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Kolumne PUNCHLINE: „Legt Euch zusammen!“

Ironisch, spitzzüngig, kenntnisreich: Im Rahmen einer neuen SPOT-Kolumne kommentiert Sebastian Andrae auf ganz eigene Weise das aktuelle Branchengeschehen. Diesmal geht es um Vorschläge der Bundesländer zur Reform der Öffentlich-Rechtlichen.

Sebastian Andrae (Credit: Oliver Reetz)

In Zeiten des Online-Datings ist es bekanntlich für Einzelpersonen wesentlich einfacher geworden, sich zusammenzulegen. Dies mag auch die Rundfunkkommission der Länder bewogen haben, einen Vorschlag nah am Menschen zu machen: Die Kultursender arte und 3sat sollen zusammengelegt werden. Argument: Von Zuschauern, die sie nicht einschalten, würden beide ohnehin bereits für das gleiche gehalten.

Richtig daran ist, dass der Geist der Zeit digital ist, der Mangel desselben aber ebenfalls, was eine Unterscheidung zunehmend schwierig macht. Hier will man Abhilfe schaffen, womöglich mit weiteren Vereinfachungen: Da das „Erste“ rein zahlenmäßig sehr nah am „Zweiten“ ist, wäre auch hier eine Fusion denkbar. Beginnen könne man mit einer Zusammenlegung von „heute“ und „Tagesschau“, die ohnehin von den gleichen Ereignissen berichten. Oder noch zukunftsträchtiger: mit einer Zusammenlegung von heute und morgen.

Der Arbeitstitel „die schwarze Null“ für diese Vorhaben wurde aber wieder verworfen, hört man aus den Staatskanzleien, er sei politisch verbrannt. Ebenso habe man Abstand von der Streichung von Intendantenposten genommen. Dies sei eine unpopuläre Maßnahme, besonders bei Intendanten.

Überraschend berief sich die Kommission bei ihren Empfehlungen sogar auf die Bibel. Dort steht zwar nicht, wie häufig falsch zitiert, der Löwe solle beim Lamm liegen. Stattdessen hält Jesaja (65,15) es für eine gute Idee, besagtes Lamm solle mit dem Wolf weiden. Aber vielleicht hätte man einfach mal das Lamm fragen sollen.

Sebastian Andrae