Login

Diana Chylla zu Dagmar Manzels Abschied: „Wir werden sie sehr vermissen“

Die Hager-Moss-Film-Produzentin Diana Chylla blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf den Abschied der langjährigen TV-Ermittlerin Dagmar Manzel am Sonntag im „Tatort: Trotzdem“. Sie spricht auch darüber, neben den bewährten Krimi-Reihen neue Themen und Märkte zu erarbeiten.

Diana Chylla und der Tatort: Trotzdem
Diana Chylla (l.) und das „Tatort“-Team Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs (Credit: BR/Hager Moss Film GmbH/Bernd Schuller)

Mit dem „Tatort: Trotzdem“ tritt die langjährige Ermittlerin Dagmar Manzel nach zehn Fällen ab. Wie groß ist der Verlust für die Reihe?

Diana Chylla: Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs waren nun viele Jahre das Herzstück des „Tatort“ aus Franken. Mit den beiden ging es 2014 los, zusammen mit BR-Redakteurin Stephanie Heckner, Kirsten Hager und Regisseur Max Färberböck. Dagmar Manzel hat sowohl als Privatperson als auch als Kommissarin Paula Ringelhahn eine unglaubliche Wärme, die wir im „Tatort“-Team, aber auch ganz persönlich vermissen werden. Es ist trotzdem absolut nachvollziehbar, dass sie nach so vielen treuen „Tatort“-Jahren Lust auf eine Veränderung hat und sich neue Freiräume schaffen will. Wir werden sie sehr vermissen. Es wird ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Jetzt gilt es, eine tolle Perspektive für den „Tatort“ zu finden und dem BR obliegt diese spannende Aufgabe. Ich glaube daran, dass in jedem Ende auch ein neuer Anfang liegt.

Fabian Hinrichs ermittelt im nächsten Fall allein weiter. Dann will man von BR-Seite die neue Konstellation bekannt gegeben, ob es wieder einen Partner geben wird. Gibt es denn von Ihrer Seite eine Präferenz?

Diana Chylla: Vom BR wurde schon offen kommuniziert, dass es den Wunsch gibt, jemanden an Fabian Hinrichs Seite zu stellen. Ich finde ein Duo reizvoll, weil es so Spannungen und Emotionen zwischen den Kommissar:innen gibt, die dann stärker in der Dramaturgie verwoben werden können. Ich denke, für Schauspielende ist es wichtig, nicht nur die ermittlerischen Fähigkeiten zu spielen und zu fragen, wo die Person zwischen zehn und zwölf war, sondern ebenso Emotionen zeigen zu dürfen. Das ist am besten in einem engen Kommissars-Duo herzustellen und spiegelt zudem die Realität. Wir freuen uns auf das, was kommt und haben erst einmal gar keine Wünsche. Ich arbeite mit BR-Redakteurin Claudia Luzius jetzt schon lange vertrauensvoll zusammen. Das ist unser dritter gemeinsamer „Tatort“, nachdem uns Stefanie Heckner und meine Hager-Moss-Mentorin Kirsten Hager schön einführten. Wir wissen um die Wichtigkeit dieses „Tatorts“ für die Region Franken, wo die Menschen stolz auf das Format sind. Uns ist wichtig, dass wir diese lokale Färbung in Zukunft aufrechterhalten.

Was war die größte produzentische Herausforderung dieses „Tatorts“?

Diana Chylla: Die Produktion war smooth. Was diesen „Tatort“ neben dem Abschied von Dagmar Manzel besonders macht, ist, dass er ein Ensemble-Stück ist. Es ist die Geschichte zweier Familien. Viele Figuren, die wir mir ganz großartigen Schauspieler:innen besetzen konnten, u.a. Fritz Karl, Ursina Lardi, Mercedes Müller, Anne Haug – was auch Max Färberböck zu verdanken ist, weil er immer eine genaue Vorstellung hat. Nürnberg als Drehort ist schon besonders, weil es dort nochmal von allen Motivgeber:innen eine andere Form von Offenheit gibt. Es ist anders als in den Medienhauptstandorten wie München oder Berlin, wo es dann schon mal heißt: Oh, nicht schon wieder die vom Film. In Nürnberg freuen sich die Menschen, dass man kommt. Die Stadt ist super kooperativ und unterstützt und sehr gut bei den Genehmigungen. Beim Krimi aus Passau ist das ähnlich.

Im „Tatort: Trotzdem“ ist gleich zweifach in prägnanten Momenten der „Mulholland Drive“-Score von Angelo Badalamenti zu hören. Welche Ideen stecken dahinter?

Diana Chylla: Das sind ganz bewusste Entscheidungen des Regisseurs Max Färberböck. Musik ist für ihn ein wichtiges Thema. Er hat schon in einem frühen Produktionsstadium bestimmte Melodien im Kopf, die für ihn eine Emotionalität ausmachen. In der internationalen Version werden diese Stücke ausgetauscht. Aber in der deutschen TV-Fassung dürfen sich die Zuschauerinnen und -Zuschauer über diese eindrucksstarke Musik freuen. Sich bei solch großen Meistern zu bedienen, ist ein Wagnis. Aber das macht auch Max Färberböck aus, dass er immer schon eine stringente Vision für alle seine Filme hat.

Wie würden Sie selbst ihren Werdegang bei Hager Moss Film als Produzentin beschreiben?

Diana Chylla: Als ich bei der Hager Moss Film vor fünf Jahren anfing, hatte ich das große Glück, noch mit Kirsten Hager gemeinsam in die Projekte einsteigen zu können, bevor sie in den Ruhestand ging. Sie hat mir ihre Reihen anvertraut, weil ich als Producerin schon den „Tatort“ und den Passau-Krimi mit betreut habe. So kam für mich auch der natürliche Sprung zur Produzentin. Parallel stieß ich viele weitere Entwicklungen an. Die Hager Moss Film steht für das klassische Einzelstück oder Krimi-Reihe bei den Öffentlich-Rechtlichen mit gesellschaftlich relevanten Themen oder politischen Stoffen. Daran habe ich selbst eine große Freude, weil es hier immer schon um die Qualität und eine Relevanz der Stoffe ging. Das haben wir uns beibehalten.

„Wir versuchen gemeinsam auch neue Themen und Märkte zu erarbeiten und hierfür neue und qualitative Stoffe zu entwickeln.“

Diana Chylla

Wie sehen Sie das Unternehmen in der aktuellen Situation aufgestellt?

Diana Chylla: Für uns ist auch wichtig, dass wir uns breit aufstellen und positionieren, d.h., dass wir auch Serien bzw. Formate und auch für jüngere Zielgruppen entwickeln. In der Produzentenschaft gibt es Anja Föringer, die eine ganz große Expertise für das Einzelstück hat und das weiterhin auch mit Bravour meistert. Ich versuche zum einen die alten Reihen und Krimistoffe, die schon da sind, erfolgreich weiterzuführen. Zum anderen versuchen wir gemeinsam auch neue Themen und Märkte zu erarbeiten und hierfür neue und qualitative Stoffe zu entwickeln. Unterstützt werden wir von unserer ausgezeichneten Producerin Lara Stump, die auch stark mit nach vorne entwickelt. Unsere Geschäftsführerin Sabine Wenath-Merki setzt gerade mit großer Leidenschaft die Firma mit uns zusammen strategisch auf, was Spaß macht.

Können Sie noch etwas genauer auf die geplanten seriellen Projekte eingehen?

Diana Chylla: Die Einstellung der deutschen Fiction-Produktionen bei Sky hat auch uns erwischt. Das wäre unser großer Serienaufschlag gewesen. Wir arbeiten weiter daran und es gibt einige Serienstoffe, die mit und ohne Partnerbeteiligung in der Entwicklung sind. Als Produzentin entwickle ich Formate und Genre, für die ich auch wirklich brenne. Was ich privat konsumiere, beeinflusst meinen Geschmack. Daran orientiere ich mich, was ich selbst gut finde. Ich habe zum Beispiel aktuell die zweite „Kleo“-Staffel geguckt, die ich cool fand. Aber man muss auch vor der Welle sein. Da hilft nur, in sich selbst hineinzuhorchen, was auf dem Markt gerade fehlt. Am Ende des Tages kannst du aber nur einen Stoff verkaufen, der dir selbst auch wichtig ist. Man muss sich im Klaren sein, dass man sich eventuell mit einem Stoff bis zu zehn Jahre auseinandersetzen muss. Wenn du nicht selbst dafür brennst, kannst du auch niemanden dafür anzünden.

Seit 2019 gehört die Hager Moss Film zu Constantin Film. Hat sich dieser Schritt bezahlt gemacht?

Diana Chylla: Ich sehe es schon als großen Vorteil an, dass wir die Constantin im Rücken haben. Best of both worlds, nenne ich das. Wir sind eine kleine Boutique und können uns als Produzent:innen verwirklichen, aber profitieren stark von der Expertise der Constantin, insbesondere in Bereichen wie Legal, Finance, Sales, internationale Koproduktion, oder auch im inhaltlichen Austausch mit tollen und erfahrenen Ansprechpartner*innen der Constantin. Wir pflegen einen engen Austausch.  Deswegen sage ich auch, dass wir uns alles zutrauen. Denn wir genießen die volle Rückendeckung.

Das Interview führte Michael Müller