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Daniel Zillmann über die Moderation des First Steps Awards: „Das ist Karma!“

Multitalent Daniel Zillmann führt am 30. September durch die Verleihung des First Steps Awards. Dieser Aufgabe blickt er mit großer Vorfreude entgegen, wie er im Gespräch verrät, nicht zuletzt deshalb, weil die Bühne den vielen new talents gehört, deren Werke er ganz großartig findet.

Daniel Zillmann ist Schauspieler, Synchronsprecher und Sänger. Dieses Jahr drehte er die dritte Staffel von „Ich dich auch!“ für ZDFneo ab und die neue Staffel der Kinderserie „Löwenzahn“. Außerdem veröffentlichte er seinen Podcast „My Fabulous Life“ (Credit: Clemens Porikys)

Am 30. September haben Sie die Ehre, als Moderator durch die Gala der First Steps Awards zu führen. Haben Sie sofort „juhuu“ gerufen, als die Anfrage kam?

Daniel Zillmann: Ich habe die Anfrage bekommen und sofort geantwortet, dass ich mich darin sehe. Ohne darüber nachgedacht zu haben! Meine Begeisterung für den FIRST STEPS Award wurde nämlich 2023 entfacht, als ich als Experte zum Nominiertendinner einen Tag vor der Verleihung eingeladen worden war. Aus diesem Grund schickte man mir auch den Link zu den Filmen, die ich alle geschaut habe und sie wirklich großartig fand. So konnte ich die Verleihung letztes Jahr doppelt genießen. Das, was ich gesehen habe, was ich so gar nicht erwartet hätte, gibt mir selbst Hoffnung für die deutsche Filmlandschaft. Als dieses Jahr die Anfrage für die Moderation ins Haus flatterte, dachte ich: das ist Karma! Anne Ballschmieter hatte mich schon länger auf dem Schirm und hat mich für 2024 ins Spiel gebracht.

Was verbinden Sie mit dem First Steps Award?

Daniel Zillmann: Für mich bedeutet er meine erste Moderation, ich habe so etwas noch nie gemacht. Ich bin durchaus auch ein wenig aufgeregt, freue mich aber sehr darauf. Ich versuche, einen sehr kreativen, lockeren, unterhaltsamen, aber auch gehaltvollen Rahmen zu bieten für die neuen Talente. Der FIRST STEPS Award ist der größte Nachwuchspreis der deutschen Filmbranche. Da den Blick draufzulegen, finde ich sehr spannend, gerade auch für jemanden wie mich, der schon länger in der Branche ist.

Sicherlich durften Sie auch dieses Jahr die nominierten Werke sichten. Wie fällt Ihr Urteil aus?

Daniel Zillmann: Dieses Jahr waren sie etwas leiser als letztes Jahr. Das haben mir auch die Organisator:innen des Awards erklärt, dass die Jahrgänge sehr, sehr unterschiedlich sein können in ihrer Tonalität. Der Zeitgeist ändert sich einfach unfassbar schnell. Was die diesjährigen Nominierten mit dem Jahrgang von 2023 gemein haben, ist, dass sie sehr mutige Filme sind, einzigartig. Vielleicht nicht so in the face wie 2023, sondern subtiler. Letztes Jahr gab es viele Genreflime, wo sehr viel experimentiert wurde. Dieses Jahr zeichnen sich die nominierten Werke eher durch ihre Konzentration auf den Kern von Figuren und Geschichten aus mit Themen wie die unsichtbare Frau oder Familie. Es sind unfassbar spannende Werke dabei.

Was muss Ihrer Meinung nach eine gute Moderation, eine unterhaltsame Moderation leisten? Haben Sie sich von irgendwelchen Award Galas inspirieren lassen?

Daniel Zillmann: Ich gucke eigentlich seit meiner Kindheit Eröffnungsreden von großen Award Shows an. Das fand ich immer schon ganz toll. Natürlich meine ich damit die wirklich großen Shows jenseits des Großen Teiches. Die Art von Entertainment sagt mir einfach sehr zu. Hinsichtlich der Vorbereitung auf die Moderation des FIRST STEPS Awards habe ich bewusst nichts vorher angeschaut. Vielmehr habe ich mich mit meiner befreundeten Autorin Esther Preußler zusammengesetzt, die zuvor auch noch nie eine Moderation geschrieben hat, und gemeinsam haben wir überlegt, wie wir es anpacken können. Es wird eine musikalische Rede geben. Mir ist wichtig, in die Motivation zu gehen. Mal gucken. Es ist ein Experiment. Aber genau das liebe ich ja.

Aktuell arbeitet Daniel Zillmann an seinem ersten eigenen Film (Credit: Clemens Porikys)

Mutig auf die Bühne und loslegen!

Daniel Zillmann: Einfach machen! In dem Fall ist es so schön, weil es wirklich um die new talents geht, die auf die Bühne kommen. Ich hoffe, dass wir den Ton des Jahrgangs treffen.

Sie sind kein new talent mehr in der Branche, sondern haben schon ordentlich Erfahrung auf dem Buckel. Was fällt Ihnen in der Branche aktuell auf?

Daniel Zillmann: Mir fällt auf, dass gerade viel Unsicherheit herrscht, Sorge auf verschiedenen Gebieten. Wir sehen uns mit einer gewissen Produktionsflaute konfrontiert, Deutschland ist als Produktionsstandort fürs Ausland gerade nicht so interessant. Aber ich denke mir: Viele Probleme bieten auch viele Möglichkeiten! Ich bin Optimist. Klar, am Ende ist es eine Branche, ein Business, eine Wirtschaft. Aber es geht auch um die Kreativität. So lange die sprießt, gibt es immer Hoffnung. Es gibt immer Geschichten, die erzählt werden müssen, gerade in Zeiten wie diesen. Ob man jetzt versucht, mit seinem Werk die Welt zu verbessern oder ob man „nur“ versucht, gute Unterhaltung zu schaffen: Am ende ist der purpose der gleiche. Nach den ganzen Diskursen um political correctness gibt es in der Branche viel Sorge, dass man Dinge falsch machen könnte. Man darf keine Angst haben, sondern muss einfach machen. Und im Notfall grandios scheitern und zur Diskussion einladen. 

„Für das deutsche Kino würde ich mir ein stärkeres ,think big‚ wünschen.“

Wie stehen Sie zum deutschen Kino?

Daniel Zillmann: Wir haben in Deutschland diese krasse Trennung zwischen Independent-Kino und großer Unterhaltung, die von Kritikern nicht so abgefeiert wird, aber viele Leute ins Kino lockt. Beides muss respektiert werden. Für beides ist Raum. Man kann auch mal versuchen, diese beiden Pole zu kombinieren. Tendenziell würde ich mir für das deutsche Kino ein stärkeres „think big“ wünschen. Dass man vermeintlich kleine Geschichten groß erzählt. Das gibt es bei deutschen Filmschaffenden wenig, vielleicht, weil so was auch nicht gefördert wird, ich weiß es nicht. Aber es wäre toll, wenn man sich mit größerer Fantasie an Themen heranwagen würde, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht mainstreaming wirken, aber die man durch ein think big in den Mainstream heben kann. Auch Genre halte ich für ein wichtiges Thema. Im vergangenen FIRST-STEPS-Jahrgang waren zwei Horrorfilme dabei, die super waren. Es waren vor allem Horrorfilme, die große Themen verhandelt haben wie Patriarchat und Unterdrückung der Frau oder Altersdiskiminierung. Die neuen Talente dürfen nicht vergessen, dass sie Korsette, in die sie vielleicht im Lauf der Karriere reinrutschen, auch wieder sprengen können. Dann habe ich Hoffnung.

Mit was beschäftigen Sie sich aktuell abseits der Vorbereitung auf die Moderation?

Daniel Zillmann: Ich drehe gerade ein noch geheimes Projekt. Ansonsten arbeite ich an meinem ersten eigenen Film. Es laufen erste Gespräche, das Treatment, das ich mit Autorin Esther Preußler geschrieben habe, ist fertig. Es wird ein Musikfilm, ein Film, der Musik beinhaltet, aber kein Musical ist.


Dann haben Sie ja bald auch noch Aussicht auf eine First Steps Award-Nominierung…

Daniel Zillmann: Das wäre witzig! 


Das Gespräch führte Barbara Schuster