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Kinescope Film: Hier spielt die Musik!

Die in Bremen beheimatete Kinescope Film von Matthias Greving ist aktuell im Künstlerporträt-Fieber: Nach einem Film über Heinrich Vogeler steht am 25. Juli der Kinostart des Doku-Spielfilms über Bernhard Hoetger an. Ein Stoff über Paula Modersohn-Becker wird aktuell vorbereitet. Doch nicht nur Kunst gibt den Ton an bei Kinescope. Oftmals spielt Musik die erste Geige.

Der gebürtige Bremer Matthias Greving führt die Produktionsfirma Kinescope, die diese Woche mit „Bernhard Hoetger” in die Kinos kommt, im Verleih von farbfilm (Credit: Miriam Holl)

Am 25. Juli startet die neueste Produktion der Bremer Kinescope Film in den deutschen Kinos: „Bernhard Hoetger – Zwischen den Welten“ mit Moritz Führmann in der Titelrolle. Der durchaus umstrittene Bildhauer und Architekt hat eine besondere Beziehung zu Bremen, der Heimatstadt von Kinescope-Gründer Matthias Greving. Dort erhielt Hoetger 1930/31 nämlich den Auftrag, die Böttcherstraße, in der auch Kinescope sitzt, neu zu gestalten (u.a. wurde das Haus Atlantis, das zu den interessantesten Zeugnissen deutscher Architektur der Nachkriegszeit zählt, nach seinen Entwürfen gebaut). Überhaupt war der Künstler viel in und um Bremen, vor allem dann in Worpswede nördlich der Hansestadt, künstlerisch tätig. Verleihpartner des Porträts ist farbfilm Verleih, mit dem Greving schon seit vielen Jahren gut zusammenarbeitet. „Unser erster Film war ‚Die Hände meiner Mutter‘ vor acht Jahren. Seither arbeiten wir regelmäßig zusammen, zuletzt auch bei dem von Leitwolf und uns produzierten Kinderfilm ‚Grüße vom Mars‘. Das klappt toll, weil man für Filme, wie wir sie machen, die über keine riesigen P&A-Budgets verfügen, einen Verleihpartner braucht, der an die Stoffe glaubt und das richtige Gespür für die Herausbringung mitbringt.“

Moritz Führmann als „Bernhard Hoetger“ (Credit: Kinescope Film)

Der Kinostart des Doku-Spielfilms fällt pünktlich mit dem 150. Geburtstag des Künstlers zusammen. Der Film bildet einen Dreiklang mit der Produktion über den Maler und Grafiker Heinrich Vogeler, der ebenfalls in der Künstlerkolonie Worpswede kreativ tätig war, und dem noch kommenden Film über Paula Modersohn-Becker. „Unsere Produktion über Bernhard Hoetger ist im Zuge der starken Kooperation mit den Worpsweder Museen entstanden, die mit dem Projekt ‚Zeitenwende‘ drei große Künstlerjubiläen, nämlich jeweils deren 150. Geburtstage, feiern“, erzählt Greving. „Heinrich Vogeler – Aus dem Leben eines Träumers“ von Marie Noëlle und mit Florian Lukas in der Titelrolle kam 2022 in die Kinos, der Hoetger-Film nun dieses Jahr und das Porträt über Paula Modersohn-Becker soll 2026 folgen. Sowohl Vogeler als auch Modersohn-Becker tauchen in „Bernhard Hoetger“ als Weggefährten auf, entsprechend spielt Florian Lukas wieder mit. Die Malerin wird von Newcomerin Katharina Stark gespielt, die zuletzt großes Lob für ihre Rollen in „Deutsches Haus“ und „Dead Girls Dancing“ erhielt. Stark wird konsequenterweise den Abschluss der Trilogie als Hauptdarstellerin tragen. „Mich hat das Schaffen Bernhard Hoetgers schon immer interessiert. Nachdem unser Film über Heinrich Vogeler gut funktioniert hat, hatten wir alle Lust, uns Hoetgers Leben anzunehmen, gerade weil man so wenig über ihn weiß, die Faktenlage bzw. Faktenbeschaffung schwierig ist. Mit Gabriele Rose haben wir eine tolle Regisseurin gefunden, die als studierte Historikerin das richtige Know How mitbrachte und tief in das Thema eingetaucht ist“, erzählt Greving. Hoetger sei das Bindeglied zwischen Vogeler und Modersohn-Becker. „Er ist der unbekannteste von den dreien, hat aber eine unfassbare Schaffensbreite und ist gerade in der Konstellation mit Wopswede und der Kolonie deutscher Künstler in Paris von extremer Bedeutung“, so Greving weiter. Gefreut hat sich der Produzent über die Förderung von nordmedia, ohne die das Projekt, dessen Kernthema eng mit den Ländern Niedersachsen/Bremen verwurzelt ist, schwierig zu finanzieren geworden wäre. Von Teil drei der Trilogie, dem Film über Paula Modersohn-Becker, beginnt im August die Stoffentwicklung. Nach einer Regie werde aktuell noch gesucht. Verleihpartner ist wieder farbfilm. In der Stilistik will sich Matthias Greving nicht einschränken lassen: „Unser Film über Heinrich Vogeler ist anders als der über Bernhard Hoetger. Eine freie Herangehensweise ist uns wichtig, weil es davon abhängig ist, welche Perspektive wir erzählen, welche Jahre im Fokus stehen werden. Das Porträt über Paula Modersohn-Becker werde sich entsprechend wieder in anderem Gewand zeigen.“ 

„Wir versuchen mit unseren Projekten so viel mit Musik zu tun zu haben, wie geht”

Matthias Greving

„Bernhard Hoetger – Zwischen den Welten“ kommt ab 25. Juli nicht nur in herkömmliche Kinos, sondern soll auch in Museen gezeigt werden, die das Werk des Künstlers archivieren. Unter anderem sind Kooperationspartner die Worpsweder Museen (dort wurde schon der Film über Vogeler über einen längeren Zeitraum gezeigt), die Museen in der Böttcherstraße Bremen, die Mathildenhöhe in Darmstadt, die Museen in Hannover und auch das Bahlsen Archiv (der Künstler entwarf einst eine Keksdose für die berühmte Fabrikantenfamilie). „Vielleicht wird unser Film sogar in Paris im Musée d’Orsay gezeigt, wo es ebenfalls Stücke von Hoetger gibt“, so Greving.

Nicht nur auf den bevorstehenden Kinostart von „Bernhard Hoetger“ freut sich der Produzent. Auch auf all die in Entwicklung befindlichen neuen Projekte, die vorangetrieben werden, sowohl im Kino- wie im Serienbereich. „Leider ist aktuell noch keines spruchreif. Allerdings legen wir unser Augenmerk verstärkt auf Kooperationen, auf Koproduktionen, mit deutschen Partnern, mit Österreich, der Schweiz oder Litauen“, so Greving. Kinescope versteht sich als kreative Produktionsschmiede, die zwischen Factual und Fiction wandelt, über Genregrenzen hinweg. „Das war und bleibt unser Fokus. Es geht uns dabei nicht um Quantität, sondern um Qualität. Unser Team hat sich über die Jahre weiterentwickelt, hat Erfahrungen gesammelt, ist zusammengewachsen. Bei uns stehen immer die Türen offen für neue Partnerschaften und Kooperationen. Das ist heute meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, gut finanzierte Filme umzusetzen“, wie Greving betont. Um sein Unternehmen auf breitere Beine zu stellen, wird gerade der Hamburger Kinescope-Ableger umstrukturiert mit der Spezialisierung auf Produktionen im Bereich Corporate & Commerical. Da kommt also neue Musik rein, wie Musik überhaupt bei Greving eine tragende Rolle spielt: „Wir versuchen mit unseren Projekten so viel mit Musik zu tun zu haben, wie geht“, so Greving. Davon zeugt das Kinescope-Portfolio, in dem sich Filme über Stargeiger David Garrett, Startenor Jonas Kaufmann, dem Komponisten Ligeti oder die deutsche Pop-Band Alphaville finden. Demnächst wird es auch ein Projekt mit Oscarpreisträger Hans Zimmer geben. Wir sind gespannt. 

Barbara Schuster