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20. ZFF: Goldene Augen gehen an „On Becoming a Guinea Fowl“ und „Black Box Diaries“

Die Goldenen Augen für den besten Spiel- bzw. besten Dokumentarfilm des 20. Zurich Film Festival gehen an „On Becoming a Guinea Fowl“ von Rungano Nyoni und „Black Box Diaries“ von Shiori Itō. Letztgenannter gewann auch den Publikumspreis.

„On Becoming a Guinea Fowl“ von Rungano Nyoni (Credit: Trigon-Film)

On Becoming a Guinea Fowl“ von Rungano Nyoni hat das Goldene Auge des Spielfilmwettbewerbs des 20. Zurich Film Festival gewonnen. Der Film der sambisch-walisische Regisseurin feierte Weltpremiere in der Cannes-Reihe Un Certrain Regard und brachte Nyoni dort bereits den Preis für die beste Regie ein. Die surreale, dramatische Komödie kreist um Shula, die auf einer verlassenen Straße auf den Leichnam ihres Onkels stößt. Als die Vorbereitungen für die Beerdigung anlaufen, bringen sie und ihre Cousins die dunklen Geheimnisse der Mittelstandsfamilie aus Sambia ans Licht. Jurypräsident Lee Daniels sagte über seine Erfahrung im Kreise seiner Jury-Kolleg:innen: „Ich habe im unabhängigen Kino angefangen und es fühlt sich an, als würde sich der Kreis schliessen, wenn ich diese mutigen neuen Stimmen beobachte, die sich trauen, ihre Seele zu enthüllen und ihre Geschichten zu erzählen. Dies hat mich Bescheidenheit gelehrt und mich daran erinnert, weiterhin dasselbe zu tun. Die Filmauswahl hat bei uns viel Diskussion ausgelöst. Ich habe gelernt, dass das Kino, wie alle Kunstformen, sehr subjektiv ist. Es entsteht durch unsere persönlichen Erfahrungen und durch die Brille, durch die wir die Welt sehen. Und was eine Vielfalt an Blickwinkeln haben die Jury und ich gesehen.“ Zu Rungano Nyonis ausgezeichnetem Film sagt die Jury: „Ab der ersten Minute des Films werden wir in eine Welt katapultiert, die spektakulär verfilmt wurde, mit unglaublicher Musik, exquisitem Sounddesign und schauspielerischen Darbietungen, die uns den Atem raubten. Wir glauben, sie wird Hollywood erobern.“

Eine besondere Erwähnung erhielt „Brief History of a Family“ des chinesischen Filmemachers Jianjie Lin.

Gewann gleich zwei Preise: „Black Box Diaries“ von Shiori Itō (Credit: ZFF)

Im Dokumentarfilmwettbewerb ging das Goldene Auge nach Japan an „Black Box Diaries“ von Shiori Itō. Außerdem gewann der Film auch den Publikumspreis des 20. ZFF. Darin hat die Journalistin Shiori Itō, die von einem Mitglied der japanischen Regierung vergewaltigt wurde, ihren Versuch, den Täter vor Gericht zu bringen, mit der Kamera festgehalten. Über mehrere Jahre ist so ein tagebuchartiger, besonderer Dokumentarfilm entstanden, der spannend wie ein Thriller ist und ein einzigartiges Schlaglicht auf die patriarchale japanische Gesellschaft und ihren Umgang mit Frauen wirft. „Black Box Diaries“ feierte Anfang des Jahres in Sundance Weltpremiere und gewann u.a. bereits in Sarajevo den Publikumspreis und bei CPH:DOX den Human Rights Award. Von der Jury war zu hören: „Wir waren überwältigt von Shiori Itōs Resilienz, Offenheit und ihrem Mut, verletzlich zu sein. ,Black Box Diaries‘ entfaltet sich mit seiner sorgfältigen Montage als sensibles, aber zugleich spannungsgeladenes Werk. Dieser Film hat das Potenzial, die systematische Gewalt gegen Frauen weltweit zu verändern.“

Außerdem sprach die Dokumentarfilmwettbewerbs-Jury um Jurypräsident Kevin Macdonald zwei besondere Erwähnungen im Dokumentarfilmwettbewerb: an die US-amerikanische Produktion „Sabbath Queen“ von Sandi DuBowski und an „Marching in the Dark“ des indischen Filmemachers Kinshuk Surjan.

Zur Teilnahme an den zwei Wettbewerbskategorien – Dokumentarfilm Wettbewerb und Spielfilm Wettbewerb – berechtigt sind jeweils erste, zweite oder dritte Regiearbeiten. Jeweils 14 Filme traten hier gegeneinander an. Bei allen Wettbewerbsfilmen handelt es sich um Welt-, Europa- oder Schweizer Premieren.

Überzeugte die Kinderjury: „Leeuwin“ (Credit: ZFF)

Zwei Preise gingen an Jasmin GordonsLes Courageux“: Der ZFF Critics Award, der von der Jury als bester Schweizer Film im Programm (ohne Galapremieren) gewählt wird, und den Filmpreis der Zürcher Kirchen. Die Kritikerjury beschreibt den Gewinnerfilm als „ein selbstbewusst inszeniertes, naturalistisches Spielfilmdebüt, das dem Publikum zutraut, narrative und emotionale Lücken selbst zu füllen, mit fesselnden, nuancierten Darstellungen, insbesondere von Hauptdarstellerin Ophélia Kolb.“ Eine besondere Erwähnung vergab die Kritikerjury „E.1027 – Eileen Gray and the House By the Sea“ von Beatrice Minger und Christoph Schaub.

Der Jurypreis des ZFF für Kinder geht in die Niederlande an Raymond Grimbergens Mädchen-Fußballfilm „Leeuwin“, der bereits 2023 beim Schlingel-Filmfestival lief und im selben Jahr beim Giffoni Film Festival zwei Preise gewinnen konnte. Das junge Publikum der Kinderfilmschiene wählte „Die Heinzel – Neue Mützen, neue Mission“ von Ute von Münchow-Pohl zu seinem Lieblingsfilm.