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Produzent*innenverband mahnt zügige – und komplette – Umsetzung der Förderreform an

Ein kleiner Grund zu feiern: Im Lauf des Jahres ist bereits das 150. Mitglied zum Produzent*innenverband gestoßen. Was die Feierlaune derzeit noch trübt, ist leider der Stand bei der Förderreform. Dieser beherrschte naturgemäß auch die Verbandsversammlung am Rande des Filmfestes Hamburg – war aber durchaus nicht das einzige Thema.

Mitglieder des Produzent*innenverbandes bei der Versammlung am Rande des Filmfest Hamburg (Credit: Maximilian Probst)

Ob man bei der Planung des Termins ernsthaft damit gerechnet hatte, in einer Mitgliederversammlung Anfang Oktober noch so wenig über zentrale Säulen der Förderreform zu wissen, wie es am Ende tatsächlich der Fall war? Wie dem auch sei: Es überrascht selbstverständlich nicht, dass der Produzent*innenverband aus dieser Versammlung nicht zuletzt mit einer klaren Botschaft an Bund und Länder gegangen ist: Die Reform muss zügig umgesetzt werden – und zwar im geplanten Ausmaß, nicht nur in Teilen.

„Die unabhängigen Produzent:innen, die mit ihren künstlerischen Werken das Filmschaffen aus Deutschland auf den internationalen Filmfestivals repräsentieren, setzen große Hoffnungen in die Filmförderreform. Geplant als Gesamtstruktur mit mehreren Säulen, kann sie nur ein Erfolg werden, wenn neben dem novellierten Filmförderungsgesetz die Investitionsverpflichtung und das Anreizmodell, eine gut ausgestattete jurybasierte kulturelle Filmförderung mit einer eigenen Jury für den Kinderfilm sowie eine bedarfsgerecht ausgestattete und finanzierte Talentfilmförderung umgesetzt werden“, erklärt Geschäftsführerin Julia Maier-Hauff.

Unabhängig davon gibt es weitere Herausforderungen. Eine besondere stellt laut Vorstandsmitglied Jakob Weydemann, der auch im FFA-Richtlinienausschuss sitzt, „die Umstellung der jurybasierten FFA-Förderung auf das automatisierte System über Referenzmittel für Filme dar, die über Gewinne bei und Teilnahmen an renommierten Festivals den deutschen Film in der Welt bekannt machen und so zum Erfolg des deutschen Films beitragen“. Laut Weydemann müsse die Festivalliste der FFA auf Basis des Ziels, einen Referenzpunktwert von 1,10 Euro zu sichern, so gestaltet sein, dass sowohl Erfolge im Kino, wie auch auf Filmfestivals angemessene Berücksichtigung fänden. Der Dank des Verbandes richte sich in diesem Zusammenhang an die FFA, Peter Dinges und insbesondere die Statistikabteilung, die „diesen Prozess gut moderiert und begleitet“, so Weydemann.

Als besonderen Erfolg des eigenen Verbandes sehen es dessen Mitglieder laut einer Pressemitteilung an, dass es nach Vorlage einer vielbeachteten Nachwuchsstudie 2021 und jahrelanger filmpolitischer Arbeit gelungen sei, dass nun auch die Talentförderung auf Bundesebene reformiert werde – liege im Talentfilm doch „die Zukunft des Filmschaffens in Deutschland“. Dazu Vorstandsmitglied Alexandra Krampe: „In den vergangenen Jahren haben einige Regionalförderungen begonnen, ihre Talentförderprogramme vor allem in der Entwicklungsförderung bedarfsgerechter zu gestalten. Wir freuen uns sehr, dass die Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Notwendigkeit einer neuen Talentförderung erkannt hat und das Kuratorium junger deutscher Film, in gemeinsamer Finanzierung von Bund und Ländern, ab 2025 die zentrale Institution für Talentförderung auf Bundesebene wird.“

Während Verbandsmitglied Ingo Fliess den regen Zuwachs an Mitgliedern in den Fokus rückte – so konnte der Produzent*innenverband in diesem Jahr das 150. Mitglied begrüßen – wurde die Mitgliederversammlung genutzt, um eine AG „Familienfreundliches Produzieren“ aus der Taufe zu heben. Die Nachwuchsmitglieder Maritza Grass (Carousel Film) und Lotte Ruf (Goldstoff Filme) haben im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Filmuniversität Babelsberg einen Leitfaden entwickelt. Er soll Produzent:innen von Film- und Fernsehproduktionen dabei unterstützen, die Dreharbeiten so zu gestalten, dass ausreichend Raum für das Privatleben bleibt. Er betrachtet verschiedene Arbeitszeitmodelle, die mehr Vereinbarkeit ermöglichen, enthält Anregungen zur Kinderbetreuung am Set und zeigt auf, wie Eltern ein Wiedereinstieg nach der Familienzeit erleichtert werden kann.

Als Gast bei der Versammlung, die sich direkt an die gestrige Explorer-Konferenz anschloss, wurden Geschäftsführer Helge Albers und Förderleiterin Katrin Mersmann der MOIN Filmförderung begrüßt, die über Erfahrungen mit dem NEST-Programm berichteten. Dazu Albers: „In Zeiten, in denen die Finanzierung neuer Projekte und der Zugang zu öffentlichen Fördermitteln schwieriger werden, ist es unsere Aufgabe, Projekte so zu fördern, dass sie konkurrenzfähig sind und optimal entwickelt in die Finanzierung gehen können. Auch das Community-Building wird wichtiger denn je. Mit dem NEST setzen wir genau hier an: Wir haben die Entwicklungsförderung bewusst mit dem kreativen Austausch verknüpft und können durch die NEST-Tools individuell festlegen, welche Projekte welche Förderung benötigen. Die hohe Zahl an NEST-Bewerbungen zeigt uns, dass wir hier einen Nerv getroffen haben. Auch Veranstaltungen wie das jährliche Herbsttreffen des Produzent*innenverbands beim Filmfest Hamburg sind essenziell, um den Austausch weiter zu stärken und die Vernetzung innerhalb der Branche zu fördern.“