch bei „Trost und Rath“ bin ich in ständigem Austausch mit Regie und Kollegen, wenn ich merke, dass mir was nicht liegt. Ich mache immer Vorschläge, wie man es anders machen kann. Für mich ist es ganz normal, dass ich mich stark einbringe. Das wird auch geschätzt. Es hat ja einen Sinn, was ich sage. Und es ist schön zu sehen, dass meine Meinung wahrgenommen wird. Diese Erfahrung mache ich eigentlich bei allen Projekten, auch in Deutschland, wo ich gerade einen Kinofilm gedreht habe. Die Mitstreiter freuen sich, wenn sie merken, dass da jemand ist, der sich Gedanken macht und sich seine Dialoge so schreibt, dass sie auch authentisch sind.

Neben dem Passau-Krimi ist „Trost und Rath“ die zweite Krimi-Reihe, die Sie beschäftigt hält. Dass es einen zweiten Film gibt, ist sicher… und an Teil drei wird immerhin schon gearbeitet…

Michael Ostrowski: Ich weiß nicht, ob es nach dem zweiten Film weiter geht. In der momentanen Zeit weiß man das nicht. Ich rechne mit gar nichts. Das ist meine Grundhaltung. Es ist, wie es ist, und es kommt, wie es kommt. Ich mache meine eigenen Dinge und wenn es passt, geht es weiter und dann freue ich mich. So muss man das sehen. Da spielen ja so viele Faktoren mit rein. Was „Trost und Rath“ betrifft, haben wir alle Lust drauf, weil wir überzeugt sind, dass es eine gute Konstellation und gute Geschichten sind. Aber que sera, sera.

Das Gespräch führte Barbara Schuster