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Michael Mack über „Grand Prix in Europe“ und die Kinoambitionen der MACK One

Der Europa-Park Rust expandiert. Ins Kino. Pünktlich zum 49. Geburtstag des weltweit bekannten deutschen Themenparks kündigte Michael Mack, Leiter der Mack Gruppe, den Kinostart des Animationsfilms „Grand Prix of Europe“ an, der aus den Europa-Park-Charakteren Ed und Edda Kinohelden macht und in exakt einem Jahr im Verleih von Warner Bros. in die Kinos kommen wird. 

Europa-Park-Chef Michael Mack mit Ed Euromaus (Credit: MACK One)

In exakt einem Jahr feiert der Europa-Park Rust seinen 50. Geburtstag – Stichwort: „Projekt 2025“. Sie lassen sich für das Jubiläum einiges einfallen, blicken aber in gewohnter Manier nicht zurück, sondern gehen nach vorn, öffnen sich für neue Geschäftsfelder. Unter anderem mit einem für mich naheliegenden Schritt. Was können Sie ankündigen?

Michael Mack: Wir haben soeben offiziell bekanntgegeben, dass wir den ersten vollen Animationsfilm mit Ed und Edda Euromaus, unseren Charakteren seit Beginn des Europa-Park und gleichzeitig unsere wichtigste IP, mit Warner Bros. pünktlich zu unserem Jubiläum ins Kino bringen werden – „Grand Prix of Europe“. Die Produktion wird komplett in Deutschland hergestellt, in Hannover bei der Mack Animation, die ehemalige Ambient Entertainment, die 2004 mit „Back to Gaya“ den ersten CG-Animationsfilm in Deutschland hergestellt hatte und unverändert von dem renommierten Filmemacher Holger Tappe geführt wird. Wir wagen diesen Schritt jetzt außerhalb des Parks und hoffen, dass er ebenso viel Anklang finden wird wie der Europa-Park seit nunmehr knapp fünf Jahrzehnten. 

Die erste Frage, die man sich stellt: Warum kommt dieser so naheliegend erscheinende Schritt erst jetzt, warum nicht schon früher?

Michael Mack: Es gibt ein schönes deutsches Stichwort: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Ich selbst bin der Älteste in der achten Generation. Wir blicken auf eine Tradition zurück, die uns heilig ist. Deshalb war es ein langer Weg der Überzeugung, der Überzeugungsarbeit, auch bei der siebten Generation, bei meinem Vater, der den Europa-Park gegründet hat – übrigens damals auch gegen den Widerstand seines Vaters. Es ist keine leichtfertige Entscheidung, Geld in einen Film zu investieren. Bisher haben wir primär in Infrastruktur investiert, in Hotels und Achterbahnen, in Anpassungen im Park. Das ist unser gelerntes Geschäftsmodell. Da wissen wir genau, was unterm Strich auch herauskommt. Eine Achterbahn bringt uns 300.000 Besucher mehr. Bei einem Kinofilm ist das nicht zwangsläufig so. Es ist ein eigenes Geschäftsmodell – er kostet indes ebenso viel wie eine neue Achterbahn. Ein einfacher Weg war es nicht. Umso glücklicher bin ich, dass wir vor einem Jahr mit der Produktion begonnen haben und ich jetzt „Grand Prix of Europe“ offiziell ankündigen konnte. 

„Grand Prix of Europe“ (Credit: MACK Magic / Warner Bros. Entertainment GmbH)

Übernehmen Sie die Finanzierung komplett mit eigenen Mitteln? Und wie konnten Sie Warner Bros. als Koproduktions- und Verleihpartner gewinnen?

Michael Mack: Richtig, wir übernehmen die Kosten, halten im Umkehrschluss aber auch sämtliche Rechte, haben die komplette Kontrolle über die Marke. Warner Bros. war über die Jahre, beginnend mit „Back to Gaya“ und zuletzt mit den „Happy Family“-Filmen, stets ein guter Partner der Ambient Entertainment. Holger Tappe hat also eine langjährige und ausgezeichnete Geschäftsbeziehung entwickelt, ursprünglich noch mit Willi Geike. Das halten wir aufrecht. Ich bedanke mich auch herzlich bei Warner Bros., bin in diesem Fall aber auch nur in zweiter Linie involviert. Da ist mein Team in der MACK One tatsächlich der bessere Ansprechpartner. 

Sie aber hatten die Idee, Ed und Edda auf die Leinwand zu bringen. 

Michael Mack: Für mich ist es ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht. Meine Herkunft ist aus dem Achterbahnbau, meine Familie betreibt Freizeitparks. Ich bin selbst mit der Euromaus, die 2015 den Vornamen Ed bekommen hat, großgeworden. Die Figur ist ein beständiger Begleiter in meinem Leben, aber auch vieler treuen Parkgäste. Und jetzt kommen Ed und Edda auf die große Leinwand in der ganzen Welt. Das ist natürlich ein wichtiger geschäftlicher Schritt. Aber es ist für mich auch ein sehr emotionales Ereignis. 

Wenn der Film gut wird, ist er ohnehin auch eine gute Achterbahnfahrt. 

Michael Mack: Hoffentlich nicht mit so vielen Ups and Downs. Ich würde mir wünschen, dass es vor allem bergauf geht. Bei einer Achterbahnfahrt ist der Höhepunkt, wenn es bergab geht. Bei einem Film ist es genau umgekehrt, da geht es um den Anstieg und die Steigerung. Darauf setze ich.

Was muss ein Ed- und Edda-Film mitbringen, damit er Ihren Erwartungen entspricht? Und den Erwartungen der riesigen Fangemeinde, die keine unbedeutende Rolle spielt?

Michael Mack: Man muss zwei Dinge unterscheiden. Zum einen gibt es den Park-Fan, der bis zu 50 Jahre Erinnerungen an diese Euromaus hat. Dessen Erwartungen gerecht zu werden, ist extrem schwierig, allerdings nicht unmöglich. Wir nehmen die Fans jedenfalls sehr ernst. Zum anderen haben wir uns zum Ziel gesetzt, einen unterhaltsamen Film zu machen, der ein großes Publikum anspricht, das nicht nur aus der Fangemeinde des Europa-Park bestehen kann. Der Film muss Menschen gefallen, die keinerlei Verbindung zum Europa-Park haben, ihn nicht kennen, vielleicht noch nie von ihm gehört haben. Meine Maßgabe ist: „Grand Prix of Europe“ muss unterhaltsam sein, er muss eine gewisse Ironie haben, ein Augenzwinkern. Und er muss selbstständig funktionieren können. Wenn die Leute aus dem Kino kommen und sich 90 Minuten gut unterhalten gefühlt haben, haben wir unsere Arbeit gutgemacht. Es soll kein Werbefilm für den Europa-Park sein, sondern ein in sich stimmiges Filmabenteuer, das weltweit Spaß macht. 

Sie betreiben einen Themenpark, in dem sich alles um Storytelling dreht. Sie erzählen mit Ihren Rides Geschichten, involvieren neue, selbst geschaffene Figuren, bieten emotionale Erfahrungen an. Deshalb die abschließende Frage: Ist „Grand Prix of Europe“ ein einmaliger Schritt ins Kino? Oder ist es der Anfang eines neuen Wegs, bei dem Sie aus einer Vielzahl von Welten und Charakteren schöpfen können?

Michael Mack: Wenn man eine Animationsfirma besitzt, ist es naheliegend, fortführend Animationsfilme zu machen. Wir haben die Mack Animation aufgeteilt in 50 Prozent Freizeitpark-Geschäft und wollen natürlich über MACK Rides die Branche weiterhin mit Mediencontent beliefern. Und wir haben zu 50 Prozent die Pipeline für Kinofilme. Das ist eine sehr attraktive Ausgangsposition. Unter unserer Marke für Family Entertainment MACK Magic haben wir auch noch Snorri und die Wasserwelt Rulantica und viele andere Figuren und Welten im Koffer. Immerhin haben wir mit dem Coppenrath Verlag auch schon über 600.000 Bücher verkauft, die Potenzial für weitere Geschichten bieten. Jetzt warten wir erst einmal ab, ob wir mit „Grand Prix of Europe“ den Qualitätsanspruch der Kinogänger erfüllen können mit einem unterhaltsamen Film. Aber meine Hoffnung ist natürlich, dass es der Anfang eines neuen, spannenden Geschäftsfelds für uns ist – und nicht gleich schon wieder das Ende. 

Das Gespräch führte Thomas Schultze.