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Spitzenpreis geht nach Neustrelitz

Insgesamt 100.000 Euro an Prämien wurden im Rahmen des 6. Kinokulturpreises Mecklenburg-Vorpommern vergeben. Die höchste Summe ging an das fabrik.kino 1, bei den nicht-gewerblichen Spielstätten holte sich das Neubrandenburger Kino Latücht den Spitzenpreis.

Preisträgerinnen und Preisträger der 6. Kinokulturpreise Mecklenburg-Vorpommern (Credit: FILMLAND MV/David Harms)

„Es ist wichtig und muss noch einmal betont werden, welche elementare Bedeutung Kino im Allgemeinen und das Kino in Parchim im Besonderen hat. Es ist nicht nur eine wirtschaftliche Betätigung, sondern hat in ganz besonderem Maße auch eine soziale Funktion.“ Worte des Parchimer Bürgermeisters, die knapp und treffend auf den Punkt bringen, warum die im Rahmen des 6. Kinokulturpreises Mecklenburg-Vorpommern vergebenen Preisgelder – insgesamt 100.000 Euro – bestens angelegtes Geld sind. Dass an dieser Stelle ein Vertreter gerade dieser Stadt zitiert wird, hat natürlich einen guten Grund: Denn die von der Filmland MV organisierte, feierliche Verleihung fand im dortigen Movie Star statt.

Insgesamt konnten sich 13 gewerbliche und 18 nicht-gewerbliche Spielstätten über die von der MV Filmförderung zur Verfügung gestellten Fördermittel freuen – und der Spitzenpreis in Höhe von 10.000 Euro für gewerbliche Kinos ging diesmal nach Neustrelitz, genauer gesagt an das fabrik.kino 1.

Dazu die Jury: „Inmitten der tausend Seen der Mecklenburgischen Seenplatte liegt die frühere Residenzstadt, welche heute als staatlich anerkannter Erholungsort neben herzöglichen Gütern mit verschiedenen Festivals und so manchem Baudenkmal auf ein lebendiges Kulturleben für ungefähr 20.000 Einwohner:innen verweisen kann. Unser Preisträgerkino trägt daran einen maßgeblichen Anteil: In einer soziokulturellen und musikalischen Umgebung serviert man dort seit nunmehr 25 Jahren deutsche und europäische Filmkunst auf der Ofenkachel. Dabei wird Altes aus den Archiven und Neues mit Relevanz gekonnt und bewusst gemischt programmiert, um der Wirklichkeit auch jenseits des Zierker Sees gerecht zu werden. Um Gerechtigkeit geht es nicht nur in vielen ausgewählten Filmen, sondern auch den Programmmachern, desweiteren um gesellschaftliche Probleme und soziale Fragen. Um die Filme auch in der mittelgroßen Stadt ohne Hochschulpublikum sichtbar zu machen, rahmen Sie ihre Monatsprogramme in ambitionierte Reihen zur Erinnerungskultur, zu Vielfalt und Toleranz, setzen auf Künstlerporträts und den Schwerpunkt Iran und auf eine Mensch-Natur-Filmreihe mit 2 Ausrufezeichen!! Filme zum Frauentag oder in den Interkulturellen Wochen und Gegen Rassismus bringen ganz vielfältige Weltsichten und zahlreiche Referenten und Filmschaffende in die Stadt und haben damit mit Sicherheit ihren Anteil an einer positiven Innen-und Außenwahrnehmung  – und vielleicht sogar am anhaltend leichten Zuzug statt Wegzug in die drittgrößte Stadt der Seenplatte. Um sich etwas unabhängiger zu machen vom schwankenden Strompreis und den geschmälerten Betriebsergebnissen aufgrund einer neuen Wettbewerbssituation versorgt sich das Kino in der Alten Kachelofenfabrik seit 2023 per Pholtovoltaikanlage mit eigener Energie – ein wahres Leuchtofenhaus.“

Spitzenpreis für das fabrik.kino 1: Regisseur und Preispate Dieter Schumann, Mitarbeiterin Susanne Pahlke und Betreiber Horst Conradt, Bettina Martin (Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten in MV) und Volker Kufahl von der Filmland MV (Credit: FILMLAND MV/David Harms)

Bei den nicht-gewerblichen Spielstätten, wo die Spitzenprämie 4500 Euro betrug,  setzte sich Kino Latücht aus Neubrandenburg durch.

Die Jurybegründung: „Mit knapp 63.000 Einwohner:innen und einem Einzugsgebiet von insgesamt 420.000 Menschen zählt die Vier-Tore-Stadt inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte zu den dichter besiedelten Regionen in Mecklenburg-Vorpommern. Über 200 Veranstaltungen kann man dort in der zum Kinogebäude umgebauten Kirche St. Joseph und mittels mobiler Vorführtechnik auch draußen und an anderen Orten in der Region ohne eigenen Kinoraum über das Jahr erleben. Künstlerische Filme aus der Gegenwart und gehobener Mainstream finden hier genauso ihren Platz wie liebevoll kuratierte Filmreihen für das ältere und das jüngere Publikum. Mit der regelmäßigen Präsentation von DEFA-Filmen mit Einführung und Gästen, besonderen Kinderfilmen aus der jüngeren Kinogeschichte, der beliebten Genussreihe „Gourmet & Film“ sowie der etablierten Samstagabendveranstaltung „A drink on the table and music on the screen” wird im gut besuchten Kino Filmgeschichte kreativ vermittelt und lebendig gehalten. Hervorzuheben ist auch das langjährige Engagement in der Filmbildung u.a. mit dem jährlichen Jugendmedienfest, welches junge Menschen zwischen 5 und 27 Jahren motiviert, sich mit medialen Formen unterschiedlichster Art auseinanderzusetzen. 2023 wurde zudem erstmals ein Anime-Festival für Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen, das sofort auf reges Publikumsinteresse stieß. Mit einem festen Team bestehend aus fünf Personen sowie ehrenamtlicher Unterstützung bietet das Kino des Vereins Film- und Medien e.V. bis zu 26 monatliche Veranstaltungen, darunter neben Filmen auch Konzerte, Lesungen und Diskussionen. Einmal im Monat gibt es an sprachlich gedolmetschten Ukraine-Abenden für Neubrandenburger Bürger:innen und geflüchteten Menschen die Möglichkeit zum Austausch und Kennenlernen und gemeinsam verbrachte Zeit. Die Neubrandenburger Sommerfilmtage im August runden als Highlight der Sommersaison das filmkulturelle Angebot des Vereins ab, der seine aufwändigen Kinoprojekte neben der kommunalen Förderung mittels Spenden, Sponsoren und zusätzlicher Mittelakquise realisiert. Mit der vielfältigen Programmstruktur macht das engagierte Team des gemeinnützigen Vereins deutlich, was ein Kino als kultureller Ort und als Raum der Begegnung alles leisten kann.“

Die weiteren Preisträger

Gewerbliche Spielstätten:

Für ein hervorragendes Jahresprogramm 2023 erhielten jeweils 7000 Euro:

Kino Boizenburg
Lichtspieltheater Wundervoll, Rostock
Luna Filmtheater, Ludwigslust

Für ein sehr gutes Jahresprogramm 2023 erhielten jeweils 4500 Euro:

Club-Kino, Zinnowitz
Filmpalast Capitol Schwerin
Kino Movie Star Parchim
Kino-Center Anklam
UC Kino Bergen auf Rügen

Für ein gutes Jahresprogramm 2023 erhielten jeweils 3000 Euro:

Cinema Prerow
Kino Movie Star Neustrelitz
Kino Volksbühne Ueckermünde
Ostseekino Kühlungsborn

Nicht-gewerbliche Spielstätten:

Für ein hervorragendes Jahresprogramm 2023 erhielten jeweils 2500 Euro:

fabrik.kino 2, Neustrelitz
Filmclub Casablanca, Greifswald
Kino auf der Tenne, Gessin
Kino unterm Dach, Schwerin
Zeltkino Hiddensee

Für ein sehr gutes Jahresprogramm 2023 erhielten jeweils 1500 Euro:

Clubkino Juri, Feldberger Seenlandschaft 

Film im Krummen Haus, Bützow 
Filmclub Blendwerk, Stralsund
Filmklub Güstrow
GutesHausKino Garvensdorf
Kino im Tausch, Teterow 
Kino- und Kulturverein Bad Doberan
Kinofreunde Sabel
KinoKirche Wittenborn 
Landkino, Niepars
Lichtspiele Sassnitz
Wangeliner GartenKino

„Kinos sind kulturelle Begegnungsorte. Sie gehören zur vielfältigen Kultur unseres Landes dazu. Im Kino erleben wir gemeinsam Geschichten, die uns berühren, zum Nachdenken anregen und uns miteinander verbinden. Filme spiegeln unsere Gesellschaft wider, zeigen unterschiedliche Perspektiven auf unsere Welt und stiften zum Austausch an“, erklärte Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten in MV, anlässlich der Verleihung – unter Verweis darauf, dass man nach dem Pandemieprogramm „Film Ab!“ mit drei Mio. Euro für 2022 und 2023 für die Jahre 2024 und 2025 noch einmal 1,5 Mio. Euro an Fördermitteln für Kinoinvestitionen in den Haushalt einstellen konnte.

„Wir müssen uns sehr warm anziehen, wenn wir unsere Spielstätten als demokratische, offene, vielfältige und kritische Kulturorte verteidigen wollen, im Übrigen auch, um die zu erwartenden Angriffe auf die Kultur- und Filmförderung abzuwehren“, erklärte VolkerKufahl als Geschäftsführer der Filmland MV gGmbH. „Bei uns stehen Landtagswahlen 2026 an, bis dahin können wir zusammen noch eine Menge tun.“

Und der Geschäftsführer der MV Filmförderung, Olaf Jacobs, stellte fest: „Als Filmförderung des Landes evaluieren wir jede einzelne Förderentscheidung, weil Kulturförderung nach unserer Überzeugung dann gut ist, wenn sie ein selbstlernendes System ist. Wir wollen unsere Förderungen nicht damit begründen, dass Irgendetwas schon immer so gemacht wird, sondern damit, dass der Effekt, den wir damit erreichen der jeweils bestmögliche ist. Der Kinokulturpreis gehört dabei zu den Instrumenten, die nach unserer Überzeugung besonders effizient sind. 100.000 Euro sind eine Menge Geld, übrigens nicht nur für MV.“