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Afrika-Schwerpunkt bei den Hofer Filmtagen

Die Hofer Filmtage legen in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt auf das afrikanische Filmschaffen. Die eingeladenen Werke aus Ghana, Malawi, Tansania und Kenia, bei denen auch deutsche Kreative beteiligt sind, zeigen dabei eindrucksvoll gesellschaftliche und politische Entwicklungen des Kontinents auf.

Afrika-Schwerpunkt Hof
Afrika-Schwerpunkt in Hof: „The Thoughts of Our Ancestors“, „Nawi“ und „The Legend of the Vagabond Queen of Laos“ (Credit: Hofer Filmtage, Moritz Dehler, FilmCrew Media/Baobab Pictures/Learning Lions, Leo Purman, Okechukwu Samuel, Jonah West)

Die 58. Internationalen Hofer Filmtage, die in diesem Jahr vom 22. bis 27. Oktober stattfinden, präsentieren in diesem Jahr einen größeren Schwerpunkt auf afrikanische Filme. Drei Langfilme und ein Kurzfilm bereichern das Programm. Zu sehen sind sowohl Spielfilme als auch Dokumentarfilme aus Ghana, Malawi, Tansania und Kenia, in denen vielschichtige gesellschaftliche und politische Themen beleuchtet werden.

„Es geht um Zugehörigkeit, Wut, Hoffnung und Entscheidungen. Erlebnisse, die sehr aufwühlen und gleichzeitig mitreißen“, heißt es vom Festival zu den ausgewählten Filmen. Es sei ein wichtiger Schritt, um die kulturelle Vielfalt und das filmische Schaffen dieses Kontinents zu würdigen. Unter den Werken befindet sich mit „Nawi“ auch der offizielle Oscar-Beitrag Kenias.

Die Filme im Einzelnen:

THE THOUGHTS OF OUR ANCESTORS
Regie: Kokutekeleza Musebeni, Deutschland, Tansania 2024 (Kurz-, Dokumentarfilm), HFF – Hochschule für Fernsehen und Film, München

In einer afro-futuristischen Zukunft, im Jahr 2230, frei von Kriegen und Diskriminierungen, empfängt eine junge schwarze Frau Erinnerungen aus unserer Gegenwart und muss sich entscheiden, ob sie das Trauma ihrer Ahnen erben oder löschen möchte. Regisseurin Kokutekeleza Musebeni (auch Buch, Kamera, Producerin) ist HFF-Studentin und war mit ihrem Dokumentar-Kurzfilm im Rennen um einen Studenten-Oscar 2024. Beatrix Rinke und Lara Milena Brose arbeiteten mit am Drehbuch.

The Toughts of Our Ancestors
Das Werk „The Thoughts of Our Ancestors“ (Credit: Moritz Dehler)

THE LEGEND OF THE VAGABOND QUEEN OF LAGOS
Regie: The Agbajowo Collective, Nigeria, Deutschland, Südafrika, USA 2024, Rushlake Media, Köln

Es ist ein sozialer Film, der die Geschichte einer jungen Mutter aus einem Armenviertel in Lagos erzählt. Zufällig erfährt sie, dass genau an der Stelle, wo ihre Community lebt, Luxus-Eigentumswohnungen entstehen sollen, die mit viel Blutgeld aus Korruption finanziert werden sollen. Dagegen will sie angehen und wandelt sich dabei von einer ursprünglich isolierten Individualistin zu einer verbindenden Kraft in der Community, deren Existenz auf dem Spiel steht. Die Hauptrolle spielt der afrikanische Shooting Star Temi Ami-Williams. Das Werk des nigerianischen Agbajowo Collective ist eine spannende Mischung aus Thriller und magischem Realismus, das sich durchaus auch von Filmen wie „City of God“ inspiriert sieht.

LIVING AN ARTIST‘S LIFE – PORTRAITS AUS GHANA UND MALAWI
Regie: Carina Nickel, Arne Dreske, Deutschland, Malawi, Ghana 2024 (Dokumentarfilm)

Der Dokumentarfilm porträtiert den Alltag von sieben ambitioniertem Künstler*innen aus Malawi und Ghana, die zwischen Authentizität, Existenzdeckung, globaler Anerkennung und stereotypen Erwartungen hin- und hergerissen sind. Sie versuchen, mit ihrer Kunst die Existenz ihrer Familien zu sichern und sich dennoch selbst zu verwirklichen. Zwischen Kunst und Alltag haben diese sieben Porträtierten ihre eigenen Sorgen, Hoffnungen, Ideen – und gute Gründe, zu bleiben. Regie führt das Duo Carina Nickel, die auch als Journalistin tätig ist und Arne Dreske, der ebenso Musiker und Kulturwissenschaftler ist.

Nawi
Kenias Oscar-Beitrag „Nawi“ (Credit: FilmCrew Media, München/Baobab Pictures/Learning Lions)

NAWI
Regie: Toby Schmutzler, Kevin Schmutzler, Mourine Apuu Munyes, Vallentine Chelluget, Deutschland, Kenia 2024, FilmCrew Media, München, Baobab Pictures und Learning Lions

Nawi ist ein Mädchen im ländlichen Kenia, das große Träume hat für seine Zukunft. Doch aus wirtschaftlicher Not heraus soll sie von ihrer Familie verheiratet werden. Zwischen Stammestraditionen und ihrem Drang nach Freiheit sucht sie nach einem Weg, ihr eigenes Schicksal und das vieler anderer Mädchen zu verändern. Die Ingolstädter Filmemacher Toby und Kevin Schmutzler arbeiteten bei dem Projekt mit afrikanischen Kreativen wie Mourine Apuu Munyes zusammen, die hiermit als Turkana die erste Regisseurin eines abendfüllenden Spielfilm ihrer Community ist. Kenia reichte „Nawi“ als Oscar-Beitrag seines Landes für 2025 ein. Katja Eichinger gehört zu den Koproduzentinnen.